Wie die Sasol Germany GmbH in Brunsbüttel den Fachkräftenachwuchs sichert – ein Blick hinter die Kulissen

Wie die Sasol Germany GmbH in Brunsbüttel den Fachkräftenachwuchs sichert – ein Blick hinter die Kulissen

Um die Verbindung kleinster Moleküle und wie sie miteinander reagieren, dreht sich alles bei Sasol in Brunsbüttel. Eine Welt, die nur wenige wirklich kennen, wenn sie nicht gerade eine Ausbildung in einem Chemieunternehmen absolvieren oder dort arbeiten. Wir wollten hinter die Kulissen des weltweit agierenden Unternehmens blicken und uns mit den besonderen Produktionsprozessen vertraut machen.

Die Formel für Erfolg – Ausbildung in einem Chemieunternehmen:

Unser Tag bei Sasol beginnt mit einem Film über Regeln und Sicherheitsmaßnahmen auf dem Gelände. „Denn Sicherheit hat bei Sasol oberste Priorität – hier gehen wir keine Kompromisse ein“, betont Boie Witt, Ausbilder der Chemielaboranten am Standort Brunsbüttel.

Ausgestattet mit weißen Kitteln, Sicherheitsschuhen, Schutzbrillen und Helmen begeben wir uns an den imposanten Stahltürmen und Produktionshallen vorbei auf den Weg zum Ausbildungszentrum – dort wartet bereits Mathis. Denn der Auszubildende im zweiten Lehrjahr wird uns die wichtigsten Stationen seiner Ausbildung zeigen.

Azubi eines Chemieunternehmens im Porträt

Mathis absolviert seine Ausbildung als Chemikant bei Sasol.

Während Boie Witt uns in die Werkstatt der Chemikanten führt, erzählt er, wie die Knallgasprobe im Chemieunterricht sein Interesse geweckt hat und nie wieder losließ. „Für die Ausbildung bei Sasol, damals CONDEA, habe ich mich entschieden, weil mich die Vielfalt der chemischen Produkte, die Sasol produziert, begeistert hat – von organisch bis anorganisch, sprich von den Fettalkoholen und den Aluminiumoxiden bis hin zu allen anderen Verbindungen”, erzählt Witt. Sein Weg bei Sasol führte ihn von der Ausbildung zum Chemielaboranten über den Bereich Forschung und Entwicklung zum hauptamtlichen Ausbilder der Chemielaboranten. Von seiner Begeisterung und seinem Know-how profitieren heute um die 20 Nachwuchstalente, die jedes Jahr ihre Ausbildung bei Sasol in den Bereichen Chemikanten, Chemielaboranten, Industriemechaniker, Elektroniker für Automatisierungstechnik, Industriekauffrau beginnen – Tendenz steigend. „Der Bedarf ist da. Grund dafür sind u.a. der demografische Wandel und die boomende Wirtschaftsregion an der Westküste”, erklärt Witt.

Chemielaborant bei einem Experiment

Ausbilder Boie Witt ist begeistert von Chemie.

Wo nicht nur Flüssigkeiten gefördert werden: die Chemikanten-Werkstatt

Unser Rundgang beginnt in der Werkstatt der Chemikanten, einer Halle mit vier Pumpen in kleiner Ausführung, die zu Übungszwecken für die Azubis bereitstehen. „Die sind zum Befördern von Flüssigkeiten da”, klärt uns Mathis auf. Im Rahmen seiner Ausbildung zum Chemikanten lernte er, die Anlage zu betreuen sowie die Ventile, Schieber und Filter zu regulieren und zu warten. Ob es Fehler zu beheben gibt, erfährt er über die Messwarte, bestehend aus mehreren Monitoren, die Informationen über die Temperatur, den Druck und stoffliche Eigenschaften anzeigen. Zudem ziehen die Auszubildenden Proben, die im Labor analysiert werden. „Wenn ich beispielsweise vom Labor erfahre, dass der pH-Wert zu hoch ist, öffne ich einen sogenannten Weg in der Anlage und reduziere den Wert.” Um die Ventile, Pumpen, Reaktoren, Rohrleitungen und Armaturen der Anlagen zu bedienen, lernen Mathis und seine Mitstreitenden, bevor es in eine neue Anlage geht, die komplette Mechanik kennen. Denn das Bedienen einer Anlage erfordert oft das Lösen von Problemen und die Bewältigung von Herausforderungen in Echtzeit „und genau das macht den Reiz dieser Arbeit aus – kein Tag ist wie der andere“, so Mathis.

Von Kosmetik bis zu grünem Wasserstoff: die Anlage als Dreh- und Angelpunkt in der Produktion

In der Anlage werden chemische Produkte hergestellt, die anschließend per Schiff, Bahn, LKW oder mit anderen Transportmitteln an ihre Bestimmungsorte gelangen. Dort werden sie weiterverarbeitet und in eine Vielzahl von Endprodukten umgewandelt, die in unserem täglichen Leben eine wichtige Rolle spielen. Diese Palette reicht von Cremes, Lippenbalsam und Zusatzstoffen für Schmiermittel in Windrädern bis hin zu Aluminiumoxiden (Tonerden) als Katalysatorenträger z.B. zur Herstellung von nachhaltigen Kerosin (CARE-O-SENE). Die Anlage ist das Herzstück eines Chemieunternehmens. Alle anderen Bereiche wie z.B. die Elektroabteilung, das Labor, die Personalabteilung und auch die Feuerwehr unterstützen den reibungslosen Ablauf der Produktion, erfahren wir auf unserem Rundgang.

Dieser Fertigungsprozess hat nicht nur einen erheblichen wirtschaftlichen Einfluss, sondern berührt auch zahlreiche gesellschaftliche Themen.

„Nachhaltigkeit ist ein Schlüsselbegriff in der modernen Chemieindustrie, da wir bestrebt sind, ihre Produktion umweltfreundlicher zu gestalten und Ressourcen effizienter zu nutzen. Dies betrifft nicht nur die Verwendung nachhaltiger Rohstoffe, sondern auch die Minimierung von Abfällen und den Einsatz umweltschonender Technologien”, betont Boie Witt.

Die chemische Industrie gilt nach wie vor als wichtiger Treiber für die wirtschaftliche Entwicklung und den gesellschaftlichen Fortschritt.

Wo die Anlagen repariert und instand gehalten werden: die Metallwerkstatt

Unsere nächste Station ist die Metallwerkstatt. Hier treffen wir auf den Azubi Thede, der eine Ausbildung zum Industriemechaniker bei Sasol absolviert und seinen Ausbilder Jannis Thießen. Im Gegensatz zur Chemikanten-Werkstatt geht es hier etwas lauter und robuster zu. Kein Wunder: Feilen, sägen, bohren lautet in der Metallwerkstatt die Devise – und zwar für alle. „Weil es für alle Fachbereiche wichtig ist zu verstehen, wie unsere Anlagen gebaut werden”, erfahren wir von Jannis Thießen.

Mitarbeiter Chemieunternehmen in Metallwerkstatt

Ausbilder Jannis Thießen ist häufig in der Metallwerkstatt zu finden.

Der junge Ausbilder hat selbst bei Sasol gelernt und wurde innerhalb kürzester Zeit zum Planer und Ausbilder im Bereich Instandhaltung. „Die Arbeit mit jungen Menschen macht mir sehr viel Freude, weil ich sie mit meiner Begeisterung für den Beruf gerne anstecken und motivieren möchte”, so Jannis Thießen.

Einer dieser jungen Nachwuchstalente ist Thede. Als angehender Industriemechaniker verbringt er viel Zeit in der Metallwerkstatt und erhält fast täglich neue Einblicke und Aufträge. „Dadurch gestaltet sich der Arbeitsalltag äußerst abwechslungsreich, und mit jeder neuen Aufgabe lernen wir dazu”, so Thede. Auch Mathis erhielt die Grundausbildung in der Metallwerkstatt und konnte sein handwerkliches Geschick unter Beweis stellen. „Eine spannende Erfahrung, besonders weil wir auch viel für Zuhause gelernt haben”, verrät er. „Wenn z.B. mein Vater Feuertonnen und Stehtische baut, kann ich ihn nun fachmännisch unterstützen. Zudem hilft es mir zu verstehen, wie die Industriemechaniker arbeiten und wie die Pumpen gebaut werden”, ergänzt Mathis.

Im Unterschied zu anderen Chemieunternehmen bauen die Industriemechaniker und Industriemechanikerinnen bei Sasol die Pumpen nicht nur aus und wieder ein, sondern übernehmen auch die Reparatur.

„Wer bei Sasol eine Ausbildung absolvieren möchte, sollte daher über ein gutes mathematisches und physikalisches Verständnis sowie ein räumliches Vorstellungsvermögen verfügen, wobei nicht der Schulabschluss, sondern viel mehr Interesse und Engagement im Fokus stehen”, betont Thießen.

Wo Verbindung entsteht: im Ausbildungslabor des Forschungs,- Entwicklungs, und Analytikzentrums

Unser Einblick in das Ausbildungslabor der Laboranten beginnt mit einem kleinen Quiz und der Frage: Warum schwimmt Öl auf Wasser? Denn das Bestimmen von Stoffeigenschaften ist ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung der Chemikanten im Labor. Sie lernen, die Proben, die sie in der Anlage ziehen, selbst im Labor zu analysieren, um zu verstehen, was die Werte für die Analyse bedeuten.

Mehrere Menschen in einem Chemielabor von Sasol

ME2BE bei der Werksführung über das Firmengelände.

Nicht nur für uns, auch für Mathis ist das Ausbildungslabor bei Sasol Neuland, da er frühestens im zweiten Ausbildungsjahr hier lernen wird. „Erste Einblicke konnte ich jedoch bereits während eines Praktikums bei einem anderen Chemieunternehmen auf der anderen Seite des Kanals sammeln. Als angehender Chemikant freue ich mich darauf, das Labor besser kennenzulernen, um zu verstehen, was mit den Proben passiert, die wir in der Anlage ziehen”, erläutert Mathis.

Vom professionellen Handling mit Gefahrstoffen berichtet uns Boie Witt und verdeutlicht das beispielhaft am Umgang mit automatisierten Abzügen. Beim Öffnen von einer der gläsernen Frontschieber erklingt ein Warnton: Werden diese nämlich nicht fachmännisch geöffnet, weist der Warnton auf das mögliche Austreten von giftigen Substanzen hin. Da in einem chemischen Laboratorium immer die Möglichkeit besteht, dass Stoffe austreten, werden auch wir aufgefordert, wieder unsere Schutzbrille aufzusetzen. „Im Labor erfolgt permanent ein Luftaustausch, bei dem die Luft acht Mal pro Stunde vollständig erneuert wird”, erklärt Witt. Anhand einer großen Vollpipette demonstriert der Ausbilder, wie die Auszubildenden verschiedene Analysemethoden mit beispielsweise konzentrierter Salzsäure durchführen.

„Ich sage immer: Laboranten sind die Bäcker in der Chemie, wir haben eine Rezeptur und eine Herstellungsvorschrift, an die wir uns akribisch halten, um das gewünschte Produkt zu erhalten. Dabei legen wir großen Wert auf höchste Sicherheitsstandards”, betont Boie Witt.

Technisches Verständnis, genaues Arbeiten und Fingerfertigkeit seien das A und O bei der Arbeit im Labor.

Fluch oder Segen? Der Laborroboter übernimmt die Arbeit

Seine Aufgaben führt er mit höchster Präzision aus, stört sich nicht an monotonen Arbeitsabläufen und gefährdet im Umgang mit gesundheitsschädigenden Substanzen nicht seine Gesundheit: der Analyse-Roboter. Hinter einer Sicherheitstür verrichtet er zuverlässig seine Arbeit, füllt Proben ab und analysiert die organischen Produkte und Zwischenprodukte (Fettalkohole) mit teilweise gefährlichen Substanzen. Nur hin und wieder kommen Laboranten in den Raum, öffnen den Glasschieber und füllen den Roboter mit neuen Proben. Auf die Frage, ob solche Roboter die Arbeitsplätze von Menschen gefährden, reagiert Witt optimistisch: „Der Laborroboter ermöglicht es, zeitaufwändige und repetitive Aufgaben in Rekordzeit zu erledigen. Dies steigert die Produktivität und reduziert das Risiko von menschlichen Fehlern erheblich. In Bezug auf die Sicherheit kann der Roboter gefährliche Substanzen handhaben, ohne die Gesundheit eines menschlichen Bedieners zu gefährden, was zweifellos ein Segen ist”, konstatiert Witt. Der Analyse Roboter übernehme lediglich einen kleinen Teil der Arbeit und biete den Laboranten die Möglichkeit, mehr Energie in interessantere Tätigkeitsfelder zu investieren.

Mit diesem faszinierenden Einblick, der die Potenziale der Automatisierung und Künstlichen Intelligenz im Labor verdeutlicht, beenden wir unseren Rundgang bei der Sasol Germany GmbH in Brunsbüttel. Unser Fazit: Sasol stellt nicht nur eine umfassende Palette chemischer Produkte her, sondern bildet auch die Fachkräfte von morgen so aus, dass sie den Herausforderungen einer sich ständig entwickelnden Industriebranche gerecht werden können.

Mehr zu Sasol: Thede und Finn haben uns von ihrer Ausbildung zum Chemikant und Industriemechaniker berichtet.

Über das breite Ausbildungsangebot bei der Sasol Germany GmbH in Brunsbüttel erfahrt ihr im nächsten Artikel

TEXT Sophie Blady
FOTO Sebastian Weimar