Mit allen Wassern gewaschen – Björn Dunkerbeck ist eine Ikone

Mit allen Wassern gewaschen – Björn Dunkerbeck ist eine Ikone

Er hat das Windsurfen geprägt wie kein anderer. Mit insgesamt 42 Weltmeistertiteln gilt er sogar als erfolgreichster Sportler aller Zeiten.

„Born to Windsurf“ – wie auch sonst? – heißt der Kinofilm von Björn Dunkerbeck. Den knapp zweistündigen Streifen über das Sportlerleben der Windsurf-Ikone stellte der heute 54-jährige Mitte November höchstpersönlich im Kieler Studio-Kino vor. Der Ort war nicht zufällig gewählt: Kiel gilt als die Surferstadt Deutschlands. Als Dunkerbeck gefragt wird, ob er schon mal in Kiel war, antwortet er: „Allein dieses Jahr bin ich zum dritten Mal hier: zum Wings-for-Live-Run, zur Kieler-Woche und zur Shop-Eröffnung von Love-My-Earth.“

Da ich selbst Windsurfer bin und Björn einige Male als Journalist begleitet habe, freute ich mich, ihn nach all den Jahren wieder zu treffen – und ihm mein Buch „Windkraft neu gedacht“ persönlich in die Hand zu drücken. Das musste sein, schließlich füllen er und sein Sport darin ein ganzes Kapitel. Aber das ist eine andere Geschichte.

Björn Dunkerbeck, geboren am 16. Juli 1969 im dänischen Ribe als Sohn eines Dänen und einer Niederländerin, lebt seit seinem sechsten Lebensjahr auf der Kanareninsel Gran Canaria. Seine Eltern gründeten dort eine Surfschule. Der kleine Björn hatte also exzellente Voraussetzungen, um den Sport von der Pike auf zu lernen und ganz oben zu landen. Schnell zeigte er sein außergewöhnliches Talent und stieg tatsächlich zum Star auf. Ab 1984 nahm er an ersten World-Cup-Rennen teil. 1987 gewann er seinen ersten World Cup in San Francisco. Seitdem gab es kein Halten mehr.

Spätestens seit der TV-Werbung für Nutella 1993 kennt ihn in Deutschland fast jeder. Dass er nahezu perfekt Deutsch spricht, liegt auch daran, dass er oft in Deutschland war. Sehr oft sogar: „Auf Sylt habe ich im Laufe der Jahre sicherlich ein ganzes Jahr verbracht.“ Wie das kam? 1985 ließ er sich als damals 16-Jähriger erstmals beim World Cup auf Sylt blicken und schaffte es prompt auf den 5. Platz. Seither ist er, bis auf einmal, ununterbrochen jedes Jahr rund zwei Wochen auf Sylt dabei – und liebt es: „Hering, Sylter Austern und Salzwiesenlamm sind spitze!“

Spitze waren auch seine Platzierungen: 1988 wurde Björn zum ersten Mal Gesamtweltmeister – und wiederholte diesen Triumph bis 1999 elf Mal in Folge. Er dominierte die Windsurf-Szene und etablierte sich als unangefochtener Champion in gleich drei Disziplinen: Wave, Slalom und Race. Sylt, als größter Event, spielte dabei eine zentrale Rolle. Die Zuschauer sind nah am Geschehen, es gibt Stars zum Anfassen. Für die Surfer allerdings ist Sylt oftmals eine Herausforderung: auflandiger, brutaler Wind, knochenbrechende Wellen, extremer Druck. „Die Bedingungen sind schwierig. Umso mehr freue mich, dass bis heute kein anderer Surfer mehr Rekorde auf Sylt ergattert, hat als ich“, sagt Dunkerbeck.

Auch an andere norddeutsche Inseln hat der Zwei-Meter-Hüne so seine Erinnerungen. Etwa an Fehmarn. Das Eiland umrundete er im Jahr 2007 auf seinem Windsurfer in Rekordzeit: 2 Stunden und 54 Minuten. Nur um klarzustellen, wovon wir hier sprechen: Fehmarn hat einen Umfang von etwa 80 Kilometern. Für Surfer bedeutet das, dass sie auf dem Wasser eine Strecke von 150 bis 180 Kilometern zurücklegen müssen. Dabei müssen sie teilweise gegen den Wind kreuzen – das zehrt massiv an den Kräften: „Am Anfang war es gemütlich, dann wurde der Wind immer stärker und es wurde verdammt anstrengend – aber ohne den starken Wind hätte ich den Rekord auch nicht aufstellen können.“
Björn Dunkerbecks Fehmarn-Rekord wurde mittlerweile überboten. Überhaupt geht er es inzwischen gemütlicher an und fährt nur noch wenige Wettbewerbe mit. Sein Name bleibt dennoch untrennbar mit der Geschichte und dem Erfolg des Windsurfens verbunden. Dunkerbecks Einfluss auf die Entwicklung von Ausrüstung und Techniken hat die Sportart maßgeblich geprägt.

In letzter Zeit lief es gesundheitlich nicht so gut für den Champion. Zuerst musste er sich einer Hüft-OP unterziehen und dann setzte ihn auch noch eine bakterielle Infektion außer Gefecht. „Ich war drei Wochen im Krankenhaus, so lange lag ich noch nie flach“, sagt Dunkerbeck – und rät selbst kleinste Verletzungen ernst zu nehmen.

Doch einen wie Björn Dunkerbeck haut so schnell nichts um. Seit er aus dem Profizirkus ausgestiegen ist, widmet er sich hauptsächlich dem Speed-Surfen, wo er zu den Schnellsten der Welt zählt und einen Top-Speed von schier unglaublichen 103,68 Stundenkilometer geschafft hat.
Abseits der Wettkampfarenen engagiert er sich auch in der Förderung des Windsurf-Nachwuches und der Wassersportkultur, er richtet Surf-Events aus, betreibt Surfschulen und ist Botschafter des Sports.
Und dann ist er ja auch noch auf einem anderen Gebiet recht sportlich unterwegs: Björn ist vierfacher Vater – und alle seine Kinder lieben den Sport. Seine beiden Töchter, Alba und Martina, sind kanarische Meisterinnen in der Sportgymnastik. Alba, wurde sogar in drei Disziplinen spanische Meisterin. Beide surfen und wellenreiten – aber längst nicht so leidenschaftlich wie Björns ältester Sohn Liam. Der ist jetzt 19 und längst seinem berühmten Vater auf den Fersen: Auch Liam hat sich bereits zahlreiche Weltmeistertitel ersurft. Kein Wunder bei dem Vater und Coach.

TEXT Daniel Hautmann
FOTO privat