Ball abgefangen … Tempogegenstoß. Rechts außen sprintet der Kapitän der Hannoveraner mit dem Ball nach vorn, vorbei an den zurückeilenden Gegenspielern. Er kreuzt nach innen, legt den Ball in die linke Wurfhand, steigt hoch zum Sprungwurf und … Toor! Tor durch unseren Husumer Jung, Torge Johannsen.
So oder so ähnlich hat er es über 800-mal in der Handball-Bundesliga gemacht. Die Rede ist von Torge Johannsen, 32 Jahre alt, 1,87 m groß, 82 kg schwer, verheiratet, Vater von drei Kindern, Kapitän vom TSV Hannover-Burgdorf, Position: Rechtsaußen oder rechter Rückraum, Handballprofi seit 2003. Der gebürtige Husumer hat das geschafft, wovon viele Kids träumen – eine Karriere als Profisportler. Wir haben ihn gefragt, wie er das geschafft hat, wie es ihm geht und ob er noch manchmal in Husum vorbeischaut.
Moin Torge, momentan bist du leider verletzt. Erste Frage: Wie geht es dir?
Ja, ganz okay. Meine Knie-OP ist gut verlaufen. Ich bin schon wieder zu Hause und guter Dinge. Zur Rückrunde bin ich hoffentlich wieder fit.
Du spielst seit sechs Jahren beim TSV Hannover-Burgdorf. Fühlst du dich wohl in Hannover?
Ja, ich fühle mich hier absolut wohl. Ich wohne mit meiner Familie in Burgdorf, am Rande Hannovers. Die Situation im Verein entwickelt sich sehr positiv. Natürlich ist es nicht so leicht, in der Fußballstadt Hannover die große Handball-Euphorie zu entfachen, doch wir sind da auf einem richtig guten Weg.
Seit zwei Jahren bist du Kapitän deiner Mannschaft. Was für Aufgaben hast du als Käpt’n?
Als Kapitän habe ich sowohl auf dem Platz als auch neben dem Platz eine Vorbildfunk-
tion. Ich bin Moderator zwischen Mannschaft, Trainer und Geschäftsführung.
Welche drei Dinge braucht ein Team, um erfolgreich Handball zu spielen?
Leidenschaft, Disziplin und Kontinuität.
Du bist ein Husumer Jung. Auf welcher Schule warst du?
Ich habe die Ferdinand-Tönnies-Schule in Husum besucht und dort meinen Realschulabschluss gemacht.
Wie hast du deine Schulzeit erlebt? Hattest du ein Lieblingsfach?
Ach ja, ich habe mich erfolgreich durchgemogelt. Nein, insgesamt war das ganz okay. Sport hat natürlich Spaß gemacht. Mathe, Physik und Chemie fand ich zeitweise auch interessant, obwohl meine Lehrer dieses Interesse wahrscheinlich selten an mir beobachten konnten.
Wie ging es nach der Schule weiter?
Ich habe anschließend eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann beim Baustoffhandel Worminghaus gemacht. Die Ausbildung hat auch echt Spaß bereitet. Ich bin danach auch übernommen worden und habe noch ein Jahr bei Worminghaus gearbeitet, ehe ich dann zur SG Flensburg-Handewitt gewechselt bin.
Nebenbei hast du immer Handball gespielt. Wie fing deine Karriere an?
Mit acht Jahren habe ich beim SZ Ohrstedt mit dem Handballsport angefangen und habe dort auch in meiner gesamten Jugend- und Schulzeit gespielt. Nach der Schule, mit Beginn der Ausbildung, bin ich zur HSG Tarp-Wanderup in die zweite Liga gewechselt. 2003 erfüllte sich dann ein großer Traum und ich unterschrieb einen Vertrag bei der SG Flensburg-Handewitt, mit der ich anschließend DHB-Pokalsieger wurde und im Champions-League-Finale stand.
Wie hast du Schule, Ausbildung und Leistungssport unter einen Hut bekommen?
Das war nicht immer leicht und streckenweise eine ziemliche Belastung. Während der Ausbildung war es besonders hart. Erst zur Arbeit oder Berufsschule, anschließend, vier bis fünfmal die Woche zum Training nach Tarp und natürlich ein Spiel am Wochenende. Da blieb kaum Luft zum Atmen. Aber ich habe mich da reingehauen und durchgebissen.
Was für Tipps kannst du Schülerinnen und Schülern geben, die von einer Karriere als Profisportler träumen?
Ich würde dazu raten, einen Schulabschluss und eine Ausbildung zu machen. Selbst wenn man es in den Profisport schafft, wird es irgendwann ein Leben nach dem aktiven Sport geben. Dann ist eine abgeschlossene Berufsausbildung eine gute Grundlage. Außerdem sammelt man als Azubi jede Menge Erfahrung und erhält eine gewisse Erdung. Das hilft zum Beispiel auch beim Umgang mit Geld.
Bist du noch manchmal in Husum?
Na klar. Husum ist meine Heimat und gibt mir ein ruhiges, rundes und wohliges Gefühl. Meine Frau und ich haben Familie, Verwandte und Freunde in Husum und Umgebung.
Was sind deine Lieblingsplätze?
Zuletzt war ich mit meiner Frau im Kino-Center. Wir gehen auch gern Thailändisch essen in der Norderstraße. Ich schlendere auch gern den Husumer Binnenhafen entlang. Absolute Pflicht ist natürlich auch der Genuss eines Fischbrötchens.
Du hast jetzt noch einen Wunsch frei für deine Handball-Karriere.
Gesund werden, gesund bleiben und mit Hannover-Burgdorf am Europa-Pokal und am Final Four teilnehmen. Ach so, das waren jetzt drei Wünsche.
Kein Problem, Torge. Eine Frage haben wir noch: Was motiviert dich, jeden Tag in die Sporthalle zu gehen und zu trainieren?
Ganz einfach: Ich liebe dieses Spiel!
TEXT Christian Dorbandt
FOTO TSV Hannover-Burgdorf