Interview mit der Kommunikationsdesignerin Christina Föllmer
Hatten Sie als Abiturientin bereits konkrete Berufswünsche? War es von Anfang an ein Designberuf?
Bereits als Kind ist mir Kunst nahe gebracht worden, was sicher den Grundstein für meine kreative Tätigkeit gelegt hat. Vor dem Abitur war allerdings noch Mode-Design meine Präferenz, da ich mir Teenager leidenschaftlich gern viele Kleider selbst genäht habe.
Mit Kommunikationsdesign verbinden viele auch eine künstlerische Tätigkeit. Können Sie sich tatsächlich künstlerisch ausleben oder sind auch andere Talente gefragt?
Künstlerisch ausleben – das können vielleicht ein paar Dutzend Kommunikations-Designer weltweit. Je nachdem, wo man studiert, weist das Studium selbst gegebenenfalls künstlerische Ansätze auf. Das heißt: Ja, es ist in gewisser Weise künstlerisches Talent, jedenfalls aber Kreativität gefragt. Prinzipiell könnte der Beruf deutlich mehr Freiraum für kreative Gestaltung bieten. Im Arbeitsalltag ist man jedoch eher Dienstleister und arbeitet innerhalb des Rahmens, den der Kunde oder Arbeitgeber absteckt.
Warum haben Sie sich für dieses Studium und den Beruf entschieden?
Der Beruf des Kommunikations-Designers ist kreativ; man entwickelt und gestaltet Dinge. Man kommuniziert aber nicht nur, sondern stellt Kommunikation im Grunde sogar her – was eine sehr schöne Aufgabe ist. Zudem hat mich die Vielfalt der Visuellen Kommunikation sehr gereizt.
Gab es während des Studiums wichtige Aha-Erlebnisse?
Ich habe tatsächlich eine Mischung aus Kunst und Design studiert – das war das ideale Studienkonzept für mich. Der Schwerpunkt lag nicht auf einer berufsnahen Ausbildung, sondern auf Entwicklung einer Gestalter-Persönlichkeit und eines „Anders-Denkens“. Das war gepaart mit viel kreativer Freiheit. Vom Studium ‚verwöhnt‘ war ein wichtiges Aha-Erlebnis sicherlich, dass eine solche Freiheit im Berufsleben eher selten ist.
Wichtig ist, dass die Arbeit einen anspricht und auch wirklich interessiert.
Kommunikationsdesign klingt für junge Leute oft abstrakt. Sie fragen sich: Wie und wo könnte ich arbeiten?
Das ist tatsächlich ein faszinierender Aspekt meines Berufs: Es gibt sehr viele Optionen, wo man später tätig sein kann: in Werbeagenturen, Verlagen, Grafik-Büros, als Inhouse-Grafiker oder auch als Dozent; man kann als kreativer Kopf arbeiten oder als ausführende Hand… Es ist ein weites Feld, so dass wirklich jeder seinen Bereich, seine Nische finden kann.
Bei welchen Projekten entwickeln Sie die größte Leidenschaft?
Ich brauche auf alle Fälle Abwechslung. Bücher und Magazine sind an sich schon tolle Produkte. Sonst sind es Projekte, in denen ich mich inhaltlich auseinandersetzen kann und konzeptionell die richtige Form oder maßgeschneiderte Lösung für ein Thema finden muss.
Wie verändern die Sozialen Medien und das Internet derzeit das Design?
Die Branche hat sich erweitert und der Schwerpunkt verlagert sich immer mehr vom Print ins Digitale. Das ist schade, da ich ein haptischer Mensch bin und am Ende am liebsten ein fertiges Produkt in den Händen halte. Aber in der „digitalen Welt“ verschieben sich lediglich die Parameter. Es sind ganz andere Dinge möglich, man kann teilweise vielschichtiger arbeiten – und mittlerweile „diktiert“ auch der technische Aspekt nicht mehr die gestalterischen Möglichkeiten.
Was raten Sie jungen Leuten, die sich für diesen Beruf interessieren?
Es ist immer gut, ein Praktikum zu absolvieren. Dabei sollte die Werbeagentur, der Verlag oder das Grafik-Büro, gut gewählt sein. Wichtig ist, dass die Arbeit einen anspricht und auch wirklich interessiert. Im Vorfeld sollte man sich viel anschauen und vergleichen, sich aber auch über die Arbeitsweise informieren, denn in Verlagen wird anders gearbeitet als in Werbeagenturen. Es ist ein Beruf, dessen Leistung mit dem Spaß an der Arbeit steht und fällt, darum sollte man schon ein gewisses Maß an Begeisterung mitbringen.
TEXT Christina Föllmer
FOTO Privat