Mit recyceltem Carbon zur eigenen Firma – Hochschulprojekt unterstützt Gründer*innen

Mit recyceltem Carbon zur eigenen Firma – Hochschulprojekt unterstützt Gründer*innen

Wie Student Philipp Huber für sein Projekt „fenix composites“ nutzen viele Gründer*innen das breite Unterstützungsangebot des Projekts TestUp. Am 6. Oktober gewähren die beteiligten Labore Einblicke in ihre Arbeit.  

Wenn Philipp Huber über recyceltes Carbon spricht, ist er in seiner Begeisterung kaum zu bremsen. „Da steckt so viel Potenzial drin“, sagt der Student der Hochschule Flensburg. Etwa Rohre. Rohre gefertigt aus recyceltem Carbon zum Einsatz als Großbaum, Mast oder Spinnakerbaum auf Segelschiffen. Mithilfe der Gründungsunterstützung rund um das Projekt TeStUp macht er aus seiner Idee ein Geschäftsmodell.

Recyceltes Carbon wird – vereinfacht gesagt – zu einem Garn verarbeitet, dass die nahezu gleiche Festigkeit aufweist wie das ursprüngliche Material. Es spart aber einen erheblichen Teil an CO2-Emsssionen, die bei der energieintensiven Produktion entstehen. Neben dem Nachhaltigkeitsaspekt ist es die Frage, wie man das Carbon-Garn verarbeiten kann, die Philipp Huber interessiert. Und da kommt der passionierte Segler Huber der Gedanke: Warum keine Rohre für Segelboote fertigen. Mit dieser Idee ging der Schiffstechnik-Student zur Venture Werft. Und schon ist er im Gründungskreislauf, zu dem auch das Projekt TestUp gehört.

Das „StartUp-Village für technologische Produkte an der Hochschule Flensburg (TeStUp)“, das seit zwei Jahren an der Hochschule Flensburg etabliert ist, rückt zwar die technologische Produktentwicklung in den Fokus der studentischen Gründungsaktivitäten, verbindet aber gleichzeitig auf interdisziplinäre Weise sämtliche Angebote rund um die StartUp-Community auf dem Campus. Und so kommt auch Philipp Huber Stück für Stück und mit fundierter Hilfe seinem Ziel näher: die Firma  „fenix composites“ zu gründen, die recyceltes Carbon in neuen Formen und für innovative Anwendungsgebiete entwickelt und vermarktet.

Davon berichtet Huber also den Expert*innen der Venture Werft, die Gründungswillige unterstützen und beraten. Ihre Empfehlung: Huber solle einen Prototyp entwickeln und schicken ihn zum „TechShop“. Hier wird seine Idee aus Sicht der Fertigungsseite auf Herz und Nieren geprüft. Denn das Labor bietet eine Vielzahl an Fertigungsmaschinen, die zur Produktion von Prototypen aus verschiedenen Materialien genutzt werden können. In regelmäßigen Treffen geht es darum, wo man Carbon-Garn beschaffen kann. Ob man die Rohre selbst produzieren kann? Oder welche Firma die Rohre wickeln kann. „Wir haben uns entschieden, Material zuzukaufen und vor Ort die Endmontage durchzuführen“, berichtet Huber, der mit jedem Treffen seinen Horizont erweitert und neue Aspekte in den Blick nehmen muss. Auch die Finanzen.

„Gerade als Student*in hat man nicht mal eben ein paar tausend Euro übrig, um einen Prototyp zu fertigen“, sagt Gunnar Plöhn, Projektleiter bei TeStUp. Also muss Philipp Huber Marktanalysen betreiben, Vermarktungsstrategien ausarbeiten und Geschäftsmodelle erstellen – um von Kickstart gefördert zu werden. Der Ingenieur lernt die BWL-Komponenten des Gründungsprozesses kennen. „Das war hart“, lacht er. Aber es hat sich gelohnt. Die Jury von Kickstart, ebenfalls Bestandteil des TeStUp-Projekts, fördert Hubers Idee – und er hält seinen Prototypen in der Hand.

Die Mitarbeitenden der TeStUp-Labore tauschen sich regelmäßig über die laufenden Gründungsvorhaben aus und können so den Gründenden immer neue Tipps geben. Zum Beispiel dem UsabilityLab einen Besuch abzustatten, um das Produkt auf Nutzer*innenfreundlichkeit zu testen. Oder sich im DesignLab Anregungen für das Produktdesign oder die Marken-Optik zu holen. Auch Philipp Huber hatte hier viel Spaß. „Es war interessant, sich mit der Wirkung verschiedener Schrifttypen und Farben auseinanderzusetzen.“  Aber schließlich ist er mit seinem Logo und den Produktfotografien mehr als zufrieden.

Auch wenn Philipp Huber den Kreislauf der Gründungsunterstützungen nahezu idealtypisch durchlaufen hat, sagt Gunnar Plöhn: „Das Angebot muss individuell genutzt werden.“ Gleichzeitig stellt der Projektleiter klar: „Wir sind keine Full-Service-Agentur, sondern bieten Hilfe zur Selbsthilfe.“ 

Philipp Huber schreibt nun seine letzten Klausuren, hat dann den Bachelorabschluss in der Tasche, will im Master Systemtechnik weiterstudieren. Nebenbei hält er Vorträge über seine Gründungsgeschichte, knüpft Kontakte zu Firmen, Instituten und Gleichgesinnten.

Wer mehr über Philipp Hubers Projekt „fenix composites“ und über TeStUp erfahren möchte, ist herzlich eingeladen am Event „It’s Time to TeStUp“ am 6. Oktober 2022 ab 15:00 teilzunehmen: https://eveeno.com/TeStUp 

Zur Info:

TeStUp wird im Rahmen des Förderprogramms „Forschung an Fachhochschulen“, Fördermaßnahme „StartUpLab@FH, durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Mehr zu „fenix composites“ finden Sie auf: https://www.fenix-composites.com/

TEXT und FOTO Kristof Gatermann (Hochschule Flensburg)