Ausbildungsbetreuer Benjamin Thöming kümmert sich in Husum um Azubis, die im Betrieb oder in der Schule nicht weiter wissen
Sie sind ja immer dann gefragt, wenn Azubis im Süden Nordfrieslands Probleme bekommen – im Betrieb, in der Berufsschule oder mit der Berufswahl generell. Wie sehen typische Fälle aus?
Das spannende an unserer Arbeit ist, dass kein Fall so ist wie der andere. Jede Situation ist für sich zu betrachten, doch es gibt durchaus Themen, die häufiger vorkommen. Oft höre ich von Azubis, dass die Ausbildung keinen Spaß mehr macht oder man nur noch mit Bauchschmerzen zum Betrieb fährt, weil es zwischenmenschliche Konflikte im Betrieb gibt. Manchmal kommt es auch zu Problemen, wenn das Berichtsheft nicht vorgelegt wird. Ausbilder, die mich ansprechen, bemängeln hingegen häufig Defizite im Bereich Pünktlichkeit, wenn Azubis zu spät kommen und die Kollegen auf sie warten müssen. Ganz häufig betrifft es auch die Kommunikation, beispielsweise wenn Azubis sich nicht richtig abmelden.
Wie kommen Sie dann ins Spiel?
Meist rufen Azubis an und bitten um Hilfe in ihrer Situation. Doch es sind auch immer häufiger die Betriebe, die uns ansprechen und um Unterstützung bitten, wenn sie merken, dass etwas nicht so rund läuft. Prinzipiell ist es immer gut, wenn Hilfe von außen erbeten wird. Ich sehe meine Aufgabe darin aufzuzeigen, worin das Problem liegt und wie wir ansetzen können, um gemeinsam Lösungswege zu erarbeiten. Unser Ziel ist, dass die Ausbildung weitergehen kann.
Mein Ziel ist, dass der Azubi seine Ausbildung weiterführen kann.
-Benjamin Thöming
Wenn junge Leute Schwellenangst haben, um auf Sie zuzugehen – wie können Sie ihnen die Befürchtungen nehmen?
Vertrauen ist die Basis für unsere Arbeit. Da ich der Schweigepflicht unterliege bleibt Vertrauliches auch vertraulich und verlässt das Büro nicht. Darüber hinaus ist unsere Betreuungsarbeit kostenlos, da sie über das Land Schleswig-Holstein und aus Mitteln des Europäischen Sozial Fonds finanziert wird. Und ebenfalls wichtig zu wissen: Wir können auf Wunsch auch langfristig unterstützen – im Prin- zip bis zum Ende der Ausbildung. In meiner Funktion bin ich außerdem neutral, auch wenn ich die Betriebe meist kenne. Ich vermittle zwischen Azubi und dem Chef, damit die Probleme gemeinsam gelöst werden können und der junge Mensch seine Ausbildung fortsetzen kann.
Wie können Sie helfen, wenn es ernste Konflikte zuhause mit den Eltern gibt?
Auch dann geht es darum, zunächst als Ansprechpartner vor Ort zuzuhören und gemeinsam zu schauen, wie eine schwierige Situation gelöst werden kann. Wenn sich abzeichnet, dass weitere Hil- fen notwendig sein sollten, können wir auch auf kurzem Weg entsprechende Kontakte herstellen.
Ich freue mich immer, wenn ich bei den Freisprechungen nach bestandener Prüfung bekannte Gesichter sehe, die stolz ihr Zeugnis in der Hand halten.
-Benjamin Thöming
Manche Schulabgänger/innen sind ja wenig begeistert, wenn sie daran denken, dass sie schon wieder die Schulbank drücken müssen. Wenn es in der Berufsschule schlecht läuft – welche Hilfen können sie bekommen, um die Ausbildung erfolgreich abzuschließen?
Die Berufsschule ist ja ein zentraler Partner im dualen System, und die schulischen Leistungen sind somit auch für das Bestehen der Abschlussprüfung wichtig. Wenn Nachhilfebedarf besteht, greifen unter bestimmten Voraussetzungen die ausbildungsbegleitenden Hilfen, die von der Agentur für Arbeit bezahlt werden. Hier unterstützen wir bei der Antragstellung. Wer dann am Ball bleibt, für den ist die Abschlussprüfung in der Regel machbar. Ich freue mich immer, wenn ich bei den Freisprechungen nach bestandener Prüfung bekannte Gesichter sehe, die stolz ihr Zeugnis in der Hand halten.
TEXT Joachim Welding
FOTO Sebastian Weimar
Wenn bei dir der Schuh mal drückt:
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