Die Logistik- und Transportbranche setzt in Deutschland jährlich mehr als 220 Milliarden Euro um und beschäftigt 2,85 Millionen Menschen. Die Branche wächst, aber für viele junge Leute ist sie trotzdem nicht attraktiv. Ein Gespräch mit Anna Schönal von der Logistik- Initiative über die Gründe dafür. Anna Schönal ist als Projektmanagerin „Personal & Qualifizierung“ zuständig für die Nachwuchsförderung und Weiterbildungsmaßnahmen. Sie betreut außerdem das Internetportal „Logistik Lernen Hamburg“. Anna Schönal hat in Hamburg BWL studiert und war Bundesvorstand der Studenteninitiative MTP – Marketing zwischen Theorie und Praxis.
Die Logistik ist, gemessen am Umsatz, die drittgrößte Branche in Deutschland. Trotzdem interessieren sich viele Berufseinsteiger mehr für Autos, IT, Maschinenbau und Medien. Was denkst du, sind die Gründe dafür?
Die Logistikbranche kämpft gegen das Image: Viel Körpereinsatz, Schichtarbeit, mäßige Bezahlung und kaum Aufstiegschancen. Vor allem junge Frauen sehen kaum Möglichkeiten, in der Logistik einen erfolgreichen Berufseinstieg zu finden. Die Realität sieht aber anders aus. Ein hoher „Körpereinsatz“ ist wegen der enormen Automatisierung und Technifizierung der Branche längst nicht mehr so gefordert wie früher. Heute kommen überall Maschinen und Computersysteme zum Einsatz, die von Menschen bedient werden müssen. Wenn man sich vor Augen hält, was für eine Bedeutung Logistik für unseren Alltag hat, dann erkennt man die Bedeutung dieser Branche und die vielfältigen Chancen, die sie bietet. Logistik begleitet uns jeden Tag 24 Stunden lang und ist für unser Leben absolut unverzichtbar. Ohne die Logistik hätten wir nichts zu essen und anzuziehen. Produkte und Waren müssen von Schiffen, Zügen und LKWs jeden Tag befördert werden, damit wir sie nutzen können.
Welche Maßnahmen nutzt du mit der Logistik- Initiative, um jungen Menschen die Logistik- und Transportbranche näher zu bringen?
Wir besuchen Schulen, stellen uns auf Berufsorientierungsmessen vor und reden mit Berufsanfängern. Erzählen reicht aber nicht aus. Man muss Logistik erleben! Zusammen mit dem Hamburger Logistik Institut haben wir deshalb plastische Modelle und interaktive Simulationen entwickelt, welche die Vorgänge und Prozesse in der Logistik veranschaulichen und auf spielerische Art und Weise vermitteln. Wir organisieren außerdem Betriebsbesichtigungen für Schüler und veranstalten jedes Jahr eine „Menschen machen Logistik“-Erlebniswoche, bei der große und kleine Firmen ihre Türen öffnen und alle Interessierten (Schüler, Studenten und Quereinsteiger) einladen, ihre Betriebe zu besichtigen und sich über Einstiegs- und Jobmöglichkeiten zu informieren. Heutzutage hat jeder größere Betrieb, jedes Unternehmen und jeder Konzern eine eigene Logistikabteilung. Logistik lässt sich deshalb mit jeder Branche und jedem Geschmack gut kombinieren.
www.logistik-lernen-hamburg.de
Text Slaven Marinovic
Foto Peter Vogel

