MIT DEM BÜRGERMEISTER AUF´N FISCHBRÖTCHEN

MIT DEM BÜRGERMEISTER AUF´N FISCHBRÖTCHEN

Bevor Uwe Schmitz (55) im Husumer Binnenhafen in ein Fischbrötchen beißen kann, grüßt und plauscht er auf dem Weg mit den Einheimischen. Die Husumer kennen und schätzen ihren Bürgermeister. Der ist zwar gebürtiger Kölner, doch das merkt man ihm nicht an. Schon mit sieben Jahren zog er nach Schleswig-Holstein und lebt seitdem an der Westküste. Seit vier Jahren leitet er die Stadtgeschäfte der Kreisstadt Nordfrieslands. Als ruhig, lebenserfahren und geradeaus erleben wir ihn. Und als authentisch. Er verstellt sich nicht. Echt norddeutsch, dieser Typ!

Herr Bürgermeister, fühlen Sie sich eigentlich als Rheinländer oder als Schleswig-Holsteiner?
Ganz klar als Husumer und Schleswig-Holsteiner. Ich habe an der Westküste eine tolle Kindheit erlebt, ein paar Studienjahre in Kiel verbracht und bin nun seit 32 Jahren bei der Stadt Husum beschäftigt. Mit Köln verbindet mich nur noch der Eintrag des Geburtsortes im Personalausweis.

Wie ist das Leben als Bürgermeister?
Es ist stressig, es kann hart sein, es frisst einen auf … aber ich wüsste nicht, was ich lieber tun würde! Ganz privat ist man als Bürgermeister nie, aber das hält man aus. Dafür werde ich auch fair bezahlt.

Wussten Sie, was auf Sie zukommt, als Sie das Amt antraten?
Ich bin jetzt vier Jahre im Amt. Davor war ich war 15 Jahre lang büroleitender Beamter. Da habe ich mit einigen Bürgermeistern und Bürgermeisterinnen zusammenarbeitet und wusste schon, was auf mich zukommt. Trotzdem sieht die Realität immer anders aus.

Wie waren Sie eigentlich in der Schule?
Ich gehörte zum guten Durchschnitt und Englisch und Deutsch waren meine Lieblingsfächer. Mathe war schwierig, aber mit Fünfen hatte ich nicht zu kämpfen.

Wie würden Sie den Charme Ihrer Stadt beschreiben?
Husum hat ein ganz eigenes Flair, geprägt von der Lage an der Nordsee. Das spüren Sie am Binnenhafen und in der Hafenstraße. Wasser zieht die Menschen magisch an! Und wenn am Wochenende Markt oder Stadtfest ist, boxt hier der Papst im Kettenhemd. In Husum ist immer was los!

Ist Husum eine gute Adresse für junge Leute, die sich nach der Schule ins Berufsleben stürzen wollen?
Selbstverständlich. Für Schülerinnen und Schüler, die eine duale Berufsausbildung beginnen möchte, hat Husum viele Ausbildungsplätze zu bieten. Für Hochschulabsolventen stehen attraktive Stellen in den Ingenieursberufen und im medizinischen Bereich zur Verfügung. Auch im ländlichen Bereich werden Fachkräfte gesucht.

Wie steht Husum auf dem Arbeitsmarkt da? Gibt es genügend Arbeitsplätze?
Husum steht gut da. Wir haben viel mittelständisches Handwerk und Gewerbe. Das Klinikum Nordfriesland und die Energieunternehmen bieten viele Arbeitsplätze und wir sind der zweitgrößte Bundeswehrstandort Schleswig-Holsteins und der eltgrößte Deutschlands. Darüber hinaus gibt es viele Arbeitgeber im Bereich Tourismus, Hotel- und Gastronomie.

Was sind die Pläne und Perspektiven für Husum?
Eine zentrale Herausforderung, der wir uns stellen müssen, ist der demografische Wandel und die damit verbundenen Veränderungen. Nordfriesland ist überwiegend ländlich geprägt, doch es gibt einen stetigen Einwohnerschwund in den Gemeinden. Damit verschwindet auch Infrastruktur in den Gemeinden, z.B. durch die Schließung von Kitas. Vieles zieht in Richtung Husum, ohne das wir darauf Einfluss nehmen können. Es geht um Arbeit, um Verkehr, um Nahversorgung, um medizinische Versorgung, um Kindeserziehung, um Rente und andere Themen. Das Husumer Einzugsgebot beträgt mittlerweile ca. 70.000 Menschen. Husum kann kein Interesse daran haben, dass Gemeinden aussterben. Wir möchten mit den Gemeinden stärker zusammenarbeiten und müssen lernen, gemeinsam die bestmöglichen Lebensbedingungen für die Menschen in unserer Region zu schaffen.
Und wie sieht das Husumer Freizeitangebot aus?
Aus dem Nachtleben bin ich seit längerem raus, aber unsere Stadt bietet jede Menge Möglichkeiten für junge Menschen. Das Husumer Kinocenter ist Kult, bietet in acht Kinos ein vielseitiges Filmangebot für jeden Geschmack und richtet seit 1986 die Husumer Filmtage aus. Das Kulturzentrum „Speicher Husum“ und das Theodor-Storm-Haus locken mit attraktiven Kulturprogrammen. Husum ist auch ziemlich sportlich, bedingt durch die Gezeiten jedoch keine klassische Wassersportstadt. Unser Badestrand am Dockkoog ist trotzdem im Sommer ein beliebtes Freizeitziel. Und nicht zuletzt ist es die gesamte Region Nordfriesland, die unglaublich viel zu bieten hat.

An welchen Ort führen Sie Ihre persönlichen Gäste?
Immer ans Wasser. Ab in den Binnenhafen auf einen Pott Kaffee oder ein Bier – je nach Tageszeit.

Gibt es Bedarf an Auszubildenden bei der Stadtverwaltung Husum?
Ja. Wir haben zurzeit 220 Beschäftigte in der Stadt Husum, davon 135 direkt in der Stadtverwaltung. Nach Bedarf stehen jährlich 2 bis 3 Ausbildungsplätze zur Verfügung.

Wobei können Sie am besten entspannen?
Freizeit habe ich leider nicht so viel, aber ich fahre gern Motorrad und gehe regelmäßig zu Heimspielen des Husumer SV. An den Wochenenden fühle ich mich zuhause am wohlsten.

Letzte Frage: Wenn Sie einen Wunsch frei hätten. Was würden Sie sich für Husum wünschen?
Ich wünsche mir, dass Husum für junge Menschen attraktiv bleibt und wir nie verlernen, miteinander zu reden!

Herr Bürgermeister, das Fischbrötchen war lecker. vielen Dank für das Gespräch.

Text & Foto:  Christian Dorbandt