Arne Bröker über die Rolle der Eltern bei der Berufsorientierung
Weil die Lehrerschaft für immer mehr Aufgaben eingespannt und die Personaldecke nicht aufgestockt wird, sollten sich Eltern engagieren, meint Arne Bröker. Er ist Mitglied im Vorstand des Schulelternbeirats der Gemeinschaftsschule Kronshagen.
Herr Bröker, warum engagieren Sie sich im Elternbeirat?
Die Kinder bekommen aus meiner Sicht sehr viel Unterstützung von der Gemeinschaftsschule. Deshalb will ich etwas zurückgeben. Lehrerinnen und Lehrer müssen immer mehr administrative Aufgaben übernehmen. Deshalb ist es wichtig, dass sie von außen unterstützt werden. Außerdem können wir über die Schulkonferenzen Einfluss nehmen und unsere Perspektive einbringen, zum Beispiel zu den Themen Ferientage und Schulessen. Veranstaltungen wie die Berufsmesse und der Abschlussball sind von großer Bedeutung für die Kinder. Also überlegen Eltern und Schülerschaft gemeinsam, wie sich der Ball finanzieren lässt. Es gibt dann etwa einen Kuchenverkauf beim Elternsprechtag. Auch bei der Messe helfen wir bei der Organisation.
Wie unterstützen die Eltern die KROBIM?
Als Beirat gehen wir auf die Eltern zu, damit zum Beispiel fürs Buffet gespendet wird. Väter und Mütter sorgen dafür, dass das Catering vor Ort ist und die Logistik funktioniert, von der Getränkeanlieferung über den Stromanschluss bis zur Müllentsorgung. Je größer die Veranstaltung wird, umso mehr ist zu tun. Nicht nur bei der Messe gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen Elternbeirat, Lehrkräften und Schulleitung sehr positiv. Ich persönlich bin von den Lehrkräften begeistert und kann nur empfehlen, zusammen etwas auf die Beine zu stellen.
Was ist die Rolle der Eltern bei der Berufsorientierung?
Zunächst gibt es die Herausforderung, das eigene Kind in einem Praktikumsbetrieb unterzubringen. Hier ist natürlich auch die Eigeninitiative des Schülers oder der Schülerin gefragt. Unsere Schule ist beim Thema Praktikum gut aufgestellt. Es ist schön, dass bisher jedes Kind einen Platz bekommen hat. Und es ist sehr positiv, dass inzwischen drei Praktika in der achten, neunten und zehnten Klasse absolviert werden. So sehen die Kinder, was es in der Arbeitswelt überhaupt gibt. Sie merken, was sie interessiert und was sie nicht machen wollen. Dazu kann ein Praktikum hilfreich sein.
Was sollten Firmen bei den Schulpraktika beachten?
Ich arbeite in einem Start-up der Versicherungsbranche und merke als Prüfer bei der IHK, dass es immer schwieriger wird, qualifizierte Auszubildende zu bekommen. Es bewerben sich deutlich weniger Auszubildende als früher. Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, wenn Betriebe keine Plätze anbieten oder Schüler schlecht betreuen. Mein Sohn hat Glück gehabt und alle drei Praktika haben ihm Spaß gemacht. Es gibt aber auch Eltern, die sagen, mein Kind musste drei Wochen nur den Hof fegen. Dann darf man sich als Betrieb auch nicht beklagen, wenn man keine Azubis findet. Für ein Unternehmen ist ein Praktikum eine Riesenchance, seine Stellen zu besetzen und zukunftsfähig zu bleiben.
Bei allem Lob für die Schule – gibt es Bereiche, die sie kritisch sehen?
Bei der Frage, was der Auftrag von Schule ist, lässt sich aktuell ein krasser Wandel beobachten. Die Schule wird zunehmend in der Pflicht gesehen, die Erziehung der Kinder zu übernehmen. Diese Auffassung teile ich allerdings nicht, es sollte weiterhin in erster Linie darum gehen, Wissen zu vermitteln. Bei Kindern in der fünften Klasse der Gemeinschaftsschule sollte die grundlegende Erziehung weitgehend erfolgt sein. In der Pubertät wird ohnehin alles noch einmal neu gewürfelt. Dann ist es umso wichtiger, dass die Jugendlichen vom Elternhaus unterstützt werden. Bei der Erziehung gibt es sicherlich ein Zusammenspiel zwischen Eltern und Schule. Weil die Lehrerschaft inzwischen aber mit deutlich größeren Herausforderungen zu kämpfen hat und immer mehr organisatorisch arbeiten muss, kann Schule schlichtweg nicht die Erziehung übernehmen. Die Kinder sind individueller geworden und ganztags vor Ort. Das bringt Herausforderungen mit sich, für die es mehr Personal bräuchte, das aber an vielen Stellen fehlt. Durch den Mangel an Lehrkräften kann man im Bildungsbereich auch nicht so agil agieren wie in der freien Wirtschaft. Insgesamt führt die starke Belastung dazu, dass der Beruf des Lehrers weniger attraktiv geworden ist.
TEXT Peter Ringel
FOTO Michael Ruff