Architektur für den Menschen

Architektur für den Menschen

Prof. Stephan Wehrig im Interview: Spezialist für Bauen im Gesundheitswesen an der TH Lübeck.

Was sollte das perfekte Krankenhaus der Zukunft aus Architektensicht auszeichnen?


PROF. WEHRIG: Das perfekte Krankenhaus der Zukunft unterstützt durch seine räumlichen und atmosphärischen Qualitäten den Heilungsprozess der Patienten. Zudem bietet es für die Mitarbeiter/-innen ein motivierendes und gut organisiertes Arbeitsumfeld. Diese Qualitäten werden zu einer hohen Akzeptanz in der Bevölkerung führen und den wirtschaftlichen Erfolg des Krankenhauses sicherstellen.

Wie passen hohe Anforderungen ans Bauen mit dem Diktat des Sparens im öffentlichen Bereich zusammen?


Der Fakt des „Kostendrucks“ ist mittlerweile eine selbstverständliche Planungsgrundlage für Architekt/-innen und Fachplaner/-innen. Dies sollte aber kein Grund für mangelnde Baukultur sein. Vielmehr gilt es, durch sorgfältig und nachhaltig geplante Architektur nachzuweisen, dass gute Gestaltung nicht ausschließlich vom Budget eines Bauvorhabens abhängt. Gleichzeitig dürfen wir aber zukünftig nicht mehr nur die Kosten für die Errichtung eines Gebäudes betrachten, sondern müssen auch die Folgekosten für den Betrieb und die Instandhaltung während des gesamten Lebenszeitzyklus eines Gebäudes in die Bewertung einbeziehen. Hier zeigt sich in aller Regel, dass sich die Investition in eine bessere bauliche Qualität im Laufe einer jahrzehntelangen Nutzung eines Gebäudes mehr als bezahlt macht.

Bevor Prof. Stephan Wehrig 2013 die Professur an der FH Lübeck übernahm, leitete er viele Jahre in einem großen Architekturbüro die Entwurfsabteilung. Sein Spezialgebiet: Krankenhausplanung vom Zentralklinikum über Fachkliniken bis zur Spezialklinik.

Bevor Prof. Stephan Wehrig 2013 die Professur an der FH Lübeck übernahm, leitete er viele Jahre in einem großen Architekturbüro die Entwurfsabteilung. Sein Spezialgebiet: Krankenhausplanung vom Zentralklinikum über Fachkliniken bis zur Spezialklinik.

Was können Ihre Studierenden im Vertiefungsbereich „Bauen im Gesundheitswesen“ im Master-Studium Architektur lernen?


An oberster Stelle steht die Vermittlung eines zentralen Leitbildes für diese Planungsaufgabe – dem Leitbild von der „Architektur für den Menschen“. Dieses Leitbild ist Motivation und Auftrag zugleich, um der sehr komplexen Planungsaufgabe „Bauen im Gesundheitswesen“ gerecht zu werden. Zudem werden natürlich die betriebsorganisatorischen Grundlagen in Bezug auf die Abläufe in einem Krankenhaus vermittelt. Dieses Wissen vertiefen die Studierenden dann in Form von sogenannten Praxistagen. Zu diesem Zweck werden ausgewählte Funktionsbereiche, wie Operationsbereich, Intensivstation und Pflegebereiche, im Universitätsklinikum in Lübeck besichtigt und analysiert. Besonders wertvoll ist dabei der Austausch mit den Mitarbeiter/-innen des Krankenhauses. Die Studierenden sollen aber auch unbedingt die große Vielfalt der Planungsaufgabe „Bauen im Gesundheitswesen“ kennenlernen. Hier reicht das Spektrum von „Wohnformen im Alter“, über Gesundheitszentren und Rehakliniken bis hin zu Universitätskliniken. Gerade haben wir mit den Masterstudierenden Entwürfe für ein barrierefreies 4-Sterne-Hotel für Menschen mit Behinderungen erarbeitet.

Wie sieht es mit den Chancen auf dem Arbeitsmarkt aus, wie die Karrieremöglichkeiten?


Sehr gut! Das hat vor allem damit zu tun, dass die Studierenden mit der Schlüsselkompetenz des „Integralen Planens“ ausgestattet werden und somit für jedes Planungsbüro eine Unterstützung und Bereicherung darstellen. Zudem bietet natürlich das Planungsfeld „Bauen im Gesundheitswesen“ aufgrund seines großen Spektrums viele Möglichkeiten, sowohl national als auch international zu arbeiten. In Deutschland werden jährlich mehr als 10 Mrd. Euro im Bereich des Gesundheitswesens investiert. Allein diese Summe zeigt, dass dieses Planungsfeld auch zukünftig zahlreiche Bauaufgaben generieren wird.

Architektur an der TH Lübeck


Studienabschluss: Bachelor of Arts
Zulassungsvoraussetzungen: Fachhochschulreife oder gleichwertige Qualifikation
Studienbeginn: jeweils zum Winter- und Sommersemester
Regelstudienzeit: 6 Semester

Studienabschluss: Master of Arts
Zulassungsvoraussetzungen: Bachelor Architektur, Notendurchschnitt mind. 2,5
Studienbeginn: jährlich zum Wintersemester, Bewerbungsschluss: 15. Juli des Jahres
Regelstudienzeit: 4 Semester
Vertiefungsgebiet: Bauen im Gesundheitswesen
Internet: www.bau.th-luebeck.de

Text Joachim Welding
Fotos TH Lübeck/FB Architektur