Attraktives Handwerk mit der Kreishandwerkerschaft Nordfriesland-Nord

Attraktives Handwerk mit der Kreishandwerkerschaft Nordfriesland-Nord

Die Kreishandwerkerschaft Nordfriesland-Nord mit Sitz in Niebüll ist für mehr als 300 Azubis in der überbetrieblichen Ausbildung eine lehrreiche Zeit

Für den gesamten Raum Südtondern ist die Kreishandwerkerschaft Nordfriesland-Nord in Niebüll zuständig. Hier kommen hauptsächlich Maurer-, Zimmerer- und Tischler-Lehrlinge zusammen. Die Azubis können in den eigenen Werkstätten vor allem üben, üben, üben. Und dafür wird dann auch mal eine Straße oder ein ganzes Fachwerkhaus gebaut, was danach in Kleinstarbeit wieder abgebaut wird, damit die nächsten Lehrlinge ihr Können auf die Probe stellen können.

Die Kreishandwerkerschaft hat sich gemeinsam mit Ingwer Christophersen, der seit drei Monaten Kreishandwerksmeister ist, hohe Ziele gesteckt. Sie wollen das Handwerk für die jungen Leute attraktiver machen. Das Handwerk ist zwar etabliert, aber der Bereich Wirtschaft, Energie und Tourismus spielen hier auch eine große Rolle. Vor allem auf den Inseln Sylt und Föhr ist der Tourismus vorherrschend.

Um allerdings auch Betriebe nach Nordfriesland zu locken, bedarf es einer besseren Infrastruktur. „Das ist ein großes Thema. Die B5 und die B199 müssen dringend ausgebaut werden. Nur so könnten wir das Interesse größerer Firmen wecken, die dann auch junge Menschen ansprechen“, erklärt Ingwer Christophersen. Derzeit gibt es etwa 300 Innungsbetriebe. „Das ist gut“, findet der Kreishandwerksmeister. In der überbetrieblichen Ausbildung gibt es derzeit mehr als 300 Azubis. Die kommen dann in die Werkstätten in Niebüll, lernen viel Praktisches und die Grundlagen, die in einem Fachbetrieb manchmal nicht mehr vermittelt werden. Nebenbei geht es dann zur Schule und in den Betrieb. Wobei das im ersten Jahr nicht so häufig der Fall ist. „Jetzt im zweiten Lehrjahr habe ich immer zwei Wochen Betrieb und Schule und dann wieder zwei Wochen Kreishand“, sagt Lasse Ohlsen (18), der von Föhr kommt und jeden Tag um 5 Uhr aufstehen muss, damit er die Fähre nach Niebüll erwischt.

Dass die Jungs von den Inseln häufig 14-Stunden-Tage haben, ist nicht anders zu händeln. Einige von ihnen müssen sogar einen Tag eher anreisen, weil sie das sonst nicht schaffen würden.

Sollte den Lehrlingen doch mal etwas auf dem Herzen liegen, sie in der Schule nicht richtig mitkommen oder den Betrieb wechseln wollen, ist Olaf Behrmann der Richtige. Sein Amt nennt sich Regionale Ausbildungsbetreuung und wird vom Europäischen Sozialfonds und dem Land Schleswig-Holstein gefördert. Von Südtondern bis Langhorn ist er für alle Azubis der Ansprechpartner. Als gelernter Tischler und Veranstaltungskaufmann kann er sich außerdem in viele Situationen hineinversetzen.

„Mir gefällt die Arbeit sehr gut. Sie ist sehr abwechslungsreich und ich habe mit jungen Menschen zu tun“, sagt Olaf Behrmann. Sein Ziel für das eine Jahr im Amt ist Kontinuität. Er möchte weiter in gutem Kontakt zu den Betrieben stehen und die Akzeptanz erhalten. In den Ausbildungswerkstätten erwartet die Jungs Kay-Walter Wulff. Er ist Lehrwerkmeister und Zimmermeister, hält die Lehrlinge ordentlich auf Trab und weiß, wie er die Jungs wieder in die richtige Spur bekommt. Lasse Ohlsen und Sören Nissen haben das beide nicht nötig. Sie haben Lust auf ihren Beruf, pendeln dafür sogar täglich bis zu 14 Stunden hin und her. Beide sind im zweiten Ausbildungsjahr zum Maurer und probieren sich gerade an einem Versuchsobjekt. „Mauern macht uns am meisten Spaß“, sind sich die beiden einig.

Bei den Zimmerleuten riecht es nach frischem Holz und überall liegen Späne herum. Erik Martensen kommt auch von Föhr und macht hat gerade seine Zimmermannausbildung begonnen. „Bisher waren wir noch nicht viel im Betrieb, aber hier bei der Kreishand lernen wir auch jede Menge“, findet Martensen. Er möchte jetzt vor allem seine Lehre gut abschließen und später vielleicht mal Bauzeichner werden, denn das gefällt ihm an seinem Beruf besonders gut.

So ist die Kreishandwerkerschaft in Niebüll für viele eine gute Möglichkeit, ihre Talente zu entfalten und zu erforschen. Ausgebildete Lehrer spiegeln das Können und geben wertvolle Tipps aus dem echten Handwerksleben. „Alternativen zum Handwerk gibt`s für mich nicht“, sagt Martensen.

TEXT Kim Julia Schöffler
FOTOS  Tim Riediger