Jugend forscht: Innovative Projekte beim Regionalwettbewerb in Kiel

Jugend forscht: Innovative Projekte beim Regionalwettbewerb in Kiel

Schutz gegen die Schiffsbohrmuschel, Konservierungsmittel für Lebensmittel, automatische Gewächshaussteuerung, lebensmittelechte Akkus und Tumorfrüherkennung mittels KI: Beim Regionalwettbewerb von Jugend forscht in Kiel haben die Jungforscher für diese Projekte den ersten Preis erhalten.

„Macht aus Fragen Antworten“ lautete das Motto der diesjährigen Jugend forscht-Runde. Zukunftsorientierte Jungwissenschaftlerinnen und Jungwissenschaftler präsentierten beim Regionalwettbewerb Kiel ihre Ergebnisse. Die Präsentation mit anschließender Bewertung durch die Jury und Siegerehrung fand am 13. Februar 2025 an der Fachhochschule Kiel statt. 57 Schüler in 33 Teams waren vor Ort und zeigten innovative Projekte aus sieben Fachgebieten.

Dabei beschäftigten sie sich unter anderem mit Fragestellungen wie dem Sozialverhalten von Miesmuscheln, untersuchten, welche Eigenschaften Seegras als Verbundmaterial in Beton besitzt, oder wie sich das perfekte Rezept für nicht schmelzende Sommerschokolade zusammensetzt.

Die Vielfalt der innovativen Projektideen war groß und reichte bis zu medizinischen Fragestellungen und klimaschützenden Maßnahmen.

Erster Platz in Biologie

Einen ersten Platz in der Kategorie Biologie erreichte Klaas Jacobsen (13) mit dem Thema „Umweltfreundlicher Schutz gegen die Schiffsbohrmuschel auf Bienenwachsbasis“. Holzbauten im Meer, wie Boote und Stege, werden oft von der Schiffsbohrmuschel zerstört, da ihre Larven das Holz besiedeln und durch Fraßgänge schwächen. Übliche Schutzanstriche sind umweltschädlich. Klaas testete, ob Bienenwachs als umweltfreundliche Alternative die Larven abschrecken kann, und hofft, dass seine Forschung zu nachhaltigen Holzschutzmitteln beiträgt.

„Ich nehme bereits zum dritten Mal an Jugend forscht teil“, erzählt Klaas. Er ist hier sozusagen privat und nicht über eine Schule. Seit drei Jahren besucht er das Schülerforschungszentrum Kieler Forschungswerkstatt und konnte auch für dieses Projekt das Labor im Botanischen Garten nutzen. Unterstützt wurde er von Projektbetreuern und Begleitpersonen, beispielsweise bei seinen Erkundungen auf der Förde. „Biologie und Natur interessieren mich sehr. Ich finde Forschungen zu bestimmten Fragestellungen besonders spannend“, so Klaas.

Schüler erklärt

Klaas gewann den ersten Platz in Biologie bei Jugend forscht mit einem umweltfreundlichen Schutz gegen die Schiffsbohrmuschel auf Bienenwachsbasis.

Erster Platz in Chemie

Auch in der Sparte Jugend forscht junior, allerdings im Bereich Chemie, wurde ein erster Preis verliehen. Diesen erhielten Emil Schmidt (12) und Lukas Blume (11) vom Gymnasium Altenholz für ihre Forschung zum Thema „Sauer macht lustig – und haltbar!“ Sie untersuchten, welche Säure sich besonders gut zur Konservierung eines bestimmten Lebensmittels eignet und in welcher Konzentration (pH-Wert) sie vorliegen muss. Ein weiterer erster Preis wurde für das Thema „Programmierung und Bau einer automatischen Gewächshaussteuerung“ an Silja Jacobsen (10) aus dem Schülerforschungszentrum Kieler Forschungswerkstatt in der Kategorie Mathematik/Informatik vergeben.

So werden die Preise vergeben

Die Schüler arbeiten an ihren Projekten wie echte Wissenschaftler. Die Projekte entstehen aus eigenen Ideen, die Schüler forschen monatelang an ihren Fragestellungen, stellen Hypothesen auf und überprüfen diese experimentell. Vergeben werden für ihre Arbeiten die Platzierungen und Preise von Platz eins bis drei absolut, nicht relativ. Zudem gibt es einige Sonderpreise.
„Bei der Bewertung spielt der Eigenanteil eine große Rolle, weitere Kriterien sind Kreativität, Neuheit und Originalität“, sagt Dr. Silke Feuerriegel, die Verantwortliche für die Jury von Jugend forscht. Bewertet wurden die Projekte von einer Jury, die sich aus Personen aus Schule, Hochschule und Wirtschaft zusammensetzte. Die Projektarbeit lebt von ambitionierten Jungforschern und ihren engagierten Lehrern und Projektbetreuern. Mehr als 10.000 Bewerbungen gab es in diesem Jahr.

Lebensmittelgerechte Akkus und Tumorfrüherkennung

Zwei erste Preise gingen an ältere Schüler. Marissa Prokop (17) und Yolanda Neuendorf (17) hatten Nachforschungen zu lebensmittelechten Akkus angestellt und wurden hierfür geehrt. Peer-Kristian Magnus Ewald (18) aus dem Internatsgymnasium Louisenlund beschäftigte sich mit dem Thema „AT/RT-RTPS-Erkennung mit KI“.
Das Projekt von Peer zielt darauf ab, mithilfe von Methylierungsdaten das Rhabdoid-Prädispositions-Syndrom (RTPS) vorherzusagen, eine genetische Erkrankung, die das Risiko für aggressive Hirntumoren wie AT/RT erhöht. Dazu wurde eine KI entwickelt, die Hinweise auf RTPS bei AT/RT-Patienten liefern kann. Diese Methode könnte Ärzten helfen, gezielt genetische Untersuchungen zu veranlassen und so frühzeitig fundierte Behandlungsentscheidungen zu treffen, da RTPS die Risiken einer Bestrahlung erheblich beeinflussen kann. „Ich interessiere mich für Informatik und genauer für neuronale Netze und maschinelles Lernen“, sagt Peer. Die Einbettung in den medizinischen Bereich mache die Fragestellung noch interessanter. Peer bezeichnet das als „Informatik im Kontext“. Er macht gerade sein Abitur und hat bereits einen Studienplatz in Informatik/Cyber Security.

Schüler erklärt

Peer-Kristian Magnus gewann einen ersten Preis für sein Projekt zur KI-gestützten Vorhersage des Rhabdoid-Prädispositions-Syndroms.

Lob für alle bei der Siegerehrung

Bei der Siegerehrung wurden die Jungforscher nicht nur mit Platzierungen, sondern auch mit Sonderpreisen und Teilnehmerurkunden geehrt. „Die Jungforscher haben die Initiative ergriffen, um Antworten zu suchen, und das ist ihnen eindrucksvoll gelungen“, so Feuerriegel. Auch diejenigen, die nicht zu den Siegern gehörten, hätten mit ihrer Teilnahme wertvolle Erkenntnisse gewonnen und Ergebnisse erarbeitet. „Ihr habt heute schon gewonnen. Ihr könnt stolz auf euch sein. Bleibt dran“, ermutigte Feuerriegel die Teilnehmenden und wünschte sich, dass sie wieder antreten.

Teilnehmer aus Kopenhagen

Ganz aus Kopenhagen angereist waren Frederik Reventlow (11) aus Frederiksberg und Isak Ejner Nielsen Grunz (9) von der deutsch-dänischen Sankt Petri Skole. Gemeinsam mit Jonathan Skjelmose von Brück (12) haben sie den kühlenden Hut für den warmen Sommer erfunden und den 2. Preis in Physik erhalten. „Das Ziel unseres Projektes ist es, dass wir uns bei Hitzewellen im Sommer besser schützen können“, erklärten sie. Hierfür entwickelten die Jungforscher Lösungen, um einen Hut so umzubauen, dass er nicht nur vor der Sonne schützt, sondern auch aktiv kühlt – ausgestattet unter anderem mit einem Ventilator und Solarzellen für dessen Antrieb. „Ich interessiere mich sehr für Naturwissenschaften und Design, Isak mehr für das Programmieren“, erzählt Frederik. Das ergänze sich sehr gut.

Gegen die Waldbrandgefahr

Ein weiteres Projekt, das klimatische Veränderungen fokussiert und ihnen etwas entgegensetzen will, haben Ole Schenzer (12) und Paul Keßler (13) vom Gymnasium Altenholz erarbeitet. Sie forschten darüber, wie der Wald der Zukunft aussehen müsste, um der zunehmenden Waldbrandgefahr zu begegnen. „Wir sind Cousins und fahren jeden Tag mit dem Fahrrad durch den Wald zur Schule“, sagt Paul. Er ist Naturfreund, und Ole ist bei der Jugendfeuerwehr – eine perfekte Voraussetzung für die Forschung an Baumarten unter der Fragestellung: „Welche Baumarten sind bei einem Waldbrand leichter, welche schwerer entzündlich?“

Seegras als natürliche Alternative

Mit mehreren Projekten waren Schüler von der Kieler Hebbelschule zum Thema Seegras vertreten. Arthur Michak (15) erzählt, dass ihre Lehrerin, Daniela Efler-Miklat, einen großen Sack Seegras mitgebracht habe, der für die Forschung verwendet werden konnte. Arthur hat gemeinsam mit Konrad Boock (14) und Johan Alsen (14) am Projekt „Seebeton – Seegras als Verbundmaterial in Beton“ geforscht, das einen 3. Preis im Bereich Arbeitswelt erreicht hat. „Wir sind im Wahlpflichtfach Angewandte Naturwissenschaft und Technik und ich finde forschen gut“, sagt Johan. Auch Artur und Konrad sind an den Naturwissenschaften interessiert; mit dem Projekt wollten sie eine umweltfreundlichere Alternative zu Stahlbeton herstellen: „Wir wollten testen, ob sich Beton und Seegras bei Hitze und Kälte gleich verhalten und schauen, ob der Beton Risse bekommt.“ Das Ergebnis zeige, dass Seegras gut funktioniere, aber in der Belastbarkeit nicht an Stahl herankomme.

Schüler erhalten Preis

Arthur, Konrad und Johan von der Kieler Hebbelschule gewannen den 3. Preis im Bereich Arbeitswelt mit ihrem Projekt „Seebeton“, das Seegras als umweltfreundliche Beton-Alternative untersuchte.

Die Jungforscher werden gebraucht

Björn Christensen, der Präsident der Fachhochschule Kiel, hob bei der Siegerehrung die Bedeutung von Jugend forscht angesichts des Klimawandels, des demografischen Wandels und des technologischen Fortschritts hervor. „Wir brauchen Nachwuchs und junge Leute mit Spaß, Freude und Ehrgeiz, die eine wichtige Rolle in der Gesellschaft spielen“, so Christensen. „Solche Projekte zu realisieren, ist keine Selbstverständlichkeit.“
Auch Ulrike Hensel vom Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein zeigte sich beeindruckt von den Leistungen der jungen Forschenden. Die Schüler hätten gezeigt, was möglich sei, wenn sie freie Aufgaben erhielten und eigene Herausforderungen meisterten. Jugend forscht sei eine Erfolgsgeschichte mit vielen bemerkenswerten Unterstützern.
Geehrt wurden dann auch Lars Hollensen vom Gymnasium Altenholz, Nina Siebert vom Schülerforschungszentrum Kieler Forschungswerkstatt und das RBZ Technik, Kiel für ihr besonderes Engagement bei der Förderung, Begleitung und Betreuung der Projekte.

TEXT Hilke Ohrt
FOTO Thore Nilsson