Schraubenschlüssel, die größer sind als ein Tennisschläger, und Sortieranlagen mit pneumatischer Ansteuerung gehörten zu den Hinguckern auf der Schulmesse Azubis werben Azubis, am 12. September 2019 in der Handewitter Siegfried-Lenz-Schule. Doch auch Schülerinnen und Schüler ohne Interesse an Handwerk und Technik kamen an den Ständen der 41 Aussteller voll auf ihre Kosten – dafür sorgten unter anderem die engagierten Zehntklässler des Helferteams.
Thilo Jagow, Messeorganisator und Koordinator für Berufsorientierung an der Siegfried-Lenz-Schule, bewies erneut ein feines Gespür für die richtige Auswahl der Aussteller. Zu der siebten Auflage der „Azubis werben Azubis“ kamen Unternehmen, Behörden und Organisationen aus vielen Bereichen. Regionale Anbieter wie die Landespolizei, der Zoll und die Rechtsanwaltskammer Schleswig-Holstein waren ebenso vertreten wie die lokale Wirtschaft – etwa das Sanitätshaus Schütt und Jahn aus Handewitt.
Die Besucher der Messe – rund 650 Schülerinnen und Schüler von der 7. Klasse bis zum 13. Jahrgang der Siegfried-Lenz-Schule und der GGS Schafflund – zogen interessiert und gut vorbereitet durch die Reihen der Aussteller. Am ME2BE-Stand fragten die jungen Menschen vor allem nach zwei Berufen: Mediengestalter/in und Redakteur/in. Welche Voraussetzungen muss man erfüllen? Wie sinnvoll ist ein Praktikum bei der Zeitung? Wie wichtig ist es, gut zeichnen zu können? Diese und weitere Fragen interessierten die Schülerinnen und Schüler ganz besonders.
Der Austausch ging jedoch in beide Richtungen. So konnten wir erfahren, dass viele der Besucher bereits konkrete Pläne für ihren späteren Beruf haben und daran auch ihren Schulabschluss anpassen. Warum bis zum Abitur gehen, wenn der Mittlere Schulabschluss ausreicht? Viele Besucher berichteten außerdem von Praktika, die sie in ihren Überlegungen bestärkt hätten. Für die jüngeren Schüler war jedoch genau dies eine Herausforderung: Sie stehen vor ihrem ersten Praktikum, um zum ersten Mal in die Berufswelt einzutauchen, bekommen aber immer wieder Absagen, weil sie für ihr Wunschpraktikum zu jung sind. 18 Bewerbungen musste etwa der 13-jährige Arjen schreiben, um einen Platz in einem Sportgeschäft zu ergattern. Mitschüler Tim (14) hat einen Platz bei einem Tischler verabreden können, der 13-jährige Sam geht als Praktikant in eine Fahrradwerkstatt.
Helferteam vermittelte zwischen Besuchern und Ausstellern
Als Vermittler zwischen Schülern und Ausstellern waren erstmals die Zehntklässler vom Helferteam auf der „Azubis werben Azubis“ im Einsatz. Ausgestattet mit einheitlichen T-Shirts hatten sie die Aufgabe, die Aussteller zu unterstützen, Besucher anzusprechen und sie an die Stände zu lotsen. Wir haben am ME2BE-Stand großartige Unterstützung von Melina erhalten. Die 16-Jährige will nach dem Abitur Medizin studieren und hilft in ihrer Freizeit auch mal ihrem Vater beim Einbau von Fußbodenheizungen.
Für die Firma Jörgensen Industrietechnik aus Flensburg waren Lea und die Azubis Jonas und Marius im Einsatz. Das Unternehmen bildet derzeit zehn Groß- und Außenhandelskaufleute aus und nutzt die Messen, um sich den potenziellen Azubis vorzustellen. „Wir sind ein junges Team und übernehmen viele unserer Auszubildenden, wenn sie fertig sind“, erzählt Lea. Sie ist unter anderem für die Personalabteilung tätig. „Außerdem können sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Jörgensen gut weiterentwickeln und haben beste Karrierechancen.“ Ihr Tipp für eine gelungene Ausbildung: Ein Praktikum. „Wer sich für den Beruf interessiert, sollte unbedingt in einem Praktikum testen, ob die Arbeit zu einem passt.“
Einblicke in mögliche Prüfungsaufgaben
Mit einem Beispiel aus der Praxis präsentierten sich die Stadtwerke Flensburg auf der Messe. Felix ist Industriemechaniker im 3. Lehrjahr und zeigt eine Sortieranlage, die mit elektropneumatischer Ansteuerung Plastikplättchen nach unterschiedlichen Farben sortiert. „Das ist ein Beispiel für eine Prüfungsaufgabe in der Ausbildung zum Industriemechaniker“, berichtet der 21-Jährige. Für die Ausbildung sei es wichtig, technisches Verständnis und handwerkliches Geschick mitzubringen. „Außerdem sollte man bereit sein, zu lernen. Dann hat man viel Spaß an der Arbeit.“
Organisator Thilo Jagow zog eine positive Bilanz. Vier Stunden Messe mit vielen Gesprächen und regem Austausch zwischen Schülern und Wirtschaft sind vorbei. „Mit 41 Ausstellern haben wir einen neuen Rekord aufgestellt“, sagte er. „Rund 200 Schüler waren während der Messe durchschnittlich in der Halle.“ Er freue sich über die positiven Rückmeldungen der Aussteller und die vielen gut vorbereiteten Schülerinnen und Schüler. „Alles in allem entwickelt sich die Messe immer weiter.“
Text und Fotos Lutz Timm