Bereit sein fürs Ausland

Bereit sein fürs Ausland

Am Bundeswehrkrankenhaus in Wandsbek lernen Sanitätssoldaten für den Ernstfall im Krisengebiet – mittendrin auch zivile Azubis

Ein ganz normales Krankenhaus. Ärzte behandeln Patienten. Kranke werden wieder gesund gemacht. Doch wer hier arbeitet, hat immer noch was im Hinterkopf. Denn der Großteil der Ärzte und des medizinischen Personals sind zugleich auch Soldaten. Und das bedeutet: Man kann jederzeit ins Ausland gerufen werden.

„Bei uns ist Ausbildung ein Unternehmensziel. Das heißt, wir sind auf allen Ebenen, in allen Berufsgruppen und in allen Abteilungen auf die Ausbildung ausgerichtet. Das Ziel ist, Sanitätssoldaten aller Berufsgruppen und aller Dienstgrade so aus-, fort- und weiterzubilden, dass sie jederzeit im Auslandseinsatz – das was sie tun müssen – auf hohem Niveau tun können“, erklärt der Generalarzt Dr. Hoitz den Unterschied zum normalen Krankenhausbetrieb. Der Krankenhausleiter war in seiner 36jährigen Dienstzeit selbst achtmal im Ausland und versorgte neben seinen Kameraden auch zivile Opfer kriegerischer Auseinandersetzungen.

Neben der Ausbildung des medizinischen Bundeswehrpersonals bildet das Bundeswehrkrankenhaus auch Zivilisten aus. Sie machen eine normale Ausbildung und haben weder etwas mit dem Militär, noch mit Auslandseinsätzen zu tun. Angeboten werden beispielsweise Medizinische Fachangestellte oder Zahnarzthelfer/innen.

In Deutschland gibt es insgesamt fünf Bundeswehrkrankenhäuser. Sie stellen die medizinische Versorgung des militärischen Personals sicher und sind zudem fester Bestandteil der Krankenhaus-landschaft ihres jeweiligen Standortes. In den 15 medizinischen Abteilungen des Krankenhauses werden heute nicht mehr nur Soldaten, sondern auch zivile Patienten behandelt. Durchschnittlich versorgen die über 800 zivilen und militärischen Mitarbeiter rund 12.000 Patienten im Jahr. Mit der baldigen Eröffnung des neuen Bettenhauses setzt das Bundeswehrkrankenhaus auch neue Standards in der Ausstattung der Patientenzimmer und medizinischen Ausrüstung.

Eine spannende Herausforderung – Wie es ist, im kriegerischen Konflikt mit ganzem Herzen Arzt und Sanitäter zu sein

In den Einsatzgebieten der Bundeswehr werden die Ärzte und Sanitäter mit Situationen und Verletzungs- und Krankheitsmustern konfrontiert, die sie hier in deutschen Krankenhäusern zum Glück nicht häufig antreffen. Schuss- und Stichverletzungen oder Amputationen zählen bei Einsätzen in Afghanistan schlichtweg dazu. Damit die Soldatinnen und Soldaten auch bei solch schwierigen Verletzungen ihre Arbeit tun können, werden sie am Bundeswehrkrankenhaus gründlich vorbereitet und ständig in Übung gehalten, im hauseigenen Simulationszentrum sowie mit vielen, speziellen Seminaren.

Zu den einsatzvorbereitenden Ausbildungen gehören Fähigkeiten ganz allgemeiner Art bis hin zur Schießausbildung. Denn neben der Arbeit in den Basiscamps werden die Ärzte und Rettungsassistenten auch auf den BATs (Beweglicher Arzttrupp) eingesetzt. Ein BAT ist ein gepanzertes Einsatzfahrzeug und von der medizinischen Ausstattung ähnlich wie ein Notarztwagen ausgerüstet. Es begleitet fast jede größere Patrouille, um verletzte Kameraden wie Einheimische schnell und vor Ort medizinisch versorgen zu können. In solchen Situationen muss der Notarzt, der neben einem Rettungsassistenten und dem Fahrer die Crew des BAT darstellt, in kritischen Situationen in der Lage sein, zur Waffe zu greifen.

„Keiner ist unverwundbar“, betont der Generalarzt Hoitz, „und die Angst, ums eigene Leben spielt immer mit“. Wer sich dazu entscheidet zur Bundeswehr zu gehen, dem muss klar sein, dass Auslandseinsätze zum Job dazugehören, und die sind und bleiben, obwohl es im letzten Jahr keinen gefallenen deutschen Soldaten gegeben hat, immer risikobehaftet.

„Derjenige ist richtig bei uns, wenn er mit ganzem Herzen seine Profession ausleben möchte und bereit ist, das Leben und Überleben seiner Kameraden im Auslandseinsatz zu ermöglichen“, betont Dr. Hoitz, „Aber es ist auch eine spannende Herausforderung höchster medizinische Qualität, die man im Zivilen kennt, und dann nachher auch auf diese Extremsituation zu übertragen. Das ist eine Herausforderung, der es sich zu stellen lohnt.“

Weitere Informationen unter hamburg.bwkrankenhaus.de

TEXT Katharina Grzeca
FOTOS TH, Bundeswehr Krankenhaus Hamburg