Eine Woche ungehemmt mit Unternehmern reden – die IZET Summer Science School
Die Atmosphäre ist einfach richtig cool. Ich meine, wir sitzen hier nach einer Woche zusammen, grillen und unterhalten uns mit den Unternehmern auf Augenhöhe.“ Diesen Satz, den man am letzten Abend von vielen Schülern hörte, ist in jedem Jahr das Ziel der Summer Science School in Itzehoe, die bereits zum siebten Mal im Innovationszentrum (IZET) Itzehoe stattfand. Diese einzigartige Veranstaltung in Norddeutschland lockte wieder rund 200 naturwissenschaftlich interessierte Gymnasiasten aus dem Kreis Steinburg ins IZET – und das ganz freiwillig neben der Schule.
Was ist die Summer Science School Itzehoe (SSSI)?
Wie der Name schon sagt, geht es bei der SSSI um Naturwissenschaft und auch um Technik. Da werden eine Woche lang jeden Nachmittag Vorträge zu bestimmten Themen gehalten, die sich ein Unternehmer, ein Doktor, Mitarbeiter einer Firma oder ein Professor von der FH oder Uni ausgedacht haben. Und das ist gar nicht so einfach, denn solch komplexe Themen für Schüler aufzudröseln und spannend zu gestalten, erfordert Übung. Zum Glück fand die SSSI nicht zum ersten Mal statt, sodass die meisten Referenten wussten, auf was sie sich einließen.
Neben den Vorträgen zu Themen wie Logistik, Energie, Mikrotechnologie, Biologie und dem Ingenieurwesen gab es auch Betriebsbesichtigungen. Den meisten Schülern gefiel der Besuch des Reinraumes und
der Chipproduktion bei Vishay Siliconix Itzehoe am besten. „Ich hätte nicht erwartet, dass es in Itzehoe so viel High-Tech gibt. Das hat mich beeindruckt“, sagte Norman Söngen vom Detlefsen-Gymnasium aus Glückstadt. Auch auf die Besichtigung bei SIHI hatten sich einige Teilnehmer sehr gefreut.
Die Idee, eine Woche für Schüler zu gestalten, in der sie ungehemmt mit Unternehmern in Kontakt kommen und mehr über die verschiedensten Berufe lernen, ist aus der Wirtschaft heraus entstanden. „Es geht nicht vorrangig um Wissen, was sich die Schüler hier aneignen sollen, sondern um Interaktion“, erklärte Prof. Dr. Ralf Thierike vom IZET. Auch die Lehrer sollen sich beteiligen, die Unternehmer kennenlernen, um ihre Schüler bestmöglich beraten zu können. „Zudem müssen wir Fachkräfte binden“, sagte Prof. Thierike.
Zum Abschluss der Woche gab es eine kleine Podiumsdiskussion mit anschließender Grillparty im Garten – mit Musik von „Just Connected“, der Schülerband der Kaiser-Karl-Schule. Die Jungs und Mädels waren mittlerweile aufgetaut und trauten sich, Fragen zu stellen und kritisch zu sein. Weil aller Anfang aber schwer ist, half Prof. Thierike bei der Diskussion mit der ersten Frage auf die Sprünge: „Welche Berufe haben Zukunft?“ Dabei gingen die Meinungen auseinander. Während Dr. Heiner Kösters von Sterling SIHI den Spaßfaktor in den Vordergrund bei der Berufswahl stellte, fand Torge Thönessen von Custom Cells Itzehoe, dass man vor allem im Studium die bestmögliche Qualifizierung anstreben sollte. „Später kann der Weg überall hingehen“. Auch das duale Studium war Thema. Wer bietet das an? Ist das sinnvoll? Oder lieber erst eine Ausbildung machen? Dr. Michaela Gorath von Pohl Boskamp riet, nur mit einem durchdachten Plan erst die Ausbildung und dann das Studium zu machen: „Die meisten, die ich kenne, haben nach der Ausbildung einen gewissen Lebensstandard, vielleicht schon das erste Auto, eigene Wohnung. Im Studium muss man all diese Dinge wieder aufgeben, weil der Geldhahn zugedreht wird. Und dann studieren noch die wenigsten.“
Prof. Dr.-Ing. Michael Berger von der Fachhochschule Westküste gab noch den Tipp, lieber erst zu studieren und nebenbei arbeiten zu gehen. „Als Student muss man nicht in der Kneipe nebenan jobben. Ich sage jedem Studenten, dass er sich nur bei mir zu melden braucht. Ich kriege jeden in einem Unternehmen unter, dass zum jeweiligen Studium passt. Und dann fließt gutes Geld“, war sich Prof. Berger sicher.
Bei Bratwurst, Kartoffelsalat, Limo und einem Pils gerieten alle – Referenten, Schüler, Lehrer und Organisatoren – ins Plaudern über die Woche, die Zukunft oder auch ganz andere tagesaktuelle Themen, worüber es sich zu diskutieren lohnte.
Samanta Rohm, 17 Jahre, 12. Jahrgang,
Kaiser-Karl-Schule Itzehoe:
„Bei uns gibt es nur noch das sprachliche Profil und deswegen fehlt mir jetzt Chemie und Physik. Als wir wählen sollten, haben sich halt alle für Bio entschieden. Jetzt hatte ich natürlich gedacht, dass mir dann fürs Studium jede Menge fehlt, aber die Referenten haben gesagt, dass das Niveau sehr niedrig ist. Klar, ich werde dann trotzdem nicht zu denen gehören, die eine gute Grundlage haben, aber beruhigt hat es mich trotzdem. Allerdings habe ich auch schon überlegt, im Bereich Tourismus etwas zu machen und dann über Umwege zu meinem Ziel zu kommen. So könnte ich vielleicht meinen sprachlichen Vorteil nutzen.“
Silja Paul, 15 Jahre, 11. Jahrgang,
Kaiser-Karl-Schule Itzehoe:
„Ich habe mich schon früh für Naturwissenschaft interessiert, deswegen dachte ich, dass es nie falsch ist, sich hier mal zu informieren. Bei dem ersten Vortrag hat mir allerdings ein bisschen der Bezug zum wirklich Beruf gefehlt. Das ändert sich hoffentlich in der Woche noch.“
Mirco Spiering, 18 Jahre,
Regionales Berufsbildungszentrum Itzehoe:
„Ich erhoffe mir Tipps und Tricks für die Unternehmensgründung, weil wir da so ein Projekt in der Schule haben. Das wäre hilfreich, aber eigentlich bin ich wegen SIHI hier. Heute besichtigen wir die Firma und ich möchte mich da halt bewerben, deswegen ist das besonders interessant für mich.“
Anna-Lena:
„Ich habe in der Woche viel gelernt und fand das alles sehr informativ. Ich hatte mir überlegt, erst eine Ausbildung zu machen und dann zu studieren, aber da wurde mir ja indirekt von abgeraten. Mal sehen, was ich machen werde. Da bin ich mir noch nicht sicher. Ich freu mich jetzt erstmal über die super Stimmung bei der Grillparty.“
Oleg:
„Ich habe ja das Physik-Profil und auch einen Wirtschaftsingenieur in der Familie. Von daher hat mich der Vortrag von Prof. Dr. Bargel von der FH Wedel besonders interessiert. Und als er sagte, dass auch das Zeichnen noch von großer Bedeutung ist, habe ich mich sehr gefreut. Sein Vortrag hat mich in meiner Meinung noch gefestigt, Ingenieur zu werden. Pläne zu erstellen und zu sehen, wie etwas danach entsteht, das wäre richtig toll.“
Norman:
„Für mich hat sich die Woche doppelt gelohnt. Ich habe richtig viel gelernt und gesehen, hatte eine tolle Woche mit Kuchen, Grillen und dem direkten Kontakt mit den Unternehmern. Aber ich habe bei der Tombola auch den ersten Preis gewonnen – eine Reise für zwei Personen nach Berlin. Am besten fand ich aber, dass das hier keine Werbeveranstaltung war. Vor den Sommerferien hatten wir eine Projektwoche und da habe ich das Gefühl gehabt, dass ich nur ein Werbeobjekt bin. Das war hier ganz anders, was ich richtig super finde. Ich komm‘ nächstes Jahr wieder und will auch zum XLAB nach Göttingen fahren.“
Matthes:
„Mich hat die Aussage von Prof. Berger irritiert, dass es bei den Nebenjobs im Studium ums Geld verdienen geht. Für mich stand immer die Praxiserfahrung im Vordergrund. Aber so lässt sich beides vereinen. Mein Vater ist Maschinenbauingenieur und er sagt immer, dass den Wirtschaftsexperten das Wissen der technischen Seite fehlt. Diese Vermittler (Wirtschaftsingenieure) sind gerade sehr gefragt. Allerdings sehe ich mich eher auf der Seite der Wirtschaft und nicht der Technik.“
Text & Foto Kim Julia Schöffler