Schülerfrage: „Warum sollen wir zur Wahl gehen?“

Schülerfrage: „Warum sollen wir zur Wahl gehen?“

Hanno und Robin fragen Torsten Albig, Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein

Robin mag Naturwissenschaften, trägt nach der Schule Zeitungen aus und interessiert sich privat für Computer und Medien. Hanno jobbt neben der Schule in einem Fischrestaurant, hat noch viel Lust auf Schule und möchte später Zahnmedizin studieren. Beide Schüler sind 16 Jahre alt, besuchen die 10 C der Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule am Standort Schreventeich und sind gewählte Schülersprecher. In wenigen Wochen werden beide den Mittleren Schulabschluss machen. Und wie geht‘s dann weiter?

chuelerfrage von Robin Kies

Robin Kies (16)

„Meine Lieblingsfächer sind Mathe, Physik, Bio und Chemie“, erzählt Robin. „Mein Wunsch ist es, nach der Gemeinschaftsschule am RBZ Technik in Kiel-Gaarden das Abitur zu machen und danach ein Ingenieursstudium an einer Fachhochschule zu beginnen. Mit dem Abi möchte ich mir die Option schaffen, auch etwas anderes studieren zu können. Einen Platz am RBZ habe ich schon sicher.“

Schülerfrage von Hanno Cornelissen

Hanno Cornelissen (16)

Auch Hanno gehört zu der Mehrzahl von Schülern, die nach der zehnten Klasse das weiterführende Schulangebot nutzen möchten. „Ich habe mich am RBZ 1 – Schwerpunkt Gesundheit, Deutsch und Multimedien – beworben und ebenfalls schon einen Schulplatz erhalten, denn meine Noten waren ganz gut. Ich möchte später Zahnmedizin studieren und vorher gern noch ein FSJ absolvieren. Als Mediziner zu arbeiten, stelle ich mir toll vor, auch wenn die Arbeit stressig bestimmt stressig ist: man hat ein sicheres Einkommen, genießt eine hohe Wertschätzung, hat täglich mit Menschen zu tun und übt ein tolles Handwerk aus!“

Beide Schüler sind politisch interessiert. Dass sie jetzt wählen dürfen, finden sie gut. Über Politik diskutieren sie sowohl in der Familie als auch mit Freunden. Wie nehmen sie Politik wahr und was ist ihnen wichtig für die Zukunft?
Hanno meint: „Ich wünsche mir auf jeden Fall ein sicheres Leben, die Erhaltung unserer Demokratie und dass wir stets zu schätzen wissen, was für ein hohes Gut das ist! Politisch gefällt mir aktuell, dass sich Bundesregierung nicht auf die Provokationen der türkischen Regierung einlässt.“ Und auch Robin bezieht eine klare Stellung: „Mir haben der Ausstieg aus der Atomenergie und die Willkommenskultur für Flüchtlinge – ohne Obergrenzen – gut gefallen! Beruflich wäre mir Nachhaltigkeit sehr wichtig. Ich möchte weder für einen Rüstungskonzern arbeiten noch für eine Firma, die nicht nachhaltig mit der Umwelt umgeht. Wir haben nur einen Planeten und müssen vorsichtig damit umgehen!“

Hanno und Robin haben drei Fragen an den Ministerpräsidenten zum Thema „Wahl ab 16“:

Können Sie das politische Desinteresse vieler Jugendlicher nachvollziehen?
TORSTEN ALBIG: Erst einmal glaube ich, dass es auch bei den älteren Menschen leider viele gibt, die sich nicht für Politik interessieren. Aber klar: Als junger Mensch hat man oft ganz andere Sachen im Kopf. Als ich 16 war standen auch andere Sachen im Vordergrund. Ich wünschte mir eine feste Freundin, die ich leider noch nicht hatte. Und ich war damals mehr mit meiner Fußballmannschaft als mit Politik beschäftigt. Aber oft geht es bei Themen, für die sich viele junge Menschen ganz selbstverständlich einsetzen, dann doch um Politik. Zum Beispiel, wenn sie sich dafür interessieren, wie es anderen Menschen oder unserer Umwelt geht. Was die allermeisten nicht interessiert, sind politische Rituale und Politiker, die nur auf den politischen Gegner einprügeln. Das geht mir aber nicht anders.

„Oft geht es bei Themen, für die sich viele junge Menschen ganz selbstverständlich einsetzen, dann doch um Politik“

Was hat die Politik in der Vergangenheit, speziell für uns 16-18-Jährige, bewirkt?
Politik hat erreicht, dass es möglich ist, einen vernünftigen Schulabschluss zu machen, egal ob die Eltern arm oder reich sind. Das ist in der Welt keine Selbstverständlichkeit. Politik sorgt dafür, dass man eine gute Ausbildung machen kann und auch als Azubi Rechte hat. Politik sorgt dafür, dass junge Menschen in der Schule oder Berufsschule Mitspracherechte haben. Und in Schleswig-Holstein hat die Politik dafür gesorgt, dass junge Menschen schon mit 16 wählen dürfen. Politik ist immer ein Kompromiss, bei dem ganz unterschiedliche Vorstellungen unter einen Hut gebracht werden müssen. Und unser Job als Politiker ist, dafür zu sorgen, dass niemand zu kurz kommt. Deshalb müssen junge Menschen laut sein und sich einbringen: damit wir wissen, was ihnen gerade wichtig ist. Das Großartige an unserer Demokratie ist, dass jeder mitmachen kann – außerhalb von Europa leider keine Selbstverständlichkeit. Und wenn wir nicht immer wieder dafür kämpfen, dann kann es auch mal wieder ganz anders werden. Das vergisst man so schnell.

Wenn Sie heute 16 Jahre alt wären … was würden Sie sich von der Politik wünschen?
Dass sie an ihren klaren demokratischen Werten festhält. Dass sie sich nicht an Parteien anpasst, die Stimmungen gegen Minderheiten machen, nur weil ein kleiner aber lauter Teil der Bevölkerung Sündenböcke braucht. Und dass sie am Atomausstieg und Klimaschutz festhält, auch wenn es mal unbequem wird, weil Manche keine Windräder wollen oder der Ökostrom etwas teurer wird. Wir haben nur diese eine Welt!

Aber es gibt auch etwas, was ich mir als Politiker von 16-Jährigen wünsche: Bitte gehen Sie zur Wahl! Wer seine Stimme nicht abgibt, kann nachher auch nicht meckern.

TEXT Christian Dorbandt
SCHÜLERFOTOS Merle Jurzig
FOTO ALBIG Pressestelle Staatskanzlei SH