Die Gemüsefrage: Wie gesund ist unser Schulessen?

Die Gemüsefrage: Wie gesund ist unser Schulessen?

Spaghetti oder Schnitzel mit Pommes?

Diese Kantinen-Klassiker sind schwer von den Speiseplänen vieler Schulen wegzudrängen. Sie sind leicht in der Zubereitung und günstig im Einkauf. Gesund und ausgewogen ist was anderes. Viele Schüler möchten aber auch mal gesünder essen und, ganz wichtig, Abwechslung auf ihren Tellern. 

„Du bist was du isst“ heißt es im Volksmund. Gemeint ist, dass unser Essen der Grundstein unseres Lebens ist. Es entscheidet über unsere Gesundheit, Beweglichkeit und auch über unsere Bildung. „Doch was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“, lehrt uns eine andere Volkswahrheit. Mit anderen Worten, wer als Kind nicht gelernt hat, sich gesund zu ernähren, lernt es als Erwachsener auch nicht. Und da Hans seinen Kindern nichts beibringen wird, was er selbst nicht kann, ist im schlimmsten Fall jede Folgegeneration von Hans zum Fastfood-Konsum verdammt. In Deutschland ist das besonders folgenschwer. In kaum einem anderen europäischen Land leben so viele fehlernährte Erwachsene und Kinder. Ein Ausweg könnte die Schule sein, denn das ist ja auch der Ort, wo einem die anderen wichtigen Dinge für das spätere Leben beigebracht werden. Im besten Fall gehört das Fach Ernährung fest in jeden Stundenplan. Die Schüler lernen dann nicht nur in der Theorie, wie man sich gut und ausgewogen ernährt und sondern können das Erlernte sofort anwenden. Später werden sie in der Mensa von gut ausgebildeten Köchen verpflegt, die nur frische und gesunde Zutaten verarbeiten.Eine Illustration zum Thema Übergewicht in Deutschland.

Aber die Realität sieht anders aus. In Deutschland muss es praktisch sein und billig. Viele Schulen klagen über ein zu knappes Budget. Im Schnitt darf ein Essen 2,50 € kosten, doch eine gesunde Mahlzeit ist unter 3,50 €, manche sprechen sogar von 4,50 €, pro Portion nicht zu realisieren. An vielen Schulen ist gute Qualität so nicht möglich. Meistens wird das Essen außerhalb gekocht und warm angeliefert. So wird es über mehrere Stunden hinweg warm gehalten. Was schließlich auf den Tellern landet, ist verkocht, frei von Vitaminen, Auswahl gibt es kaum. Werden überhaupt mehrere Gerichte angeboten, müssen die Schüler oft weit im Voraus entscheiden, was sie essen möchten. Und längst nicht jede Schule, in der gegessen wird, verfügt auch über eine eigene Kantine. Das Ergebnis: Viele Schüler versorgen sich selbst und gehen lieber zum Kiosk oder Bäcker.Illustration zum Thema beliebtes Schulessen in Deutschland.

Besonders vor dem Hintergrund der steigenden Anzahl von Ganztagsschulen in Deutschland kommt der Verpflegung in der Schule eine bedeutende Rolle zu. Laut Experten würde es den Staat jährlich etwa 500 Mio. Euro kosten, allen Schülern ein gesundes Mittagessen zu ermöglichen. Das ist ein Bruchteil dessen, was für militärische Rüstung ausgeben wird.

Die Debatte um die Schulverpflegung ist undurchdringlich wie langwierig. Tatsächlich wird die Verantwortung vom Staat an die Kommunen und von den Kommunen oft an die Schulen abgegeben. Die wiederum übertragen die Verantwortung zu großen Teilen an Caterer, die günstig liefern sollen. Niemand möchte verantwortlich sein. Dabei hätte eine gute Schulverpflegung viele Vorteile. Die Kinder wären nicht nur gesünder und leistungsstärker, sie wüssten auch mehr über gesunde Ernährung. Langfristig würde der Staat auf diese Weise sogar sparen. Denn in der Zukunft gäbe es weniger Kranke und wir hätten gebildetere Menschen, die mehr verdienen würden. Unterm Strich, eine gesündere und reiche Gesellschaft.

Illustration zum Thema Faktoren für Übergewicht in Deutschland.

TEXT Katharina Grzeca
lLLUSTRATION Sarah Matuszewski