„Macht aus Fragen Antworten“ war das Motto, unter dem junge MINT-Talente beim Jugend-forscht-Regionalwettbewerb angetreten sind. Dieser fand am 12. Februar 2025 in der Technischen Hochschule Lübeck statt und die Jungforscher wurden für ihre eindrucksvollen Projekte bei der Siegerehrung mit Preisen bedacht.
„Regenwürmer – Faszinierende Zersetzer vom Aussterben bedroht?“, „Kann man Schaumstoff aus Zellulose herstellen?“ oder „Feuerfestigkeit von Fassaden“ waren einige der Themen, die beim Wettbewerb für Interesse sorgten. Insgesamt stellen 37 Schüler ihre 21 Ideen aus den Fachgebieten Technik, Chemie, Physik und Biologie, die sich mit Umweltschutz, nachhaltiger Technologie und innovativen Lösungen für aktuelle Herausforderungen beschäftigten, im Bauforum der TH vor.
Die ersten Preise gingen an fünf herausragende Forschungsarbeiten junger Talente. Die Schüler Konstantin Felipe (13), Kudernatsch Ojeda (13) und Simon Heinrici (12) von der Oberschule zum Dom in Lübeck widmeten sich dem Schutz der Regenwürmer – kleinen, aber essenziellen Helfern der Natur. Sie untersuchten, welche Bedingungen für die Tiere ideal sind, um langfristig Biomüll zu zersetzen und somit einen regenwurmfreundlichen Garten zu gestalten.
Ein weiteres zukunftsweisendes Projekt präsentierten Peter Schiefer (12) und Henrik Moor (13) von der Sachsenwaldschule in Reinbek mit ihren umweltfreundlichen Silvesterböllern. Statt herkömmlichem Schwarzpulver setzten sie auf Wasserstoff, um lauten Knall ohne umweltschädliche Rauchentwicklung zu erzeugen – eine nachhaltigere Alternative für den Jahreswechsel.
Für die Energiespeicherung überzeugte Fabian Fürst (16) von der Stiftung Louisenlund mit einer innovativen Batterie-Technologie. Er entwickelte Natrium-Ionen-Akkus mit einer speziellen Silicium-Nano-Beschichtung, die eine hohe Energiedichte ermöglichen und eine umweltfreundlichere Alternative zu den weitverbreiteten Lithium-Ionen-Akkus bieten könnten.
Auch in der Luftfahrt könnte sich eine Revolution anbahnen: Leon Sülflohn (18) vom Gymnasium Trittau erforscht den Ionenwind-Antrieb für Flugzeuge. Diese Technologie, die bislang vor allem in der Raumfahrt genutzt wird, könnte eine emissionsfreie Alternative für den Luftverkehr darstellen – geräuschlos, ohne Kerosinverbrauch und mit reduziertem Verschleiß.
Schließlich präsentierten Christoph Julius von Rodbertus (16) und Philipp Grieffenhagen (16) von der Stiftung Louisenlund mit „Anti-Spyer“ eine spannende Lösung gegen ungewollte Drohnenüberflüge. Mithilfe einer elektromagnetischen Railgun und einer KI-gesteuerten Kamera entwickelten sie ein System, das Spielzeugdrohnen aus der Luft fangen kann – eine kreative und sichere Methode zur Wahrung der Privatsphäre.
Bei der abschließenden Siegerehrung wurden weitere Projekte mit dem dritten Platz sowie verschiedenen Sonderpreisen ausgezeichnet.
Den zweiten Preis erhielten Max Nachtrab (14) und Chris Beckmann (15) vom Gymnasium Trittau, die im Bereich Technik zur Feuerfestigkeit von Fassaden forschten. Sie bauten Modellhäuser aus Umzugskartons, verkleideten diese mit verschiedenen Materialien wie Gips, Holz und Salzteig, entzündeten sie von innen und untersuchten, welches Material das Feuer am längsten aufhält oder sogar eindämmt.
Lob und Preise bei der Siegerehrung
Die Preise „Jugend forscht Junior“ (bis 14 Jahre) und „Jugend forscht“ (ab 15 Jahre) wurden von Christine Germer, Wettbewerbsleiterin, sowie Christine Wasle von der Stiftung Jugend forscht e.V. verliehen. „Wir lassen Jugendliche aus Fragen Antworten machen. Dabei erwerben sie viele Kompetenzen, die ihnen auch beim Einstieg ins Berufsleben zugutekommen“, erklärte Wasle. Nicht zu unterschätzen sei zudem das große Netzwerk von Jugend forscht, zu dem auch die TH Lübeck gehört. Diese erhielt als erstmalige Gastgeberin feierlich ein Jugend-forscht-Schild.
„Jugend forscht passt sehr gut zu unserer Ausrichtung, insbesondere in der Praxisorientierung und Thematik“, betonte Jochen Abke, Vizepräsident der TH Lübeck. Die Technische Hochschule habe es sich zur Aufgabe gemacht, Technik zu fördern – schon bei Kindern – und betreibe daher auch den Junior Campus.
Gerhard Kirschstein vom Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein lobte die Stiftung Jugend forscht und ihre Bedeutung für das Land. „Gerade in einem Flächenland wie Schleswig-Holstein ist es wichtig, möglichst viele Schülerinnen und Schüler in der gesamten Region zu erreichen – und nicht allein an einem zentralen Ort.“ Deshalb sei die enge Vernetzung von Schule, Wirtschaft und Wissenschaft besonders wertvoll.
Wasle würdigte nicht nur die Schüler für ihre Initiative und Teamfähigkeit, sondern auch die zahlreichen Unterstützer für ihr tatkräftiges Engagement. Ein Sonderpreis für Projektbetreuende ging an Dorett Marquardt von der Lübecker Oberschule zum Dom. Karsten Bittner, Lehrer am Gymnasium Trittau, wurde für seine herausragende Talentförderung ausgezeichnet. Außerdem erhielt das Gymnasium Trittau den MINTSPACE-Schulpreis.
Bittner, der als Wissenschaftler tätig war und als Quereinsteiger in den Lehrerberuf kam, unterrichtet seit 14 Jahren Mathematik und Physik und betont: „Ich finde es wichtig, Wissenschaft an die Schüler heranzubringen.“ Das Wahlpflichtfach zur Forschung umfasse dabei nicht nur theoretische Grundlagen, sondern auch die Teilnahme an Wettbewerben – eine Gelegenheit, um sich mit anderen zu messen und innovative Ideen weiterzuentwickeln.
TEXT Hilke Ohrt
FOTO Thore Nilsson