Wie oft lässt sich ein Blatt Papier wiederverwerten?
Es ist in Deutschland zum Glück schon seit Jahren verboten, Abfälle aus der Industrieproduktion, aus der chemischen Industrie oder der Landwirtschaft unkontrolliert in Flüsse, Grundwasser oder die Luft zu entsorgen. Scharfe Gesetze regeln das alles ganz genau, wer dagegen verstößt, wird bestraft und hat ein Imageproblem. Es gibt aber Unternehmen, deren Engagement für die Umwelt noch weiter geht.
Zu ihnen gehört die Firma Steinbeis Papier GmbH in Glückstadt. In den 1970er Jahren begann das Unternehmen schrittweise wertvolles Holz und Zellstoff durch Altpapier zu ersetzen, das aus Haushaltssammlungen stammt. Heute wird in Glückstadt Papier aus 100 Prozent Altpapier gemacht. Kein einziger Baum wird also für Steinbeis-Papier gefällt. Wenn man weiß, dass jeder Deutsche im Jahr Papier im Gegenwert von knapp elf Bäumen verbraucht, dann ist Altpapier die bessere Lösung.
In der Praxis kann ein Blatt Papier sechs bis acht Mal wiederverwertet werden. Schwierig wird es, wenn die alte Druckfarbe und andere Fremdstoffe wie Metallklammern aussortiert werden müssen. Auch Papier aus Altpapier soll weiß aussehen und eine glatte Oberfläche haben, damit es für den Zeitschriftendruck, für Kopierer und Büro genutzt werden kann. Dafür sind ganz besondere Papiermaschinen notwendig. Diese Maschinen werden von Spezialisten bedient.
Steinbeis Papier hat im Oktober 2009 ein eigenes Kraftwerk in Betrieb genommen. Dort werden nicht recycelbare Abfälle (beispielsweise aus Plastiktüten) verbrannt, um aus ihnen neue Energie zu machen.
Das Kraftwerk liefert 100 Prozent des Dampfes und mehr als die Hälfte des Stroms, die Steinbeis Papier benötigt. Allein der Kessel, in dem bei 900 Grad Celsius verbrannt wird, ist 40 Meter hoch. Vom Dach des Gebäudes hat man einen Blick wie aus einem Hubschrauber: Das andere Elbufer, Brokdorf und Brunsbüttel sehen aus wie Legolandschaften. Hier oben bekommt man eine Ahnung, wie viel diese Anlage leisten muss – und wie gut es ist, dass hier keine wertvollen Ressourcen eingesetzt werden müssen.
Steinbeis ist immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten des umweltschonenden Produzierens: auf internationalen Konferenzen, in Forschungsgremien, im eigenen Haus. Das Unternehmen plant den Bau von zwei Windkräfträdern an der Elbe, um noch mehr umweltfreundlichen Strom zu produzieren.
TEXT Tanja Schlie
FOTOS Nadya-Vanessa Gruber