Stadt. Land. Geldfluss.

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2 von 55 mit den wichtigsten Jobs im Land

In seiner Freizeit spielt Christoph Kloß erfolgreich Fußball im defensiven Mittelfeld beim PT Kiel. Seine Aufgabe ist es, das Spiel auf dem Feld zu analysieren und zu ordnen, um ihm dann „seinen Stempel“ aufdrücken zu können. Früher hieß diese Position „Ausputzer“ oder „Abräumer“, heute nennt man es kurz „Sechser“.
Beruflich läuft es so ähnlich: Christoph befindet sich im dritten und letzten Jahr seiner dualen Ausbildung in der Steuerverwaltung des Landes Schleswig-Holstein. In wenigen Wochen wird er das dreijährige duale Studium an der Fachhochschule für Verwaltung und Dienstleistung in Altenholz mit dem Diplom abschließen. Dann ist er Diplomfinanzwirt (FH) und wird zukünftig Steuererklärungen von privaten Haushalten und Unternehmen analysieren und ordnen. Früher bezeichnete man diese Laufbahn als den „gehobenen Dienst“, heute heißt es „Laufbahngruppe 2 / 1. Einstiegsamt“.

Die Finanzbehörde ist einer der größten Arbeitgeber Schleswig-Holsteins. In der Landesfinanzverwaltung stehen allein jährlich 55 Plätze für die Ausbildung zum/zur Diplomfinanzwirt/Diplomfinanzwirtin zur Verfügung, Tendenz steigend. Die Finanzierung von gemeinschaftlichen Bedürfnissen, Kindergärten und Schulen, Polizei und Feuerwehr wäre undenkbar ohne Finanzämter. Gut ausgebildete Finanzbeamte und -beamtinnen sind enorm wichtig für eine funktionierende Landesverwaltung. Deshalb genießen sie zu Recht ausgezeichnete Arbeitsbedingungen, eine attraktive Vergütung, angenehme Arbeitszeiten und eine Arbeitsplatzgarantie auf Lebenszeit.

„Die Stimmung unter unseren Auszubildenden ist wirklich gut“, stellt Silke Hasheider, Ausbildungsleiterin im Finanzamt Kiel, zufrieden fest. „Die Ausbildung ist vielseitig und anspruchsvoll. Attraktiv ist vor allem der Praxisbezug. Jeder und jede Auszubildende hat hier sofort mit echten Fällen zu tun. Was in der Theorie gelernt wird, findet am Schreibtisch sofortige Anwendung.“

Das weiß auch Sascha Paetznick, der nach abgebrochenem Universitätsstudium eine Ausbildung in einem sicheren, familienfreundlichen Beruf suchte. „Ich habe diese Entscheidung nicht bereut, sagt er heute mit einem Lachen. „Die Atmosphäre hier ist klasse. Und ich finde es auch gut, dass die Dozenten darauf achten, dass alle stofflich mitkommen!“

Die praktische Ausbildung in den jeweiligen Finanzämtern wird von den dortigen Ausbildern vorgenommen. Daneben gibt es die Ausbildungsarbeitsgemeinschaften (ABAGs) in Bad Malente-Krummsee (BiZSteuer), in denen die praktischen Ausbildungsabschnitte vorbereitet werden. Die theoretische Ausbildung in der Fachhochschule für Verwaltung und Dienstleistung Kiel-Altenholz gliedert sich in Grundstudium, Zwischenprüfung und Hauptstudium und wird mit einer schriftlichen und mündlichen Prüfung abgeschlossen.

Nach der Ausbildung erfolgt eine dreijährige Probezeit als Steuerinspektor/in (Status: Beamter auf Probe) an einer zugewiesenen Dienststelle, ehe dann die Verbeamtung auf Lebenszeit erfolgt. Grundsätzlich gibt es dann Einsatzmöglichkeiten im Innen- und Außendienst. „Ich kann mir gut vorstellen, im Außendienst tätig zu sein“, sagt Christoph, der den Kundenkontakt schätzt. „Dort kann ich mir im Rahmen einer Betriebsprüfung ein genaues Bild von einer Firma machen.“ Übrigens ist auch die Steuerfahndung eine berufliche Richtung im Außendienst, während die Steuerveranlagung, die Vollstreckung und die Rechtsbehelfsstelle dem Innendienst zuzuordnen sind.

Wer heute ein Finanzamt besucht, kann einige Klischees über Bord werfen: In modernen Büros mit je zwei Flatscreens pro Schreibtisch sitzen viele junge, modisch gekleidete Finanzbeamte und Finanzbeamtinnen und bearbeiten die Steuerfälle in angenehm lockerer Atmosphäre. Und der berühmte Stempel … wird heutzutage digital aufgedrückt.

TEXT Christian Dorbandt
FOTO Michael Drapa

Dieser Beitrag stammt aus der Sonderveröffentlichung zur Dualen Ausbildung EINBLICK
in Schleswig-Holstein. Das gesamte Magazin gibt es hier.