„Das Batteriewunder steht vor der Tür“ – Prof. Dr. Oliver Opel über die Zukunft der erneuerbaren Energien

„Das Batteriewunder steht vor der Tür“ – Prof. Dr. Oliver Opel über die Zukunft der erneuerbaren Energien

Professor Dr. Oliver Opel arbeitet an der FH Westküste in Heide im Bereich Energetische Optimierung von Gebäuden im Fachbereich Technik. ME2BE hat ihn auf der Messe HUSUM Wind getroffen. 

Professor Dr. Opel, was zeichnet die Husum Wind 2025 aus? 

Die Husum Wind ist für mich immer ein ganz besonderes Erlebnis. Husum zeichnet sich dadurch aus, dass man einfach die Leute trifft. Es ist super zum Networking. 

Wenn Sie auf die Erneuerbaren gucken, was ändert sich hier gerade besonders? 

Wir sind im Ausbau der Erneuerbaren wahnsinnig vorangekommen. So weit, dass man sich schon fragt, ob wir den Strom überhaupt brauchen. Und jetzt kommt das Batteriewunder, und das fasziniert mich. Wir haben vor 20 Jahren darüber gesprochen, dass wir auch die Speicher brauchen und so weiter. Und die kommen jetzt völlig ohne Förderung. Ich habe mit Tennet und 50 Hertz gesprochen, 20 Gigawatt Anschlusszusagen sind jetzt schon erteilt. Das heißt, innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre werden die im Netz sein und die Probleme, die wir jetzt haben – dass Wind- und Solarstrom tagsüber kaum noch zu vermarkten ist, es dafür abends und morgens hohe Strompreisspitzen gibt – schon kurzfristig verschwinden. Und dann haben wir schon wieder eine ganz neue Situation. Das ist faszinierend. Und dieser Ausbau wird natürlich weitergehen.

Von welcher Kurzfristigkeit sprechen wir hier? 

Ich gehe davon aus, dass es in zwei bis drei Jahren relevante Mengen Batteriespeicher im System geben wird. Tennet und 50 Hertz sind ja nur die Übertragungsnetzbetreiber. Ich will nicht zu mutig schätzen, gehe aber davon aus, dass wir 30 bis 50 Gigawatt Batteriespeicher in den nächsten vier, fünf Jahren haben.

Professor Dr. Oliver Opel hielt auf der Messe HUSUM Wind eine Masterclass.

Professor Dr. Oliver Opel hielt auf der Messe HUSUM Wind eine Masterclass.

Wenn wir also die Husum Wind 2027 ansteuern, haben wir schon wieder ganz andere Voraussetzungen? 

Da werden wir schon wieder Unterschiede sehen, genau. Und was dann nachzieht, das ist auch für mich ein sehr, sehr wichtiges Thema, ist die ganze Wasserstofffrage. Da sind wir ja auch in einer Talphase gewesen. Durchhalten ist die Parole. Aber wir haben gerade im Monitoringbericht Erleichterungen für die Wasserstoffbranche drin. Ich hoffe, das wird auch so umgesetzt. Dann gehe ich auch dort davon aus, dass wir endlich die Projekte in einer größeren Skala sehen werden. 

Sind diese Pläne für Wasserstoffindustrie nicht schon längst in den Schubladen der Politik, aber werden gar nicht verarbeitet? 

Ja, es gab eben den Wasserstoff-Hype vor fünf Jahren. Die wissenschaftliche Gemeinschaft hatte dann Angst, alles mit Wasserstoff zu erschlagen. Das wäre zu ineffizient geworden. Und jetzt haben wir so hohe Hürden für die Nutzung von Grünstrom aufgebaut, für die Wasserstoffproduktion, dass es keiner mehr sinnvoll wirtschaftlich machen könnte. Dazu kommt die Strompreisproblematik. Wenn diese zwei Hürden beseitigt sind und danach sieht es aktuell aus, dann kommen wir auch mit den großen Projekten in Fahrt, die dann den Wasserstoff auch für das Kernnetz liefern können.

Die Regulatorik geschieht durch die Politik? 

Das ist die Politik, natürlich. Das sind langfristige Vorhaben. Auch wenn der Diskurs zurzeit ein bisschen abdriftet, ist es im Moment noch so, dass die Gesetzesvorlagen, die in das Kabinett gegeben werden oder in den Bundestag, die Politik noch fortsetzen. Also sehen wir noch keinen großen Shift oder Rollback. Und ich hoffe, das bleibt so. Beim Wasserstoff baue ich auf Pragmatismus, auch der neuen Regierung. Im Prinzip ist den Fachleuten in der Regierung und den Ministerien alles bekannt, was wir brauchen. Das haben wir auch kommuniziert, zum Beispiel über das H2-Forschungsnetzwerk. Und ich gehe davon aus, dass das in die Umsetzung gehen wird.

Auch schon bald? 

Ja, das ist auch eine Sache von ein, zwei Jahren. Das geht nicht von heute auf morgen, gerade auch, weil es EU-Regulatorik ist. Aber die Themen, die ich jetzt gerade angesprochen habe, sind schon vor zwei Jahren angeschnitten worden. Es ist in Berlin bekannt, es ist in Brüssel bekannt. Und in der nächsten Überarbeitung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie wird es einfließen.

Vielen Dank für das Gespräch!

TEXT Markus Till

FOTO Reinhard Witt