Ulrich Willeke ist Marketing-Leiter der Messe HUSUM WIND und erlebt gerade seine erste Saison in dieser Position. Höchste Zeit für eine Zwischenbilanz am dritten von vier Ausstellungstagen. ME2BE hat ihn auf der Dachterrasse des Messebüros zum Interview getroffen.
Herr Willeke, welche inhaltlichen Schwerpunkte setzt die HUSUM WIND in diesem Jahr?
Selbstverständlich bedienen wir das komplette Portfolio der Windenergie, aber wir setzen eben nicht nur auf Trendthemen, sondern auch auf Digitalisierung, Cybersicherheit und künstliche Intelligenz.
Welche Rolle spielt die Messe heute im Vergleich zu den Anfängen? Hat sich die Bedeutung eher in Richtung Fachpublikum oder in die politische Dimension verschoben?
Das kann man, glaube ich, gar nicht so klar sagen. Es hat alles vor 36 Jahren in einer Viehauktionshalle angefangen – mit mutigen Menschen, die gesagt haben: Ich habe hier ein Windrad, das erzeugt Strom, das ist doch besser als Atomstrom und Kohle. Das war auch schon immer ein Politikum, aber es hat sich danach eine Fachwelt gebildet, die jetzt – wie wir hier sehen – mit knapp 600 Ausstellern sehr präsent ist. Somit ist es auf der einen Seite natürlich eine Fachmesse, die wird es auch immer bleiben. Auf der anderen Seite ist die HUSUM WIND aber auch ein Stück weit eine politische Bühne.
Laut Ministerpräsident Daniel Günther sind mittlerweile 230.000 Mitarbeiter in der Branche tätig.
Richtig, das ist mittlerweile eine ganze Industrie geworden. Und das wird weitergehen, der Ausbau geht weiter. Da sprechen wir natürlich nicht nur von Windenergie, sondern auch zum Beispiel von Photovoltaik – ein ebenfalls entscheidender Beitrag zu den erneuerbaren Energien. Es ist einfach ein Beschäftigungsfeld geworden, das ernst zu nehmen ist – gerade wenn man darüber nachdenkt, dass vielleicht andere Industriezweige momentan nicht besonders gut aufgestellt sind.

Für Ulrich Willeke, Marketingleiter der Messe HUSUM Wind, ist es die erste Saison in seiner Position.
Windenergie gilt als tragende Säule der Energiewende. Welche Entwicklungen sind aktuell richtungsweisend für die kommenden Jahre?
Ich glaube, dass die Effizienzsteigerung von Windparks, von Windfarmen – sowohl Offshore als auch Onshore – eine große Rolle spielen wird. Ich denke, dass der technologische Fortschritt so rasant ist, dass hier die Weichen dafür gestellt werden, damit die Anlagen effizienter genutzt werden können. Das wird ein ganz großes Zukunftsthema sein.
Inwieweit versteht sich Husum auch als Impulsgeber für Innovationen?
Wir verstehen uns definitiv als Impulsgeber. Wir waren die Ersten in diesem Feld– aber wir waren eben auch diejenigen, die immer innovationsbereit gewesen sind. Es klingt jetzt wie eine Werbefloskel, so ist aber gar nicht gemeint: „Wir haben hier Tradition und Innovation unter einem Dach.“
Fachkräftemangel ist auch ein Energiewende-Thema. Wie bildet die Messe diesen Aspekt ab?
Überall! Nennen Sie mir eine Branche in Deutschland, wo Fachkräftemangel momentan kein Thema ist. Die Messe bildet das durch die eigene Karrieremesse ab – durch die „Wind Career“, die in unserem NordseeCongressCentrum stattfindet. Was wir dort versuchen, ist mit Medienkooperationspartnern wie ME2BE auch Brückenbauer zu sein – zwischen Unternehmen und Nachwuchskräften, aber auch potenziellen Quereinsteigern. Ich glaube, dass es da enorme Chancen gibt. Es geht natürlich um technische Berufe – vollkommen klar – aber entlang der ganzen Jobkette sind auch viele andere Berufsbilder dabei, die ebenfalls abgebildet werden können. Da bin ich sehr dankbar, dass wir mit ME2BE eine Kooperation geschlossen haben, um Vermittler spielen zu können.
Gibt es aus Ihrer Sicht ein Alleinstellungsmerkmal der HUSUM WIND?
Definitiv. Die Qualität, die kurzen Wege – und vor allem die Persönlichkeit. Das ist etwas, was man hier einfach spürt. Wenn es um Ausstellende geht: Es gibt immer den kurzen Draht. Wir sind eben nicht Hamburg oder Düsseldorf. Die Wege sind kürzer, es ist persönlicher. Es kann auch mal ein bisschen ruckeln – aber wir bekommen alles hin. Und das spiegeln uns auch die Ausstellenden wider. Genau dieser individuelle Charakter macht die Messe aus – und auch einmalig.
Abschließend: Was ist Ihr persönliches Highlight der Messe in diesem Jahr?
Eigentlich die Messe an sich, um ehrlich zu sein. Ein absolutes Highlight ist für mich, wie gut unser Team insgesamt funktioniert – von der Auszubildenden bis zur Geschäftsführung und das über alle Bereiche hinweg. Das ist definitiv ein Highlight.
Und ein inhaltliches Highlight?
Da tue ich mich fast schwer, weil es wirklich so viele sind. Aber ich glaube, dass insbesondere die digitalen Flächen – die „Digital Plus Area“, die „Innovation Hall“ – herausragende Merkmale sind. Da geht’s um echte Zukunftstechnologien. Da werden Innovationen nicht nur gezeigt, dort entstehen Ideen. Das ist definitiv ein Highlight. Und knapp danach oder vielleicht gleichauf ist für mich die „Wind Career“ ein Highlight. Gerade, weil wir an die Zukunft denken müssen. Und weil wir dort jungen Menschen vielleicht auch vermitteln können, wie wichtig erneuerbare Energien sind – und dass es sich lohnt, in diese Richtung zu investieren.
Vielen Dank für das Gespräch!
TEXT Markus Till / Morgana Pfeifer Schridde
FOTO Reinhard Witt

