Die „Early-Bird-Phase“ an der Hochschule Flensburg

Die „Early-Bird-Phase“ an der Hochschule Flensburg

Wer studieren will, braucht einen hochschulberechtigenden Schul- oder Bildungsabschluss, einen Studienplatz, ein Dach über dem Kopf, Motivation, einen Finanzplan und gute Kontakte zu Kommilitonen. Was man nicht brauchen kann, sind Ängste, Unwissenheit oder das Gefühl, nicht dazuzugehören. Um Studieninteressierten und Studienanfängern einen optimalen Start zu ermöglichen, legt die Hochschule Flensburg großen Wert auf Orientierung, Beratung und Betreuung. Die neuen Studierenden profitieren davon und nehmen die Angebote begeistert an. Zu Beginn des Sommersemesters 2019 macht ME2BE- Redakteur Chris den „Studi-Startcheck“ an der Flensburger Förde.

Lennhard und Christopher sind zwei von 200 Studienanfängern, die zum Sommersemester 2019 ihr Studium an der Hochschule Flensburg beginnen. Die Pflichtveranstaltungen beginnen am 18. März. Zwei Wochen früher, bevor das Semester richtig losgeht, sitzen die beiden 23-Jährigen bereits in einem Seminarraum auf dem Campus und beschäftigen sich mit Mathe-Übungsaufgaben. Um herauszufinden, welches Matheniveau im Studium der Betriebswirtschaft auf sie zukommt, haben sie sich für den „Mathe-Vorkurs“ im Fachbereich Wirtschaft angemeldet. Sie befinden sich in der „Early-Bird-Phase“, wie es die Hochschule selbst tituliert!

Hochschule Flensburg

Mathe-Vorkurs bei Diplom-Mathematikerin Heike Witt (rechts).

Vorkurse für „Erstis“

„Nach der Schule habe ich eine Friseurausbildung absolviert“, erzählt Lennhard, „um anschließend in den Salons meiner Eltern zu arbeiten. Im Laufe der Ausbildung habe ich den Ehrgeiz entwickelt, Betriebswirtschaft zu studieren, um die Geschäfte eventuell weiterführen zu können. Zweifel hatte ich allerdings, ob meine Grundkenntnisse in Mathe ausreichend sind. Als ich von dem Angebot eines zweiwöchigen Vorkuses hörte, hab ich mich sofort angemeldet. Jetzt weiß ich, wo ich stehe. Das Niveau ist natürlich um einiges höher als in der Berufsschule, aber meine Unsicherheit ist weg!“

Jetzt weiß ich, wo ich stehe.
Lennhard

Die Vorkurse der Hochschule Flensburg richten sich an Erstsemesterstudierende der technischen und betriebswirtschaftlichen Studiengänge und werden für die Fächer Mathe, Englisch und Programmieren angeboten. Lehrkraft Heike Witt beobachtet ein starkes Interesse an den Vorkursen. „Zwei Wochen lang können Studienanfängerinnen und -anfänger beispielsweise ihre Mathekenntnisse auffrischen“, fasst die Diplom-Mathematikerin zusammen. „Trotz der inhaltlichen ‚Druckbetankung’ ist uns wichtig, den Studierenden das Thema ‚Nachhaltiges Lernen’ nahezubringen. Aus den allgemeinbildenden und beruflichen Schulen sind Schülerinnen und Schüler daran gewöhnt, nur für die nächste Klausur zu lernen und das erlernte Wissen anschließend zu vergessen. Das Studium erfordert ein Umdenken. Jedes Wissen wird benötigt, um es anzuwenden!“

Trotz der inhaltlichen ‚Druckbetankung’ ist uns wichtig, den Studierenden das Thema ‚Nachhaltiges Lernen’ nahezubringen.
Diplom-Mathematikerin Heike Witt

Für Christopher bietet der Vorkurs noch weitere Vorteile: „Neben den Übungen bietet sich hier eine gute Gelegenheit, andere Studierende kennenzulernen. Zur Seite stehen uns auch Tutorinnen und Tutoren aus höheren Semestern, die uns viele Fragen sowohl zur Betriebswirtschaft als auch zur Hochschule beantworten können.“

Mentoring-Programm durch „Mentees“

Aller Anfang ist schwer! Deshalb bietet die Hochschule Flensburg neben fachbezogenen Vorkursen zu jedem Semesterbeginn ein sogenanntes „Mentoring-Programm“ an. Was steckt dahinter? „Bei diesem Angebot stehen bis zu 25 zu Mentorinnen und Mentoren ausgebildete Studierende aus höheren Semestern („Mentees“) den „Erstis“ zur Seite, um sich sowohl im Studienalltag als auch in Flensburg einzuleben“, erklärt Dr. Klaus von Stackelberg, Präsidiumsbeauftragter für Qualitätsmanagement.

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Dr. Klaus von Stackelberg, Präsidiumsbeauftragter für Qualitätsmanagement der Hochschule Flensburg

„Der Beginn eines Studiums wirft viele Fragen auf: Wo melde ich mich für die Veranstaltungen an? Was sind Module? Wie funktioniert die Mensa-Karte? Wie komme ich an ein Zimmer? Wie fahren die Busse? Wie erhalte ich Zugang zu Stud.IP, und wann findet eigentlich das Campus-Kino statt? Das Mentoring-Programm, zu dem sich alle Erstsemester anmelden können, wird hervorragend angenommen. Viele Mentorinnen und Mentoren haben ähnliche Unterstützung erhalten und geben diese Erfahrungen nun weiter. Wertvoller Nebeneffekt: Die Neuen kommen von der ersten Minute an in Kontakt mit anderen Studierenden und fühlen sich sofort mitgenommen.“

Angebote zum Selbstmanagement

Studieren bedeutet „nach Wissen streben“. Doch wie kann ich erlerntes Wissen strukturiert präsentieren? Um auch „Social Skills“ wie Selbstorganisation und Kommunikationsfähigkeit zu trainieren, können Studierende verschiedene Workshop-Angebote der Hochschule Flensburg nutzen, um später als Tutoren, Mentoren oder als studentische Hilfskräfte tätig zu sein. Auch das Engagement im Allgemeinen Studierendenausschuss  AStA, im Studierendenparlament (StuPa) oder in einer Fachschaft eignet sich zur Weiterbildung neben dem Studium. In den auf Selbstmanagement ausgerichteten Workshops dreht sich alles um Kommunikation, Gruppe und Persönlichkeit, professionelle Rolle, Arbeits- und Lernorganisation.

Vor- und Begleitstudium für Studierende mit Fluchthintergrund

Wer als Studierender ein Auslandssemester anstrebt, vom Ausland nach Flensburg wechseln möchte oder sich mit einem Fluchthintergrund für Studienangebote interessiert, ist im International Relations Department an der richtigen Adresse. „Wir kümmern uns um das ‚Incoming’ und ‚Outgoing’ vom und ins Ausland“, sagt Abteilungsleiterin Janntje Böhlke-Itzen.

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Leiterin des International Office der Hochschule Flensburg: Janntje Böhlke-Itzen.

Wir kümmern uns um das ‚Incoming’ und ‚Outgoing’ vom und ins Ausland
Janntje Böhlke-Itzen

„Für Personen mit Fluchthintergrund bieten wir sowohl ein Vor- als auch ein Begleitstudium an. Im Vorstudium bereiten wir auf viele Anforderungen des Studiums vor. Neben Sprachkursen vermitteln wir Kenntnisse in Mathematik, Englisch, besprechen aber auch allgemeine Themen wie ‚politische und akademische Kultur’. Um kommunizieren zu können, benötigen wir nicht nur gute Sprachkenntnisse, sondern müssen auch verstehen, warum wir über bestimmte Witze lachen, wie das politische System Deutschlands funktioniert und weshalb wir in wissenschaftlichen Arbeiten nicht die Bild-Zeitung zitieren. Auch Fachsprachkenntnisse sind von großer Bedeutung und sollten nachhaltig angelegt sein. Das Wort ‚Drehmoment’ wird im B2-Sprachkurs für Geflüchtete nicht erklärt, taucht aber in der Mechanik-Vorlesung auf. Deshalb bieten wir in einem Begleitstudium während der Studienzeit Kurse an, die sich mit Fachbegriffen und -texten beschäftigen.“

Gelungener Start ins Studium

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Studitutoren Dana (links) & Jan-Henrik (rechts)

Bevor die Studienanfänger, auch liebevoll „Erstis“ genannt, in ihr Studium starten, können sie an der Hochschule Flensburg viele Beratungs-, Informations- und Betreuungsangebote in Anspruch nehmen. Wer Fragen hat,  sollte nicht zögern, sie zu stellen. Auf dem Campus wimmelt es vor auskunftsfreudigen Menschen! Jeder hat die Möglichkeit, sein Grundwissen in Vorkursen aufzufrischen, Tipps von Tutorinnen und Tutoren einzuholen, am Mentoring-Programm teilzunehmen und von Beginn an zu lernen, sich selbst zu managen. Ob Studienauswahl, Bewerbung, Prüfungsordnung, Stundenplan, Modulplan, AStA, StuPa, E-Learning-Zugang, Studentenwerk, Finanzen, BAföG, Wohnung, Auslandssemester, Busfahrpläne, Sprachkurse, Studierendenjobs, Stipendienberatung, Campus-Führung oder Sport- und Freizeitmöglichkeiten … wir fanden kein einziges Thema, zu dem wir keine Auskunft erhielten! Und das ist nicht alles. Zu jedem offiziellen Veranstaltungsbeginn lädt die Hochschule Flensburg zur sogenannten “TOP-Woche” ein, einer traditionellen Erstsemester-Orientierungs-Phase. Alle Fragen geklärt? Dann kann man von einem gelungenen Start sprechen!

 

TEXT Christian Dorbandt
FOTOS Sebastian Weimar