Wenn Hilfe gebraucht wird – Der Schulsanitätsdienst der Goethe-Gemeinschaftsschule Kiel ist sofort zur Stelle!

Wenn Hilfe gebraucht wird – Der Schulsanitätsdienst der Goethe-Gemeinschaftsschule Kiel ist sofort zur Stelle!

Die Lehrerin und Schulsanitätsdienst-Verantwortliche Julia Westphal und die ‚Schulsanis‘ Anton und Tim-Nicolas (beide seit 2021 im Amt) berichten über die Ausbildung als Schulsanitäter an der Goethe-Gemeinschaftsschule Kiel, über konkrete Rettungsmaßnahmen und was für sie persönlich eine ehrenamtliche Tätigkeit bedeutet.

Frau Westphal, Sie sind die verantwortliche Ansprechpartnerin für den Schulsanitätsdienst an der GGS. Wie sind Sie zu der Aufgabe gekommen?

Es gab in der Tat zwei Ereignisse in meinem Leben, die mir die Notwendigkeit dieses Engagements vor Augen geführt haben. Zum einen habe ich während meiner eigenen Schulzeit einen dramatischen Rettungseinsatz der DLRG miterleben müssen und zum anderen habe ich während meiner Referendariatszeit an meiner damaligen Schule einen hervorragend organisierten Schulsanitätsdienst erlebt. Das hat mich beides so nachhaltig beeindruckt, dass für mich feststand, dass ich mich später als Lehrerin auch in diesem Bereich engagieren möchte.

Erläutern Sie uns doch bitte die Inhalte der Schulsanitäter-Ausbildung.

Seit 2017 besteht zwischen der GGS und der Johanniter-Unfallhilfe eine Ausbildungskooperation. In der Regel werden dabei 15 aktive Schulsanitäterinnen und -sanitäter ab 14 Jahren durch die Johanniter ausgebildet. Die Ausbildung dauert fünf Tage und das Erlernte wird am Ende der Ausbildungswoche sowohl schriftlich als auch praktisch geprüft. Nach erfolgreichem Abschluss erhalten die Teilnehmenden ein Zertifikat. Damit möchten wir als Schule zum einen natürlich erreichen, dass die Schulsanitäterinnen und -sanitäter im Notfall fachgerechte Erste-Hilfe leisten können und zum anderen auch die Sozialkompetenz und das soziale Handeln unserer Schülerinnen und Schüler stärken. Unsere Sanitäterinnen und Sanitäter stehen darüber hinaus für die benachbarte Grundschule zur Verfügung, so dass auch hier eine Verbindung unter den Großen und Kleinen gefördert wird.

Ehrenamt bedeutet, viel Zeit seiner Freizeit zu opfern, wie läuft die Organisation im Schulbetrieb ab?

Im Wochenwechsel stehen unsere Sanitäterinnen und Sanitäter in Zweierteams bereit und sind für Notfalleinsätze auf dem Pausenhof oder auch in den Klassenzimmern zuständig. Bei Schul- und Sportfesten sind natürlich alle im Einsatz und stehen dann ganztägig für den Notfall bereit. Die Teilnahme an unserem Schulsanitäter-Programm ist selbstverständlich freiwillig, und ich habe noch nie jemanden erlebt, der seine Aufgabe motivationslos wahrnimmt.

Zwei Schüler und Lehrerin mit Sanitäterkoffer

Zu welchen Einsätzen werdet ihr, Anton und Tim-Nicolas, am häufigsten gerufen?

Tim-Nicolas: Meistens zu Einsätzen auf dem Schulhof, wenn sich jemand eine Verletzung zugezogen hat. Manchmal werden wir aber auch in die Klassenzimmer gerufen, wenn jemand Kreislaufschwierigkeiten oder Ähnliches hat.
Anton: Die Erstversorgung von Verletzungen ist für uns überhaupt kein Problem. Unsere Notfallrucksäcke sind bestens mit Pflastern, Tapes, Desinfektionsmitteln, aber auch mit Blutdruckmessgeräten bestückt. Wir sind sogar dafür ausgebildet, Herzfrequenzen auszulesen und im Notfall entsprechende Herzdruckmassagen zu leisten und kümmern uns solange um die Stabilisierung der Patienten, bis die Einsatzkräfte eintreffen. Wir checken, aufgrund unserer erlernten Versorgungsabläufe und natürlich immer in Absprache mit den ebenfalls ausgebildeten Lehrpersonen, wann ein Notruf notwendig ist und beteiligen uns bei der Übergabe von Patienten an das medizinische Fachpersonal. Zusätzlich nehmen wir Kontakt zu den Eltern der Verunfallten auf.
Tim-Nicolas: Meiner Ansicht nach sollten sich noch viel mehr Menschen in der Erstversorgung ausbilden lassen, denn im Zweifelsfall rettet sie Leben!
Anton: Bei unseren Einsätzen spielt Kommunikation eine entscheidende Rolle. Wir hatten letztens nach Schulschluss einen Einsatz, da es vor der Schule zu einem Zusammenstoß zwischen einer Schülerin und einer Radfahrerin gekommen ist. Dabei war es wichtig, die Lage zu analysieren und die Verunfallten zu beruhigen. Wir blieben an der Seite der Geschädigten und trugen so zur Beruhigung der Lage bei. Während dieser Zeit konnten wir uns über Vorerkrankungen schlau machen und unser Wissen dann den eintreffenden Rettungssanitätern mitteilen. Das Gefühl, gebraucht zu werden, macht mich in solchen Momenten besonders stolz.
Tim-Nicolas: Das sehe ich genauso! Wir waren auch vor kurzem beim Sportfest der Grundschule anwesend. Dort hat sich ein Kind beim Balancieren auf der Mauer das Schienbein aufgestoßen. Leider war die Verletzung etwas größer als eine normale Schürfwunde, und wir konnten im ersten Schritt einen entlastenden und notwendigen Druckverband anlegen. Helfen erfüllt auch mich mit Genugtuung!

Frau Westphal, wie ordnen Sie als Bildungsbeauftrage solche Projekte innerhalb des normalen Schulbetriebs ein?

Natürlich würde jeder gerne auf die Notwendigkeit von Rettungseinsätzen verzichten, aber die Realität sieht anders aus. Für unseren Schulbetrieb ist es von daher sehr wichtig, dass wir uns aufeinander verlassen und als Gemeinschaft füreinander da sein können. Ich hoffe, auch zukünftig Schülerinnen und Schüler für die Übernahme dieses Ehrenamtes begeistern zu können. Als Schulsanitäterin und Schulsanitäter lernt man einfach etwas fürs Leben!
Tim-Nicolas: Ja, man lernt etwas fürs Leben, was auch außerhalb der Schule von Bedeutung ist. Außerdem bekommen wir jährlich eine Auffrischung im Sanitätsdienst, so dass man sich so auch den Erste-Hilfe-Kurs bei der Anmeldung zum Führerschein sparen kann.
Anton: Im Wort Ehrenamt steckt schon alles drin. Es ist mir eine Ehre, jemandem helfen zu können, und ich schätze die Anerkennung durch unsere Mitschüler sehr.

Würdet ihr soziales Engagement als zukünftigen Berufswunsch ankreuzen?

Anton: Ich möchte zur Polizei gehen, auch wenn es nicht direkt ein sozialer Beruf ist, hat er doch auch viel mit Hilfe zu tun. Durch die Ausbildung hier kann ich mir aber gut vorstellen, mich neben meinem Beruf weiterhin ehrenamtlich zu engagieren, zum Beispiel als Rettungssanitäter.
Tim-Nicolas: Ich werde vielleicht zur Berufsfeuerwehr gehen und kann mir auch eine Weiterbildung als Rettungssanitäter vorstellen.
Julia Westphal: Die Schulsanitäter-Ausbildung ist in vielerlei Hinsicht gewinnbringend und spannend; manches Mal werden auch Impulse für spätere Tätigkeitsbereiche gesetzt. Ich kann nur jedem empfehlen, sich über das Angebot zu informieren.

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Stefan Flint ist gebürtiger Hamburger und seit drei Jahren als Lehrkraft an der Goethe-Gemeinschaftsschule Kiel tätig.

TEXT Anja Nacken
FOTO Henrik Matzen