Holger Schneemann sitzt im Vorstand der Logistik-Initiative Hamburg e.V. und leitet seit Anfang 2008 die Niederlassung der DHL Freight GmbH in Hamburg-Wilhelmsburg. Die Niederlassung versteht sich als Tor nach Europa und betreibt eine der modernsten Speditionsanlagen in Hamburg. DHL Freight bietet Straßen- und Schienentransporte an und ist Teil des weltweit führenden Logistikkonzerns Deutsche Post DHL. Zu DHL zählen außerdem die Unternehmensbereiche DHL Global Forwarding (Luft- und Seefracht), DHL Supply Chain (Kontraktlogistik), DHL Paket (Paketdienstleistungen) und DHL Express (grenzüberschreitendes Expressgeschäft).
Herr Schneemann, wie sind Sie zur Logistik gekommen?
Mein Vater war Spediteur und viel im Hamburger Hafen unterwegs. Abends hat er häufig von den unterschiedlichen Ladungen und Waren, die er befördert hat, erzählt. Und von den Menschen, denen er jeden Tag begegnet ist. Als Jugendlicher habe ich ihn gefragt, was für einen Beruf ich ergreifen soll und er hat mir geraten, etwas mit Logistik zu machen. “Das ist eine sichere Sache”, hat er gesagt.
Weshalb ist Logistik in Hamburg eine sichere Sache?
Weil Logistik in dieser Stadt und in der gesamten Metropolregion eine sehr große Rolle spielt. Hamburg ist die Logistikhauptstadt Europas und eine Drehscheibe nach Mittel- und Osteuropa, nach Skandinavien und nach Russland. Ware ist wie Wasser, sie geht immer den leichtesten und schnellsten Weg, den Weg mit dem geringsten Widerstand. In Hamburg sind die Widerstände sehr klein. Die Stadt liegt an der Elbe und die Nordsee und die Ostsee sind nah. Die Stadt profitiert schon seit Jahrhunderten von dieser guten Lage. Deshalb siedeln sich hier viele Unternehmen an und es entstehen ständig neue Arbeitsplätze.
Wie sah Ihr Berufsweg aus?
Ich habe zunächst klassisch eine Ausbildung zum Speditionskaufmann gemacht und dann BWL in Hamburg studiert. Ich wusste, dass ich nach dem Studium zurück in die Logistik will und habe an der Universität darum einen Fokus auf die Themen gelegt, die ich später brauche. Fächer wie Recht und Bilanzen haben mich weniger interessiert, dafür eher Vorlesungen wie Logistik und Wirtschaftsgeographie, wo es um Handelsströme und Handelsallianzen geht.
DHL bietet alle Transportmittel an: Flugzeug, Schiff, Zug und LKW. Was ist Ihr Lieblingstransportmittel?
Wahrscheinlich die Schiene, weil sie die ökologisch beste Variante ist. Ware muss in Deutschland in der Regel innerhalb von 24 Stunden zugestellt werden. Das schafft man derzeit flächendeckend nur mit dem LKW. DHL betreibt aber auch einen Zug, der täglich zwischen Hamburg und München verkehrt und die Waren aus dem Norden in den Süden Deutschlands bringt. Züge sind ein tolles Mittel für lange Distanzen. Auf der Schiene gibt es keine Verkehrsrisiken und Staus wie im Straßenverkehr.
Das Haupttransportmittel, das Sie bei DHL Freight einsetzen, ist aber der LKW.
Ja. wir setzen LKWs ein, um die Ware von unseren Lägern zum Endkunden zu befördern. Hier in Wilhelmsburg kommen jede Nacht bis morgens um 5 Uhr LKWs aus ganz Deutschland und Europa an und entladen ihre Ware. Diese wird dann am Vormittag in der ganzen Metropolregion zum Endkunden befördert. Am Nachmittag sammeln wir dann mit dem LKW bei unseren Kunden die Ware ein, die für andere Orte und Länder bestimmt ist.
Sie sind im Vorstand der Logistik-Initiative aktiv. Was ist der Hintergrund der Initiative?
Der Hamburger Senat hat Mitte der 2000er Jahre erkannt, dass Logistik in Hamburg ein echter Jobmotor ist und dass man den Logistikstandort Hamburg stärken muss. Als gebürtiger Hamburger war ich von dieser Idee sofort begeistert und bin der Initiative früh beigetreten. Die Logistik-Initiative ist das gemeinsame Sprachrohr der Politik und der Wirtschaft für alle Logistikthemen. Dazu zählen z.B. Infrastrukturmaßnahmen, die Hamburgs bereits genannte Rolle als Logistik- Drehkreuz sichern. Eines unserer wichtigsten Ziele ist die Ansiedlung neuer Unternehmen in der Region und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Denn die Logistik ist eine Wachstumsbranche und braucht Nachwuchs in allen Bereichen.
Weswegen sollten sich junge Menschen für die Logistik entscheiden?
Es gibt drei Gründe. Logistik ist erstens international und verbindet Länder, Kontinente, Märkte und Menschen miteinander. Als Logistiker kann man überall auf der Welt arbeiten. DHL beschäftigt zum Beispiel rund 475.000 Mitarbeiter in mehr als 220 Ländern und Territorien. Logistik ist außerdem sehr dynamisch. Wir leben in einer dynamischen Welt und die Logistik verbindet Menschen und Regionen. Kein Tag ähnelt dem anderen und es ist immer spannend. Und schließlich ist Logistik eine innovative Zukunftsbranche und entwickelt ständig neue Technologien.
Die Logistik-Initiative Hamburg e.V ist eine Clusterinitiative für die logistik- und logistiknahe Wirtschaft und wurde 2006 gegründet. Getragen wird die Initiative von der Freien und Hansestadt Hamburg sowie rund 470 Mitgliedsunternehmen und -institutionen aus Industrie, Handel, Dienstleistung sowie Forschung & Entwicklung. Zu den Mitgliedsunternehmen zählen unter anderem die Hamburger Konsumgüterkonzerne Beiersdorf und Tchibo. Die Haupthandlungsfelder der Logistik-Initiative Hamburg sind: Logistikgerechte Gewerbeflächen und Verkehrsinfrastruktur, Standortprofilierung, Innovation und Technologie, Nachhaltigkeit, Kompetenznetzwerk und Personal & Qualifizierung.
www.dhl.de & www.hamburg-logistik.net
Text Slaven Marinovic
Foto Jonas Wölk