WunschWimper – Mit Wagemut und Wimpernschlag

WunschWimper – Mit Wagemut und Wimpernschlag

Helena Derheim blickt in jungen Jahren auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Geboren in Kasachstan und aufgewachsen in Sibirien, zog sie im Alter von elf Jahren mit ihren Eltern nach Deutschland und ging anschließend ihren Weg über Grundschule, Gymnasium, Universität bis in die Selbständigkeit. Im ME2BE-Interview erinnert sich die 30-jährige Wimpernstylistin sowohl an Momente des Glücks als auch des Zweifels und verrät, warum ihre Russischkenntnisse noch nützlich sind.

Mir gefällt der Name ‚WunschWimper‘. Er erinnert mich an den Brauch, sich beim Wegpusten einer Wimper etwas wünschen zu dürfen.

Hallo, Helena. Vor zwei Jahren hast du dich als Wimpernstylistin mit einem Studio namens ‚WunschWimper‘ in Kiel selbständig gemacht. Wie läuft’s?

Danke, es läuft gut! Momentan bin ich richtig glücklich damit.

Was genau bietest du an?

Ich biete professionelle Wimpernkosmetik an, das heißt, ich verlängere, verdichte und verziere Wimpern, führe Wimpernliftings und Augenbrauenkorrekturen durch.

Welche Kunden kommen zu dir?

Meine Kunden sind natürlich überwiegend Frauen. Von 15 bis 75 Jahren ist jedes Alter vertreten. Vereinzelt gibt es auch Männer, die sich einem Wimpernlifting unterziehen, um ihnen Augen mehr Ausdruck zu verleihen.

WunschWimper in Kiel

Helena hat den Traum von der eigenen Firma verwirklicht

Du bist in Kasachstan geboren und im russischen Sibirien aufgewachsen. Welche Erinnerungen hast du an diese Zeit?

An die Zeit in Kasachstan erinnere ich mich kaum, weil ich noch sehr klein war. Mit vier Jahren zogen wir nach Sibirien. An diese Zeit erinnere ich mich noch gut, zum Beispiel an unser Haus, an die langen Winter, die großen Schneemengen, an den langen Fußweg zur Schule und … dass es erst ab minus 30 Grad schulfrei gab!

Von welcher Zukunft hast du als Kind geträumt?

Ich wollte unbedingt Tänzerin werden. Und als ich älter war, wollte ich Grundschullehrerin werden, weil ich so eine tolle Klassenlehrerin hatte.

Im Jahr 2000 zogen deine Eltern mit deiner Schwester und dir als ‚Spätaussiedler’ nach Deutschland? Was war das für ein Gefühl?

Für mich war das anfangs eine große Umstellung, aber der Umzug war lange geplant, und somit hatte ich genügend Zeit, mich emotional darauf vorzubereiten. Rund drei Jahre lang dauerte unser Aussiedlungsverfahren. Mein Vater musste mehrere Sprachtests absolvieren und immer wieder Anträge stellen. Bevor wir in eine Wohnung in Mecklenburg-Vorpommern einziehen konnten, waren wir für kurze Zeit in einem Grenzdurchgangslager untergebracht.

In solchen Augenblicken möchte man am liebsten wieder zurück in die alte Umgebung; doch ich bin kein Typ, der schnell wegläuft.

Wo hast du Deutsch gelernt?

Um Deutsch zu lernen, wurde ich noch einmal in eine Grundschule aufgenommen. Zwar hatte ich bis zum vierten Lebensjahr mit meinem Opa Deutsch gesprochen, es später aber wieder verlernt. Beim Erlernen der Sprache halfen mir unter anderem Märchenbücher und -filme. Ansonsten war der Neuanfang schwierig. Meine Mitschüler fanden mich zwar interessant und stellten mir tausend Fragen, doch ich verstand kein einziges Wort! In solchen Augenblicken möchte man am liebsten wieder zurück in die alte Umgebung; doch ich bin kein Typ, der schnell wegläuft. Nach einigen Monaten besserte sich die Situation. Ich konnte mich verständigen, fand schnell Freunde und erlebte anschließend eine gute Schulzeit.

Nach dem Abitur hast du Kunstgeschichte und Pädagogik an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg (FAU) studiert. Welche Ziele hast du verfolgt?

Pädagogik wählte ich, weil ich mir beruflich eine leitende Funktion in einem Kindergarten vorstellen konnte. Da ich dieses Fach dort nur in Kombination mit einem weiteren Bachelorstudiengang wählen konnte, entschied ich mich aus reinem Interesse für Kunstgeschichte. Nach Abschluss des Bachelorstudiums zogen mein Freund und ich nach Kiel, um unsere Masterstudiengänge zu beginnen …

… doch dann änderte ein Wimpernschlag dein Leben?

Ja, wobei diese Veränderung etwas länger dauerte als nur ein Wimpernschlag! Zur Finanzierung meines Masterstudiums arbeitete ich in einem Kieler Kosmetikstudio und habe dort die Wimpernkosmetik schätzen und lieben gelernt. Dann wurde ich schwanger und überlegte anschließend, wie ich alles unter einen Hut bekommen kann. Die Idee, mich selbständig zu machen, entstand circa ein Jahr nach dem Mutterschutz. Zur Untermiete und mit einer Handvoll Kunden fing es an. Dann kamen mehr Neukunden und Weiterbildungen dazu, sodass ich das Masterstudium vorerst abbrach. 2016 eröffnete ich schließlich mein eigenes Studio.

Helena von WunschWimper in Kiel

Helena bei der Arbeit

Mittlerweile hast du dich als Wimpernkosmetikerin etabliert. Welche Eigenschaften helfen dir dabei?

Ich glaube, am meisten hilft mir mein offenes Wesen und dass ich mich gut in andere Menschen hineinversetzen kann. Außerdem liegt mir das kreative Arbeiten, und ich kann bei manchen Schulungen auf meine Russischkenntnisse zurückgreifen, denn die Wimpern-Szene ist stark russisch geprägt!

Du nimmst auch an Styling-Wettkämpfen teil. Hast du schon mal einen Preis gewonnen?

Ja, ich habe schon an mehreren Wettbewerben teilgenommen und diverse Auszeichnungen erhalten. Meistens werden solche Events von Kosmetikfirmen im Rahmen einer Messe veranstaltet, zum Beispiel auf der Münchener Beauty-Messe. Mein größter Erfolg war ein erster Platz bei den German Masters in Berlin. Ich würde gern an weiteren Wettbewerben teilnehmen, leider fehlt mir die Zeit dazu.

Und wie ist der Name ‚WunschWimper‘ entstanden?

Das ergab sich aus einer Umfrage in meinem Freundes- und Bekanntenkreis. Ein Vorschlag lautete ‚WünschWimper‘. Daraus würde WunschWimper. Es erinnert an den Brauch, sich beim Wegpusten einer Wimper etwas wünschen zu dürfen.

Helena Derheim, Gründerin von WunschWImper in Kiel

Und was wünschst du dir?

Ich wünsche mir mehr Zeit für meine Familie und hoffe, mich bald auch mehr meiner Tätigkeit als Trainerin widmen zu können, weil es mir sehr viel Spaß macht, mein Wissen und meine Erfahrung weiterzugeben.

Vielen Dank für das Gespräch, Helena, und viele glückbringende ‚Wimpern-Puster‘ für ‚WunschWimper‘.

 

Text Laura Hasl, Christian Dorbandt
Fotos Laura Hasl