Die Zukunftsmanagerin

Die Zukunftsmanagerin

Julia Plath denkt voraus! Als „Zukunftsmanagerin“ der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Rendsburg-Eckernförde entwickelt sie Strategien, um Schleswig-Holsteins größten Landkreis attraktiv weiterzuentwickeln. Welche Aufgaben sie hat, und warum sie optimistisch in die Zukunft blickt, verrät sie ME2BE-Redakteur Chris im Interview.

Chris: Hallo, Frau Plath. Ein Bankmanager verfolgt online die Aktien- und Währungskurse und regelt Bankgeschäfte. Was macht eine ‚Zukunftsmanagerin’?

Um die wirtschaftliche Entwicklung des Kreises Rendsburg-Eckernförde zu fördern und in die richtige Richtung zu lenken, brauchen wir eine Vorstellung von der Welt, in der wir zukünftig leben wollen – allerdings auf dem Boden der Tatsachen. Deshalb beschäftige ich mich intensiv mit der Gegenwart. Zukunft hat mehr mit ‚heute’ als mit ‚morgen’ zu tun!

Klingt spannend, aber das müssen Sie uns bitte erklären!

Wer eine Zukunftsvision für seine Region entwickeln möchte, muss sich zunächst mit der Gegenwart auseinandersetzen und schauen, was vorhanden ist! Zukunftsgestaltung gleicht einem Mosaikspiel. Aus einer vorhandenen Umgebung ergibt sich eine neue Idee, für die Akteure zusammengebracht und unterschiedliche Hebel in Bewegung gesetzt werden müssen, woraus sich weitere Optionen ergeben. Meine Kernaufgabe besteht darin, Räume zu erkennen, Menschen mit Ideen zu treffen, ihnen zuzuhören und Fragen zu stellen, sie zu beraten und zu vernetzen, ihre Projekte zu fördern und somit zukunftsfähige Strukturen zu schaffen.

Wir möchten eine offene, gemeinsame Innovationskultur schaffen und fördern innovative Projekte.

Mit welchen Themen beschäftigen Sie sich?

Wir haben für die Zukunftsstrategie „R.E. 2030“ drei Themenfelder entwickelt: Lebensqualität, Tourismus und Wirtschaft.
Was die Lebensqualität betrifft, so beschäftigen wir uns beispielsweise mit der Schaffung studentischen und generationenübergreifenden Wohnraumes, einer zukunftsfähigen Mobilität durch Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs sowie dem Aufbau einer modernen digitalen Infrastruktur. Im Bereich Tourismus möchten wir sichtbarer werden und uns besser vermarkten. Der Binnenlandtourismus boomt und als größter Kreis in Schleswig-Holstein haben wir wunderbare Seen, Wälder sowie die Nähe zum Meer und zum Nord-Ostsee-Kanal zu bieten. Mit den Erholungsräumen ‚Aukrug’, ‚Hüttener Berge’, ‚Schlei’ und ‚Westensee’ liegen vier der sechs schleswig-holsteinischen Naturparks im Kreis Rendsburg-Eckernförde! Die wirtschaftliche Entwicklung unserer Region ist natürlich ein zentrales Thema. Wir möchten eine offene, gemeinsame Innovationskultur schaffen und fördern innovative Projekte, die unsere Region in die Zukunft führen.

Gibt es für Sie eine Stadt mit Vorbildcharakter?

Ja, die Stadt Portland im US-Bundesstaat Oregon hat mich zuletzt positiv überrascht. Zum einen wird dort sehr nachhaltig gewirtschaftet, überall wird ‚Organic Food’ angeboten, und es gibt eine ausgeprägte Recyclingkultur. Zum anderen gilt sie als Fahrradhauptstadt der USA, und alle öffentlichen Busse sind mit einem Fahrradanhänger ausgestattet.

Wir glauben: Die Jugend ist der Wandel!

Welche Zukunft bietet sich Schülerinnen und Schülern in Rendsburg-Eckernförde? Warum lohnt es sich hierzubleiben?

Wir setzen jungen Generationen kein fertiges Modell vor, sondern benötigen ihre aktive Mitwirkung bei der Zukunftsgestaltung. Wir glauben: Die Jugend ist der Wandel! Dementsprechend verstehen wir uns jetzt als Förderer von Existenzgründerinnen und -gründern sowie von innovativen Projekten, um das Morgen erlebbar zu machen. Es geht darum, etwas gemeinsam zu schaffen!

Was gefällt Ihnen an Rendsburg-Eckernförde?

Mir gefällt der ländliche Raum, und ich liebe es, schnell im Grünen zu sein! In unseren Städten genieße ich es, alles mit dem Fahrrad erledigen zu können. Außerdem mag ich unsere regionalen Produkte und empfinde die Nähe zur Natur als pure Lebensqualität. Und wer ans Meer fahren möchte oder in der Großstadt studiert, kann von Rendsburg viele Orte in kurzer Zeit erreichen.

Was fehlt noch?

Ich wünsche mir mehr kreative Räume, in denen man draußen etwas gestalten kann, einen Markt oder einen schönen Platz am Rendsburger Hafen. Außerdem würde ich mich über ‚Concept Stores’ und individuellere Geschäfte freuen.

 

Für Julia Path ist die nähe zur Natur pure Lebensqualität.

Julia Plath wünscht sich mehr kreative Räume und einen Markt oder einen schönen Platz am Rendsburger Hafen.

 

ME2BE unterstützt und präsentiert Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg in die Zukunft. Wann haben Sie sich zum ersten Mal mit dem Thema Zukunft beschäftigt, und wie verlief Ihr beruflicher Werdegang?

Als Abiturientin habe ich mir die typischen Fragen gestellt: In welchem Beruf möchte ich mein Geld verdienen? Wo und wie möchte ich zukünftig leben? Die Antworten darauf habe ich erst Schritt für Schritt gefunden. Meine Interessen lagen ursprünglich im medizinischen Bereich. Nach beruflichen Erfahrungen in der Pflege und der Logopädie spürte ich eine große Neugier in mir und entschied mich für ein Lehramtsstudium in den Fächern Biologie und Geografie. Ich beschäftigte mich zum ersten Mal mit Raumplanung, war auf Reisen, lernte kreative Menschen kennen, engagierte mich in Projekten und fand Gefallen daran, meine eigenen Ideen zu verwirklichen. Im Bildungscluster „opencampus“ im Umfeld der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel rief ich anschließend das Projekt „SEEd – Social Entrepreneurship Education“ mit ins Leben, in dem Schülerinnen und Schüler sich vernetzen, quer denken und mit der Realisierung eigener Geschäftsideen beschäftigen können. Aus diesem Projekt bewarb ich mich auf die Stelle der Zukunftsmanagerin bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Rendsburg-Eckernförde und bin jetzt genau da, wo ich sein will!

Welche Fähigkeiten braucht eine Zukunftsmanagerin?

Kommunikationsfreude ist gefragt, Empathie, Flexibilität und ein gutes Selbstmanagement!

Wo können Sie am besten abschalten? Haben Sie einen Lieblingsort in der Region?

Ich entspanne am besten in meinem Garten, beim Bogenschießen oder draußen in der Natur. Ich bin gern in den Hüttener Bergen westlich von Eckernförde, und der Naturpark Aukrug ist mein persönliches Auenland!

 

TEXT Christian Dorbandt
FOTO Sebastian Weimar