Kurt Schulzke

Kurt Schulzke

Kurt Schulzke ist schon sein Leben lang Künstler und hat sich der Portraitmalerei verschrieben

Schwarze Hose, schwarzes Hemd, roter Schal, rote Brille und die Zigarillos nicht weit. Er ist Künstler. Kurt Schulzke ist das, was man sich unter einem klassischen Künstler vorstellt. Markante Accessoires, wie seine rote Brille, die nur ganz kleine Gläser zum Durchschauen hat – eher Kunst als praktisch. Sein Haus, das etwas abseits in Neumünster steht, direkt neben einer alten LeEine Unterschrift. derfabrik – besonderes Flair. Und überall hängen seine Werke, bunt, groß, wild. Warum er unser Promi ist? Weil er Promis malt. Und weil er sich in seiner langen Karriere unter Kennern längst einen Namen gemacht hat. 

Schulzke strahlt diese Kreativität förmlich aus, wenn er die Tür öffnet und leicht über den Rand seiner Brille blinzelt, wer denn klingelt. Bedächtig, nicht hektisch, gibt er seinem
Besucher den Raum, sein Haus erst einmal wahrzunehmen. Diese Gemälde zu erfassen, die in fast jedem Winkel hängen. „Hallo, setzen Sie sich“, sagt er. Ob er denn rauchen dürfe, fragt er. Und das in seinem eigenen Haus. Höflich. Er zündet sich einen Zigarillo an, das Zimmer verschwindet in leichtem Dunst und die Erinnerungen kommen hoch.

Schon mit 20 Jahren lebte Kurt Schulzke von der Malerei. Portraits, wie heute. Sein Vater war Maler, seine Mutter liebte es, Klavier zu spielen. Diese Leidenschaft teilt Schulzke mit seiner Mutter. Neben der Malerei tummelt er sich mit verschiedenen Musikern von Gig zu Gig und lässt in seinem Haus regelmäßig eine Jam-Session mit bis zu 80 Leuten steigen. Seine Frau Astrid liebt es. Sie selbst hat einen geregelten Job. „Das muss wohl so sein, bei einem Künstler in der Familie“, sagt sie und lacht.

Andy Warhol als Inspiration
In seinen frühen Jahren lernte Schulzke Andy Warhol kennen. Eine Inspiration für ihn, wie man noch heute in seinen Bildern erkennen kann. Und davon gibt es hunderte in seinem Haus. Ganz oben im Dach hat er sein Atelier und auch sein Tonstudio. Alle hintereinander gestapelt stehen Bilder von Politikern, Schauspielern, Models, Popsternchen und Rocklegenden. Besonders sind seine Aktbilder. Fröhlich posiert Angela Merkel im leichten Negligee und einer entblößten Brust auf dem Boden. Alice Schwarzer räkelt sich mit einem Busenblitzer auf allen Vieren und Guido Westerwelle präsentiert sein bestes Stück ganz ungeniert. Viel Fantasie der Bursche, denn natürlich haben die werten Damen und Herren nicht blank gezogen. „Die habe ich mal für eine Ausstellung gemalt und hatte überall Feigenblätter drauf geklebt. Als ich bat, sie abzunehmen, hatten die Gäste die Modelle in weniger als zehn Sekunden entblößt. Sehr witzig“, erinnert sich der 64-Jährige.

Der gebürtige Hamburger machte zunächst sogar eine Ausbildung zum Schauwerbegestalter. Heute heißt das Gestalter für visuelles Marketing. Dann ging er an die Werkkunstschule in Hamburg und studierte Grafik-Design. 1968 kamen die St. Pauli-Nachrichten auf den Markt. Schulzke zeichnete die Comics. Da war er gerade 18 Jahre alt. Stefan Aust, ehemaliger Spiegel-Chefredakteur, arbeitete do
rt ebenfalls als Chefredakteur. „Da redet er nicht gerne drüber, aber ich schon“, sagt er und lässt seine Zahnlücke blitzen.Eine Unterschrift.

Schulzkes Bild bei Paul McCartney
Zu seiner Zeit auf dem Kiez lernte er viele von seinen Motiven persönlich kennen. Udo Lindenberg, Udo Jürgens, Achim Reichel, Klaus & Klaus. Ein Highlight war es sicher, Paul McCartney zu treffen. „Das war gar nicht so einfach, aber der ehemalige Starclub-Manager Horst Fascher hatte es organisiert, schließlich wurde der Club durch die Auftritte der Beatles weltweit berühmt“, erklärt Schulzke. Jetzt hängt bei Paul McCartney ein Bild von Schulzke mit den Beatles drauf.

Aber neben diesen netten Anekdoten von früher hat er auch noch Pläne für die Zukunft. Eine „Ich habe alles erlebt“-Einstellung gibt es bei ihm nicht. Aus der alten Lederfabrik will er eine Künstlerkolonie machen; mit Werkstätten, Räumen für Ausstellungen und der Möglichkeit, mit Jugendlichen zu arbeiten. Warum er eigentlich in Neumünster lebt? „Wegen der Liebe. Meine Frau kommt von hier und sie wollte einfach wieder zurück. Wir hatten zehn Jahre auf Mallorca gelebt. Eigentlich sollte es nach Hamburg zurückgehen, aber da ist es teuer und wir haben auch nichts Passendes gefunden“, sagt er.

Und beim Schreiben ist es wie beim Malen: Die Kunst ist es, zu sagen: „Jetzt ist es fertig“. Also: Fertig!

Text & Foto Kim Julia Schöffler