Als ehemalige Schülerin der Friedrich-Junge- Schule verbindet die Elternbeiratsvorsitzende Ricci Giese eine lange Geschichte und vielen persönlichen Erinnerungen. Heute betreibt die zweifache Mutter und Ehefrau einen Verwaltungsservice für Hotellerie und Gastronomie und engagiert sich als Elternbeirats- vorsitzende aus voller Überzeugung für ihre ehemalige Ausbildungsstätte.
Frau Giese, warum haben Sie sich 2013 dazu entschieden, verstärkt in die Elternarbeit an der Friedrich-Junge-Schule einzusteigen?
An der Friedrich-Junge-Schule habe ich meinen Realschulabschluss gemacht. Hinzukommt, dass meine Mutter eine der Vorgängerinnen der jetzigen Schulsekretärin war, daher habe ich auch privat eine sehr enge Verbindung zur Schule. Heute möchte ich als Elternbeiratsvorsitzende zurückgeben, was ich damals als Schülerin bekommen habe.
Wie hat sich Ihre Tätigkeit an der Schule seit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie im März verändert?
Da die Schule den gesamten Unterricht digitalisiert hat, gab es viele logistische Herausforderungen, die unser Schulleiter Herr Willers mit uns Elternvertretern besprochen hat. Der Informationsaustausch mit den Eltern folgte dann über IServ, ein Programm, mit dem wir schon lange an unserer Schule arbeiten. Für den Unterricht zu Hause hat die Schule dann unterschiedliche Tools dazu gebucht, sodass während der Schulschließung Webinare im Klassenverbund abgehalten wurden und der Unterricht fast wie gewohnt weitergeführt werden konnte. Das war so erfolgreich, dass die Schule den Präsenzunterricht weiterhin auch digital begleiten möchte, da es einige Lehrer und Schüler aus Risikogruppen gibt, die so in den Unterricht eingebunden werden können.
Konnten Sie bei all den Neuerungen im schulischen Ablauf zwischen Lehrern und Eltern vermitteln?
Ja, das hat sehr gut geklappt. Wir Elternvertreterinnen wurden in viele Entscheidungsprozesse mit eingebunden, so konnten wir die Eltern zuverlässig über die Entwicklungen und Neuerungen informieren. Ich habe eine Email Gruppe mit allen Elternvertretern der jeweiligen Klassen ins Leben gerufen, um Informationen auszutauschen und Aktivitäten der Schule anzukündigen. In der Klasse meiner Tochter habe ich zusätzlich eine WhatsApp-Gruppe mit den Eltern gegründet, um klasseninterne Informationen weiterzugeben und konkrete Fragen zu beantworten. So konnten wir Hand in Hand mit den Lehrern und der Schulleitung arbeiten und die Eltern bereits im Vorfeld informieren, wenn die Schüler einen Brief im Ranzen hatten. Die positiven Rückmeldungen zeigen mir, dass diese Gruppen tatsächlich hilfreich waren.
Sie hatten an der FJS-Schule bereits zwei an COVID-19 erkrankte Schüler. Sind Sie zufrieden mit dem Hygienekonzept der Schule?
Ich bin sehr zufrieden, da die Friedrich-Junge-Schule schon vor den Sommerferien ihr Konzept mit geänderten Schulzeiten und drei Lehr-Blöcken fertiggestellt hatte: Die ersten beiden Stunden bilden einen Block, darauf folgt eine Pause von 15 Minuten, in der die Klassenräume ordentlich gelüftet werden, bevor die Kinder für den zweiten Unterrichtsblock wieder in die Klassenräume kommen. Zusätzlich hat die Schulleitung auf dem Pausenhof für jeden Jahrgang Bereiche eingerichtet, damit jeder Schüler genau weiß, wo er sich aufhalten darf. Morgens treffen sich die Schüler auf ihrem Pausenareal und werden von der Lehrkraft der ersten Stunde abgeholt. Obwohl schon zwei Schüler an COVID-19 erkrankt gewesen sind, hat sich kein weiterer Schüler angesteckt. Das lag vielleicht auch daran, dass in den ersten zwei Wochen alle Schüler auch im Unterricht eine Maske tragen mussten.
Hätten Sie als Mutter ein besseres Gefühl, wenn die Schüler weiterhin Masken tragen?
Ich bin tatsächlich Befürworter der Maskenpflicht, aber ich kann auch Eltern verstehen, die aus verschiedenen Gründen dagegen sind. Am Ende sollte jeder selbst entscheiden, was für sein Kind am besten ist.
Gravierende Bauschäden haben die Schule in den letzten Monaten vor weitere Herausforderungen gestellt.
Das ist richtig, bereits 2014 wurde beschlossen, dass die Fachräume am Standort Schreventeich saniert werden müssen. Ein bauliches Gutachten von 2017 hat den baulichen Zustand des Schulgebäudes dargestellt. Leider waren die erheblichen Dachkostruktionsmängel dabei nicht berücksichtigt worden. Bei weiteren vorbereitenden Planungs-Untersuchungen in den Sommerferien wurde festgestellt, dass die Dachkonstruktion von sechs Klassenräumen der Gemeinschaftsschule sowie der gesamten Grundschule nicht mehr tragfähig sei. Daraufhin entschied die Schulleitung zusammen mit der Schulrätin, die sechs Klassen in den Fachräumen zu verteilen.
Was bedeutet dies für die Schüler?
Wir sind dichter zusammengerückt, was in Zeiten von Corona natürlich auch mit Risiken verbunden ist. Wir haben es jedoch gerne gemacht, weil die mögliche Alternative logistisch überhaupt nicht machbar gewesen wäre, und von uns Eltern nicht mitgetragen worden wäre.
Wie wirkt sich diese Entscheidung auf den Unterricht aus?
Das bedeutet, dass für den Fachunterricht kaum noch Räume zur Verfügung stehen, sodass Biologie, Kunst, Musik und viele andere Fächer in den Klassenräumen stattfinden.
Das kann ja nur eine Übergangslösung sein. Wie wird es weitergehen?
Wir haben seit kurzem eine gute Nachricht für Schüler, Eltern und Lehrer: Die Schule hat das Angebot bekommen, acht bereits vorhandene Schulcontainer des RBZ nach den Herbstferien aufzustellen, sodass die Fachräume bald wieder wie gewohnt genutzt werden können.
Inwieweit konnten Sie sich als Elternbeiratsvorsitzende in dieser Angelegenheit einbringen?
Ich habe meine privaten Kontakte genutzt und habe das Gespräch mit den bildungspolitischen Sprechern der Kieler Ratsfraktionen gesucht. Mir war es wichtig, die ganze Situation noch vor der Erkältungszeit zu entzerren und ich bin sehr dankbar, dass es nun eine Lösung für die Schüler der FJS gibt.
TEXT Sophie Blady
FOTO Anna-Leste Matzen