Friedlich.Menschlich.Dänisch. – Die dänische Schule in Husum

Friedlich.Menschlich.Dänisch. – Die dänische Schule in Husum

Die Husum Danske Skole ist eine Schule für alle, die sich der dänischen Kultur zugehörig fühlen und zweisprachig aufwachsen möchten. Gegründet wurde sie nach dem Zweiten Weltkrieg für die dänische und friesische Minderheit in Friesland. Das Schulangebot reicht heute von der ersten bis zur zehnten Klasse. Der Unterricht findet in dänischer Sprache statt, und die Schulabschlüsse sind sowohl in Dänemark als auch in Deutschland staatlich anerkannt.

„Wir sind eine kleine Gemeinschaftsschule für die dänische und friesische Minderheit“, berichtet Solveig Aggerholm, die 43-jährige Schulleiterin. „Zurzeit unterrichten wir 270  Schülerinnen und Schüler. Unsere Lehrerschaft besteht aus 24 Lehrerinnen und Lehrern, die sowohl dänischer als auch deutscher Herkunft sind. Die meisten unserer Schüler haben vor der Einschulung einen dänischen Kindergarten besucht. Sie sind also schon mit den Grundlagen der dänischen Sprache vertraut. Auf der dänischen Schule können sie den Ersten Allgemeinbildenden oder den Mittleren Schulabschluss machen. Wer Abitur machen möchte, geht dann in der Regel zur A.P. Møller Skolen nach Schleswig.“

Die Atmosphäre an unserer Schule ist geprägt von typisch dänischer Gelassenheit und Menschlichkeit.
– Bahne Bahnsen

Was ist das Besondere an der Dänischen Schule in Husum? „Zunächst lernen unsere Schülerinnen und Schüler mit dem Dänischen eine zweite moderne Fremdsprache“, erklärt Aggerholm, die ursprünglich aus dem jütländischen Skive stammt und natürlich auch gut Deutsch spricht. „Außerdem ist die Atmosphäre an unserer Schule geprägt von typisch dänischer Gelassenheit und Menschlichkeit. An deutschen Schulen wird vielleicht etwas mehr Disziplin vermittelt. Bei uns geht es dafür etwas persönlicher zu.“ Bahne Bahnsen ist seit 2004 Lehrer an der dänischen Schule, unterrichtet Chemie, Physik und Werken und ist für die Berufsorientierung zuständig. „Ich bin Friese“, stellt der 64-Jährige fest, „komme aus Risum-Lindholm, bin selbst auf eine dänische Schule gegangen und habe anschließend in Aarhus studiert. Mein Großvater betrieb Viehhandel mit dänischen Bauern und wollte  unbedingt, dass ich durch meine Schulbildung einen Beitrag zur Festigung der friesischen Kultur leiste. Wir legen Wert darauf, dass unsere Schüler ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln können, und vermitteln vor allem Friedfertigkeit und kommunikative Fähigkeiten. Zum Beispiel haben wir ein tägliches Lesetraining, auf Dänisch ‚læsebånd‘. Jeden Morgen lesen die Schüler 20 Minuten dänische Texte. So verbessern wir die Lesekompetenz.“

Schulleiterin Solveig Aggerholm und Lehrer Bahne Bahnsen

Und was sind das für Kinder, die eine dänische Schule besuchen? „Meine Mutter ist Dänin und mein Vater Deutscher“, erzählt Lara. „Wir haben viele Verwandte in Dänemark. Ich bin mit der dänischen Kultur aufgewachsen. Für mich war klar, dass ich eine dänische Schule besuche.“ Oft ist es auf den Wunsch der Eltern zurückzuführen, dass ihre Kinder die dänische Schule besuchen. „Ich sollte auf jeden Fall eine internationale Schule besuchen“, sagt Natalie. „Außerdem waren meine Eltern unzufrieden mit dem deutschen Schulsystem.“ Grundsätzliche Beweggründe: die Verbundenheit zur Region, die Sympathie für die dänische und friesische Kultur, Zweisprachigkeit und die Erweiterung des kulturellen Horizonts und der beruflichen Perspektiven auf dem skandinavischen Arbeitsmarkt.

Wer sich an der dänischen Schule umschaut, wird sofort diese typisch dänische, familiäre, gelassene, persönliche und menschliche Atmosphäre spüren. „Hej Bahne“, rufen die Schüler auf dem Pausenhof. „Hey du“, ruft Lehrer Bahnsen zurück. Gewohnter Umgangston an der dänischen Schule Husum. „Das Duzen ist Leben ganz typisch für die dänische Kultur und Schulkultur“, berichtet uns Bahne. „Das fördert die Gemeinschaft. Und GEMEINSCHAFT wird bei uns groß geschrieben.“

TEXT & FOTOS Christian Dorbandt