Zu Besuch im Technik-Unterricht der MINT-Klasse 9 der Gemeinschaftsschule Brunsbüttel
„Setzt bitte eure Schutzbrillen auf. Wir gehen ’rüber zur Bohrmaschine!“ Wenn Lehrer Christian Reinel (46) im Werkraum seine MINT-Schüler zusammenruft, gibt’s wieder etwas Spannendes zu lernen. Es geht um Holz, Metall und Elektronik, um handwerkliches und selbständiges Arbeiten. Ein Erfolgsmodell. Lernen kann Spaß machen … nämlich so!
Das Interesse für Naturwissenschaften und Technik zu wecken – das war vor fünf Jahren der Plan, der bis heute durch das MINT-Projekt an ausgewählten Schulen umgesetzt wird. MINT steht für die Schwerpunkte Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Das kennt jedes Kind … jedenfalls in Brunsbüttel und Umgebung. An der Gemeinschaftsschule Brunsbüttel werden Schüler der 9. und 10. Klasse projektorientiert unterrichtet. Ziel: Schülerinnen und Schüler für Ausbildungsberufe im technischen und naturwissenschaftlichen Bereich zu begeistern. Warum? Weil es allgemein und speziell in der industriell geprägten Region um Brunsbüttel viele Arbeits- und Ausbildungsplätze in diesem Bereich gibt.
MINT-Unterricht … spannend und abwechslungsreich
Die „Mintis“, wie sie sich nennen, sind immer in Bewegung. Christian, Elisa und Jan Ole stehen an der Bohrmaschinenstation. Dorian und Sascha studieren den Aufgabenzettel, beide Celinas haben noch Fragen an Herrn Reinel. „Der Unterricht ist vielseitig und abwechslungsreich“, meint Elisa. „Und handwerkliches Geschick braucht man überall, sowohl beruflich als auch privat!“
Die meisten Schülerinnen und Schüler, die sich für den vier Stunden pro Woche umfassenden Technikunterricht entschieden haben, bereuen ihre Entscheidung nicht. Ihr Werkraum liegt zwar im Gebäude des Gymnasiums, doch für den längeren Weg werden sie entschädigt: Denn im MINT-Technikunterricht kommt keine Langweile auf. Mal müssen Steckboxen aus Holz gefertigt werden, dann werden Metallgewinde geschnitten oder Schlüsselanhänger aus Aluminium gegossen. Die Ausstattung des Werkraumes ist beindruckend: Es gibt Sägen, Pfeilen, Raspeln, Schaltungen, Hobel, Messgeräte, Bohrschleifer und viele andere Werkzeuge, die man so braucht. Sogar Fischer-Technik kommt zum Einsatz, um den Schülern modellhaft zu demonstrieren, wie ein Getriebe funktioniert! Mehrere stabile Arbeitstische mit Holz-Schraubstöcken bieten Platz für bis zu acht Personen. Sie alle lassen sich schnell umrüsten zu Metallarbeitsplätzen mit Metall-Schraubstöcken. Über jedem Tisch hängt eine Mehrfachsteckdose in Würfelform. Besser geht’s nicht! „Und wir haben gute Technik-Lehrbücher mit einem Aufgaben- und Informationsteil“, ergänzt MINT-Lehrer Reinel. „Denn neben der praktischen Arbeit werden die Themen auch theoretisch vertieft. Genauso werden viele von ihnen später den Berufsschulunterricht erleben … Theorie und Praxis in der dualen Berufsausbildung.“
Nur das Metallgießen findet nicht im Werk-raum statt. Dazu wird die Schulgießerei im Förderzentrum besucht. Ein echtes Highlight. „Vor kurzem hat die Klasse an einem Wettbewerb des Itzehoer Tauchclubs Actinia teilgenommen. Die Aufgabe bestand darin, Schlüsselanhänger mit maritimen Motiven aus Aluminium zu gießen. Ich war begeistert, wie kreativ die Schüler mit dieser Aufgabe umgegangen sind.“
Ihren gut ausgestatteten Werkraum können die Technik-Mintis leider nicht mehr lang genießen. Der Fachraumtrakt des Gymnasiums wird erneuert und steht anschließend der Gemeinschaftsschule nicht mehr zur Verfügung. Doch ein Blick aus dem Fenster hebt die Stimmung. Direkt nebenan haben die Bauarbeiten für die neue Gemeinschaftsschule Brunsbüttel begonnen. Geplante Fertigstellung 2018. Das Lächeln kehrt zurück zu Herrn Reinel: „Dann bekommen wir einen nagelneuen Werkraum in unserer eigenen Schule!“
TEXT Christian Dorbandt
FOTOS Michael Ruff