Von hellem Licht und lauten Tönen – Der Veranstaltungstechniker

Von hellem Licht und lauten Tönen – Der Veranstaltungstechniker

Wir haben Björn Hildebrandt getroffen, der eine Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik absolviert.

Es gibt Leute, die haben Bürojobs. Es gibt Leute, die arbeiten von neun bis fünf. Es gibt Leute, die machen jeden Tag das Gleiche. Und dann gibt es Björn. Bei ihm verläuft kein Tag wie der andere, denn er ist Auszubildender zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik. 2016 hat der 30-Jährige sich entschlossen, nochmal die Schulbank zu drücken und umzusatteln. Es ist bereits seine zweite Ausbildung, denn direkt nach dem Realschulabschluss und dem Zivildienst hat er eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann abgeschlossen. Wir haben uns mit Björn getroffen und ihn gefragt, wie es so ist, das Arbeiten zwischen Kabeln und Konzerten.

Wenn man sich mit Björn unterhält, merkt man ganz schnell, dass Musik ein großes Thema in seinem Leben ist, denn er spielt nicht nur selbst Bass, sondern seine erste Ausbildung absolvierte er in einem Musikgeschäft und war dort ganze zehn Jahre tätig. „Ich wollte einfach nochmal etwas anderes machen, denn das wirklich große Verkaufstalent war ich nie”, sagt der Hobbymusiker. Er erzählt davon, dass er auch vor seiner zweiten Ausbildung immer mal wieder am Licht- oder Tonpult saß, um befreundete Bands (auf Konzerten) zu unterstützen. „Das ist etwas, was mir immer schon Spaß gemacht und mich fasziniert hat. Als ich dann von einem Bekannten hörte, dass sein Betrieb noch einen Auszubildenden suche, habe ich aber das erste Mal wirklich ernsthaft darüber nachgedacht.” Im August 2016 hat Björn dann die Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik, kurz VT, begonnen und es keinen Tag bereut. „Ich bin im Moment total zufrieden und würde mit niemandem tauschen wollen!”

Björn Hildebrandt

„Man muss auch improvisieren können, denn manchmal gehen einfach Dinge schief“, berichtet Björn.

Björn gehört zu den VTlern, die in einem „festen Haus” lernen, sie sind also nicht ständig mit ihrem Betrieb unterwegs, sondern kümmern sich um die Veranstaltungen vor Ort, eben „im Haus”. In diesem Fall heißt das für Björn, dass er Musikabende, Parties, Kunstausstellungen oder sogar Wrestlingveranstaltungen plant und betreut. Kein Wunder, dass die Anforderungen immer wieder neu sind. Veranstaltungstechniker kümmern sich zwar auch um den Auf- und Abbau von Bühnen, die Einrichtung und Bedienung von Tontechnik sowie um die Sicherheitsvorschriften, aber Björns Lieblingsaufgabe ist ganz klar: „Licht machen.“

„Wenn ich Licht mache, kann ich mich kreativ so richtig austoben und Licht macht bei einer Show einen riesigen Unterschied. Es gibt nichts Schlimmeres als ein Konzert, bei dem einfach nur das Licht angeknipst wird und das war‘s dann.” Das Lichtpult sieht übrigens so ähnlich aus wie ein Tonpult und kann ähnlich kompliziert sein. Manchmal programmiert Björn ganze Lichtshows, sodass die unterschiedlichen Lichteffekte genau auf die verschiedenen Teile eines Songs abgestimmt sind. Das ist schon beeindruckend und man kann gut verstehen, weshalb ihm diese Arbeit gefällt.

Björn Hildebrandt

Die Musik ist schon seit vielen Jahren ein großes Thema in Björns Leben.

Aber mal Hand aufs Herz, Björn: Die Arbeitszeiten, die sind doch sicher ganz schön heftig oder? „Zum Glück geht das bei mir”, sagt er, „manchmal habe ich tatsächlich einen ganz normalen Arbeitstag von neun bis siebzehn Uhr. Es kommt natürlich mal vor, dass ich zehn oder sogar fünfzehn Stunden durcharbeiten muss, aber das gehört nun mal dazu. Urlaub nehmen wäre für mich auch kein Problem, aber das kann natürlich gerade bei Veranstaltungstechnikern, die nicht in einem ‚festen Haus’ arbeiten, ganz anders sein.” Ok, verstanden: Die Arbeitszeiten können denen von Bürojobs gleichen, müssen es aber nicht. An Konzerttagen sieht so ein typischer Arbeitstag aber doch völlig anders aus als der im Büro.

Wenn ein Konzert um 19 Uhr beginnt, fängt Björn um 12 Uhr an zu arbeiten. Sofern die Bühne bereits steht, was im „festen Haus“ oft der Fall ist, gilt es, die Beleuchtung zu installieren und eventuelle Sonderwünsche der Bands zu erfüllen. Im Laufe des Nachmittags erscheint dann die Band, baut ihr eigenes Equipment auf und macht mit Björn den Soundcheck. Wenn dann der Sound stimmt und alle zufrieden sind, ist oft gar nicht mehr viel Zeit, bis das Konzert beginnt.

Björn Hildebrandt

„Ich bin im Moment total zufrieden und würde mit niemandem tauschen wollen!”

Wenn die Show vorbei ist, muss natürlich alles wieder aufgeräumt werden und gegen Mitternacht hat Björn dann meistens endlich Feierabend. Klar ist also: Dieser Beruf verlangt nicht nur Kreativität, sondern auch Durchhaltevermögen. Björn erzählt uns, was darüber hinaus noch wichtig ist: „Man muss auch improvisieren können, denn manchmal gehen einfach Dinge schief. Ein bisschen Durchsetzungsvermögen schadet auch nicht, und man sollte auf jeden Fall bereit sein, manche Dinge mit Humor zu nehmen, besonders in Stresssituationen; denn es ist niemandem geholfen, wenn man durchdreht.”

Wir haben außerdem gefragt, was Björn denjenigen empfehlen würde, die sich für eine Ausbildung zum Veranstaltungstechniker interessieren. „Zunächst würde ich ein Praktikum machen, wenn man den Job noch nicht kennt. Man muss viele Dinge beachten, oft schwere Sachen schleppen und es wird manchmal eben echt spät. Man sollte sich genau überlegen, in welchem Betrieb man die Ausbildung macht. Die Arbeit in einem ‘festen Haus’ kann entspannter sein, allerdings ist die Arbeit bei einem reisenden Betrieb viel abwechslungsreicher. Es kommt darauf an, was einem liegt. Am Wichtigsten ist aber: Nicht den Kopf in den Sand stecken! Jeder fängt mal klein an.”

Björn Hildebrandt

Der angehende Veranstaltungstechniker Björn Hildebrandt.

Ihr seht, Veranstaltungstechniker ist ein vielseitiger und interessanter Beruf. Er ist technisch, fordert Kreativität, man hat mit anderen Menschen zu tun und eines ist sicher: Langweilig wird dir nicht. Zwei Dinge wollen wir dann doch noch von Björn wissen: „Was war das schönste Erlebnis während deiner Ausbildung und was ist dein größtes berufliches Ziel?“ „Ehrlich gesagt, ist das Schönste immer, wenn man von den Künstlern für das gelobt wird, was man macht. So bekomme ich die Bestätigung, dass ich meinen Job gut mache. Mein berufliches Ziel wäre es, einmal bei einer großen Produktion mit einem bekannten Star oder einer großen Band mitzuwirken und die Show mit zu planen. Das wäre klasse.”

Wir wünschen Björn, dass noch viele gute Shows in seiner Zukunft liegen und auch sein Wunsch eines Tages Realität wird. Wir bedanken uns für den Einblick in sein Berufsleben und schließen mit einem Augenzwinkern und seinem beruflichen Motto: “Leg dich nie mit einem Lichttechniker an. Der hat Kabelbinder, Gaffa und ein leeres Case.”

TEXT & FOTOS Jana Limbers