DER MESSEMACHER – Marc Perry ist der Erfinder der JOBNight und zu Recht stolz auf ihren Erfolg

DER MESSEMACHER – Marc Perry ist der Erfinder der JOBNight und zu Recht stolz auf ihren Erfolg

Bereits vor über 10 Jahren hat sich Marc Perry Gedanken über eine Optimierung des Berufsorientierungsangebotes für die Schülerinnen und Schüler seiner Region gemacht. Daraufhin folgte schnell die Umsetzung einer eigenen Schulmesse mit besonderem Format. Mittlerweile zählt die JOBNight zu den größten Messen dieser Art im Kreis Nordfriesland. Wir haben mit ihm über die Messe und natürlich über den BO-Unterricht an der Gemeinschaftsschule Bredstedt gesprochen.

Herr Perry, die JOBNight findet seit 2012 statt, und Sie sind Initiator der ersten Stunde – kann man das so sagen?

Das stimmt – die Messe habe ich hier zusammen mit Jens Spottock ins Leben gerufen. Herr Spottock war damals bei der Barmer GEK, unserem Kooperationspartner, tätig, und wir kamen zusammen auf die Idee. Jetzt sind ein paar andere Messen dazu gekommen, aber wir gehören immer noch mit zu den größten, und dass, obwohl wir nach wie vor alles ehrenamtlich und nebenberuflich organisieren. In den letzten drei, vier Wochen vor der JOBNight geht es bei mir also ziemlich hoch her.

Was hat Sie damals bewogen, so eine Messe überhaupt ins Leben zu rufen?

Damals gab es zum Thema Berufsorientierung keine derartige Veranstaltung in unmittelbarer Umgebung. Vor 2011 haben wir im Grunde immer nur an anderen Messen als Besucher teilgenommen, und dass, obwohl die Betriebe hier vor Ort händeringend Nachwuchs gesucht haben. Ich habe mich gefragt, wie ich das alles zusammenbringen kann – auf der einen Seite suchende Schüler, auf der anderen Seite suchende Betriebe, und da lag die Idee einer Messe eigentlich sehr nahe.

Sie haben es schon erwähnt – es gibt noch andere Berufsorientierungsmessen. Was macht die JOBNight so besonders?

Der große Unterschied liegt vor allem darin, dass unsere Schülerinnen und Schüler hier zu Hause sind – sie bewegen sich freier, sind dadurch auch offener im Umgang mit den Unternehmen und Betrieben. Es ist ja schließlich nicht so leicht für Kinder und Jugendliche, einfach so auf Unternehmen zuzugehen. Aber wenn alle erst einmal miteinander im Gespräch sind, merkt man, dass es bei uns auf der JOBNight richtig locker zugeht. Die Messe ist natürlich auch Anlaufstelle für Schülerinnen und Schüler umliegender Schulen.

Wie kam es dazu, dass die JOBNight eine Abendveranstaltung wurde? Die meisten Messen finden ja schließlich tagsüber statt.

Erstens haben tagsüber alle Betriebe noch geöffnet – gerade für Kleinbetriebe ist es deshalb natürlich einfacher, erst nach der Arbeit auf der Messe präsent zu sein. Und zweitens haben wir ganz bewusst den Freitagabend gewählt – das Wochenende steht vor der Tür, alle sind entspannt und können sich inklusiver selbstgemachter Häppchen bis neun Uhr abends bei uns informieren. Dieses lockere Eventformat hat sich bestens bewährt.

Welche Rolle nimmt die JOBNight denn im Kontext der gesamten Berufsorientierung Ihrer Schule ein?

Die JOBNight ist eine wichtige Säule der Berufsorientierung hier an der Schule, mittlerweile aber auch ein Markenname in der Region, weil auch viele Schüler anderer Schulen kommen, die solche Messen nicht oder nur in sehr viel kleinerem Umfang haben.

Welche weiteren berufsorientierenden Angebote erhalten die Schülerinnen und Schüler an der GMS?

Den ersten Kontakt zur Berufsorientierung gibt es in Klasse 7, in Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit absolvieren die Schülerinnen und Schüler den sogenannten „Stärkenparcours“. Dabei können sie ihre Talente entdecken – ob sie eher handwerklich begabt oder künstlerisch veranlagt oder eher ein ‚Verwaltungsmensch’ sind. In Klasse 8 findet dann ein Praktikum statt im Rahmen des BO-Programms des Bundes: Die Schülerinnen und Schüler lernen während der Werkstatttage in der Bildungs- und Arbeitswerkstatt in Niebüll an jeweils drei Tagen drei verschiedene Berufe praktisch kennen. Zum Ende der Klasse 8 folgt ein einwöchiges weiteres Praktikum in einem ‚echten’ Betrieb. In der 9. Klassen kommt dann das allgemeine zweiwöchige Praktikum.

Werden die Schüler speziell auf die Praktika beziehungsweise Vorstellungsgespräche vorbereitet?

Ja, auf verschiedene Weise. In Klasse 8 bekommen sie durch Mitarbeiter der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Nordfriesland eine Einweisung in den sogenannten ‚Praktikums-Knigge’, hierbei geht es um Themen wie man sich während des Praktikums verhalten sollte, was man unbedingt vermeiden und wie man am besten auftreten sollte, aber auch wie man überhaupt eine Praktikums-Stelle findet. In der 9. Klasse vertiefen wir das dann mit einem ‚Bewerber-Seminar’ in Zusammenarbeit mit der VR Bank Nord und in der 10. Klasse bieten wir noch eine spezielles Vorstellungstraining an – durchgeführt von der Provinzial Kiel. Darüber hinaus gibt es noch Veranstaltungen, bei denen sich zum Beispiel Betriebe direkt an der Schule vorstellen.

Die GMS Bredstedt bietet Schülern mit Projekten wie dem Schulbiotop die Möglichkeit, sich außerhalb des Unterrichts mit Themen wie Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. Wie wichtig sind außerschulisches Engagement und Hobbys für die berufliche Orientierung?

Sehr wichtig und wir binden dies stark in den Unterricht ein. In der 9. Klasse müssen die Schüler beispielsweise eine eigenständige Projektarbeit abgeben, das Thema können sie dabei frei wählen – da sind immer Themen dabei, die letztendlich auch für die Berufsorientierung wichtig sind. Kürzlich hatte ich zwei Schüler, die etwas zum Thema ‚Bundespolizei’ gemacht und in diesem Rahmen auch die Ausbildungsmöglichkeiten ausgelotet haben. Am Ende präsentierte die Polizei hier auf dem Schulgelände sogar einen Einsatzwagen. Aber auch in unserem Biotop ‚verstecken’ sich ganz viele Berufe – von der Landschaftsgärtnerei über die Tierpflege bis hin zu Holzarbeiten. Berufsrelevante Projekte, die von den Schülern selber erarbeitet werden, sind also keine Seltenheit.

TEXT Anja Nacken
FOTO Reinhard Witt