Wer bin ich? Was kann ich? Was will ich?

Wer bin ich? Was kann ich? Was will ich?

Im Gespräch mit Berufsberaterin Sünje Christiansen von der Agentur für Arbeit in Niebüll

Wer in Niebüll seinen Schulabschluss macht und studieren möchte, hat gute Chancen, Sünje Christiansen zu begegnen. Als Berufsberaterin der Agentur für Arbeit für Abiturienten und akademische Berufe steht die gebürtige Nordfriesin Schülerinnen und Schülern in Sachen Berufsorientierung zur Verfügung. ME2BE hat sie um Tipps für die optimale Studienwahl gebeten.

ME2BE: Frau Christiansen, was sind die Hauptanliegen, mit denen Schüler zu Ihnen kommen?
CHRISTIANSEN: Häufig wissen Schülerinnen und Schüler noch nicht genau, was sie stu­dieren wollen und möchten sich grundsätzlich über Studienangebote informieren. Oder sie haben einen konkreten Studienwunsch und möchten wissen, an welchen Hochschulen dieses Studium mit einem Numerus Clausus belegt ist und an welchen sie zulassungsfrei studieren könnten.

Ist jeder Abiturient für ein Studium geeignet?
Gewiss nicht. In Gesprächen mit Schülern ver­suche ich Folgendes zu vermitteln: In einem Studium geht es nicht nur um Wissensver­mittlung, sondern auch um das Erlernen von Methoden, wie man sich Wissen aneignet. Dafür benötigt man ein hohes Maß an Eigen­disziplin. Um die Studierfähigkeit festzustel­len, frage ich deshalb auch nach der Selbst­organisation oder wie jemand sich einem speziellen Thema nähert. Wir haben auch einen berufspsychologischen Service, der Tests anbietet, um die eigenen Fähigkeiten zu prüfen. Mit dem Zugang zu Eignungstests helfen wir Schülern bei der Beurteilung ihrer fachlichen Qualitäten.

Ein Jahr vor dem Abi sollten sich Schüler Gedan­ken über ihre Studienwahl machen, um die Entscheidung nicht im Abitur­-Stress tref­fen zu müssen

Welche Fehler machen Schüler bei der Studienwahl?
Viele informieren sich erst sehr spät. Ein Jahr vor dem Abi sollten sich Schüler Gedan­ken über ihre Studienwahl machen, um die Entscheidung nicht im Abitur­Stress tref­fen zu müssen. Schnupperstudientage an Universitäten finden oft im Frühjahr, parallel zu den Abi­Klausuren statt. Sie richten sich nämlich an 12­-Klässler und nicht an Abitur­ schreibende. Deshalb gehe ich gern in die zwölften Klassen und werbe dort rechtzeitig für unsere Beratungsangebote. Ein weiteres Problem ist die räumliche Eingeschränktheit. Manche möchten Biologie studieren, aber bitte nur in Flensburg. Weil es das dort jedoch nicht gibt, studieren sie Biotechnologie und stellen irgendwann fest, dass dies ein völlig anderes Studienfach ist.

Was ist Ihre Lieblingsfrage an Studien­interessierte?
Ich frage sie gern, wo sie sich selbst später sehen möchten. Mögen sie lieber ländliches oder städtisches Leben, Schlips und Kragen oder Pulli, Fahrrad­ oder Autofahren. Wenn ich Luft­ und Raumfahrttechnik studiere, wird mein Wohnort wahrscheinlich nicht Niebüll bleiben können.

TEXT Christian Dorbandt
FOTO Agentur für Arbeit