Stefan Mohrdieck ist Bürgermeister der Stadt Brunsbüttel. Am 20.02.2011 wurde er mit 61,26 Prozent in das Amt gewählt. Ein beachtlicher Wahlerfolg! Er ist ein Dithmarscher Jung, kommt aus dieser Stadt, besuchte die Boje-Realschule (heute Gemeinschaftsschule Brunsbüttel) und begann vor 32 Jahren seine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten im Brunsbütteler Rathaus, ein paar Räume neben seinem heutige Büro. „Vom Stift zum Chef“ könnte man sagen.
Herr Bürgermeister, fühlen Sie sich wohl in Ihrer Stadt?
Ja, ich fühle mich „sauwohl“ in Brunsbüttel. Ich bin hier geboren, bin hier zur Schule gegangen, habe hier meine Ausbildung gemacht und eine Familie gegründet. Ich bin bewusst HIERGEBLIEBEN.
Wollten Sie schon immer Bürgermeister werden?
Nicht von Anfang an. Nach der Schulzeit an der Boje-Realschule wollte ich mein sportliches Talent beruflich nutzen und schrieb Bewerbungen an die Polizei, zum Bundesgrenzschutz, zum Zoll und zum Wasser- und Schifffahrtsamt, in dem mein Vater arbeitete. Eine fünfte Bewerbung schickte ich ans Rathaus. Dort hatte ich ein Schulpraktikum während der neunten Klasse gemacht. Bevor ich eine Einladung zu einem Eignungstest bei der Polizei erhielt, hatte ich schon die Zusage von der Stadt Brunsbüttel für einen Ausbildungsplatz zum Verwaltungsfachangestellten. Ich habe also genau ein einziges Bewerbungsgespräch geführt und bin nun seit 32 Jahren in unserer Verwaltung tätig. Mein Antrieb war stets, etwas zu gestalten und voranzubringen. In das Bürgermeisteramt wurde ich schließlich 2011 gewählt.
Mit welchen drei Begriffen würden Sie Brunsbüttel beschreiben:
Weltoffen. Vielfältig. Innovativ.
Wie ist die Situation in Brunsbüttel? Gibt es genügend Ausbildungsplätze?
Klares Ja. Ausbildungsplätze haben wir reichlich im Angebot, vor allem in der Industrie, aber auch im maritimen Bereich, in der Logistikbranche und im Handel. Das Thema Ausbildung gerät mehr und mehr in den Fokus der Firmen. Die Betriebe merken, dass sie selbst ausbilden müssen, um ihren Fachkräftebedarf langfristig zu sichern. Wir merken das zum Beispiel an den steigenden Ausstellerzahlen unserer Berufsmesse. Der Kampf um die Auszubildenden ist voll entbrannt!
Was für Projekte planen Sie für Brunsbüttel?
Ein großes Projekt wurde gerade abgeschlossen … die Elbfähre von Brunsbüttel nach Cuxhaven. Seit wenigen Tagen gibt es auch eine Busverbindung vom Stadtzentrum zur Fähre. Nächstes Jahr wird es zusätzlich eine Schnellbusverbindung von Brunsbüttel nach Itzehoe geben. Wir erhöhen damit deutlich unsere Mobilität nach Cuxhaven, Bremen und NRW.
Ein weiteres Großprojekt ist der Neubau unserer Gemeinschaftsschule. Nach einem Bürgerentscheid haben wir grünes Licht. Trotz schwieriger Haushaltslage investieren wir 14,5 Mio. Euro – eine wichtige Investition in unsere Bildung und Zukunft.
Was bietet Brunsbüttel jungen Leuten?
Jede Menge. Es gibt eine bunte Landschaft von Kultur- und Sportvereinen, eine Volkshochschule, ein Kino mit digitaler Technik und 3D-Bildqualität, das Elbe-Forum, ein Freibad, ein Hallenbad mit beheiztem Außenbecken sowie Restaurants und Kneipen. Wir planen gerade WLAN-Hot-Spots in der Stadt, weil junge Leute an öffentlichen Plätzen kommunizieren möchten und haben seit kurzem auch ein gewähltes Jugendparlament, das weitere Wünsche von jungen Leuten aufgreifen möchte. Nicht zuletzt haben wir gut bezahlte Arbeits- und Ausbildungsplätze für junge Menschen.
Was zeigen Sie Ihren Gästen in Brunsbüttel?
Natürlich die Schleusen und die Elbe. Dort konzentriert sich das, was die Identität Brunsbüttels ausmacht. Am Schnittpunkt der bedeutendsten Wasserstraße der Welt bekommt man ein gutes Gespür für unsere Stadt. Wenn wir Gäste aus unserer tschechischen Partner-
stadt begrüßen, gehe ich mit Ihnen auf den Elbdeich. Dort erkennen sie, wie groß und mächtig die Elbe ist und wie bedeutend sich die Industrie bei uns angesiedelt hat.
Was für ein Menschenschlag lebt hier?
Die Brunsbütteler sind weltoffen und geprägt durch die Wasserlage ihrer Stadt. Über die Nordsee, die Elbe und den Nord-Ostsee-Kanal kamen schon immer Menschen und Waren nach Brunsbüttel. Bis in die 1980er Jahre hielten sich ganze Schiffsbesatzungen während des mehrtägigen Lade- und Löschbetriebs der Schiffe in unserer Stadt auf. Eine kulturelle Bereicherung! Durch ihre maritimen Berufe sind viele Brunsbütteler von Rio nach Shanghai gereist, während andere nur darüber singen! Offenheit und Toleranz sind bei uns verbreitet. Natürlich gibt es auch den Dithmarscher, der noch nie seinen Koog verlassen hat und etwas skeptisch auf das Fremde blickt. Brunsbüttel ist vielfältig. So sind auch die Menschen.
Und wie können Sie am besten abschalten und entspannen?
Ich ziehe meine Laufschuhe an und renne durch unsere Grünanlagen, den Bürgerpark. Das ist unser „Central Park“ – ein langer Streifen, der sich mitten durch unsere Stadt zieht.
Jetzt haben Sie drei Wünsche frei für Brunsbüttel?
Ich wünsche mir, dass alle Schülerinnen und Schüler einen guten Ausbildungsplatz finden und nach der Schulzeit HIERBLEIBEN können. Zweitens wünsche ich mir ein größeres Bewusstsein für wirtschaftliche Zusammenhänge. Wir brauchen neue Unternehmen für neue Arbeitsplätze, denn was dem einen nützt, nützt auch dem anderen. Drittens: Ich wünsche mir, dass alle Bürgerinnen und Bürger am politischen Leben teilnehmen und sich engagieren. Beruflich oder ehrenamtlich, in Vereinen und Verbänden, im sozialen und im kulturellen Bereich.
Herr Bürgermeister, die Pommes waren lecker! Vielen Dank für das Gespräch.
TEXT Christian Dorbandt
FOTO Michael Ruff