Kiels Feuerwehr hat viel mehr drauf!
Ein Gebäude steht in Flammen? Hochwasser und Überschwemmungen bringen Menschen in Gefahr? Bei Chemieunfällen treten Gifte aus? Für solche Notfälle gibt es die Feuerwehr. Auch das große Feuerwerk am Ende der Kieler Woche findet unter ihrer Aufsicht statt. Der Beruf „Feuerwehrmann/ Feuerwehrfrau“ ist kein Lehrberuf im herkömmlichen Sinne. Menschen, die bei der Berufsfeuerwehr arbeiten wollen, müssen eine abgeschlossene Berufsausbildung sowie eine Reihe von Tauglichkeitsnachweisen mitbringen und schlagen mit dieser aufbauenden Ausbildung die Beamtenlaufbahn ein.
Jan Schulz
42 Jahre alt, seit 16 Jahren beschäftigt bei der Landeshauptstadt Kiel und seit 2,5 Jahren Ausbilder im Bereich Rettungsdienst und Berufsfeuerwehr.
„Mein Beruf? Nennen wir es ruhig Feuerwehrmann – und Rettungsassistent! Seit meiner Zusatzausbildung als Dozent im Rettungsdienst kümmere ich mich um den Nachwuchs für zwei verschiedene Berufsfelder: Brandmeisteranwärter – die zweijährige Ausbildung absolvieren derzeit 20 Azubis – sowie Rettungsassistent. Diese Ausbildung geht über drei Jahre und wird künftig fester Bestandteil unseres Ausbildungsangebots sein. Beide Berufswege sind mit viel Engagement und Verantwortung verbunden. Daher empfiehlt es sich, vorab an einem unserer Schnupperpraktika teilzunehmen!“
Insa Woyke Pereira
25 Jahre alt, Rettungssanitäterin und Brandmeisteranwärterin bei der Landeshauptstadt Kiel.
„Ehrlich gesagt hat mich die Feuerwehr schon als Kind total fasziniert! Dass das nicht nur eine Phase war, sieht man vermutlich an der beruflichen Laufbahn, die ich eingeschlagen habe. Erst habe ich eine Lehre als Kauffrau im Gesundheitswesen absolviert und mich anschließend als Rettungssanitäterin ausbilden lassen. Im März 2012 startete dann meine Ausbildung als Brandmeisteranwärterin. Die Anteile Brandbekämpfung und Rettungseinsatz halten sich im Arbeitsalltag in etwa die Waage. Und was mir dabei richtig gut gefällt, ist die intensive Teamarbeit!“
Chris Reinert – Vom Azubi an die Spitze der Stadtverwaltung
Chris Reinert kann auf 34 Jahre Berufsgeschichte in der Stadtverwaltung zurückblicken.
Herr Reinert – wie beschreiben Sie Ihren beruflichen Werdegang?
Ich habe im Laufe der letzten 34 Jahre tatsächlich alle mir möglichen Laufbahngruppen (heute gibt es nur noch Laufbahngruppen 1 und 2) durchlaufen. Heißt: Ich bin nach der Ausbildung und acht Berufsjahren über das Eignungsverfahren und das Studium aus dem „Mittleren Dienst“ in den „Gehobenen Dienst“ und nach weiteren 14 Berufsjahren und einem AC (Assessment-Center) im „Höheren Dienst“ (an-)gekommen.
War das schon immer Ihr Ziel?
Vor meiner Ausbildung war das noch nicht so. Damals habe ich noch intensiv Schlagzeug in einer Gruppe gespielt, hatte also Musik (und Sport) im Kopf und habe die Ausbildung gemacht, damit ich eine gute Basis und ein regelmäßiges Einkommen hatte. Aber an dem Tag, an dem ich hier anfing, wusste ich „das ist genau mein Ding“. Und natürlich fing ich dann auch an, mir Ziele zu setzen. Viel wichtiger für mich war und ist meine Arbeitszufriedenheit. Ich muss auch Spaß bei der Arbeit haben. Sie muss mich erfüllen, das ist für mich das Wichtigste. Wenn dabei abfällt, dass ich solchen Weg beschreiten kann, sage ich natürlich nicht nein und dann plane ich das auch.
Welche Vorteile bringt eine Ausbildung in einem Betrieb mit jahrelanger Berufspraxis und Beförderung ?
Ich würde sagen ich hatte durch meine vielen verschiedenen Tätigkeiten den Vorteil, in der Stadt bekannt zu sein. Aber ich denke, es hängt auch immer davon ab, in welchem Kontakt man mit Vorgesetzten korrespondiert. Man muss den Dialog mit Vorgesetzten auch fordern und sich immer wieder mit Führungskräften und Vorgesetzten austauschen. Den hatte ich immer – habe ihn auch immer eingefordert. Ich glaube es ist ganz wichtig, sich auszuprobieren. Natürlich kann ich nicht mal eben in die Chefrolle schlüpfen, aber ich kann vielleicht Teilaufgaben übernehmen, wenn besondere Aufgaben anstehen und auf diese Art und Weise reinschnuppern – wie fühlt sich so etwas an?
Was raten Sie jungen Menschen, die auch den Wunsch verspüren, einmal eine Führungsposition einzunehmen?
Auf alle Fälle neugierig zu bleiben und immer wieder zu hinterfragen, was man anstrebt und erreichen möchte, sonst ist man orientierungslos und irrt umher. Aber es ist auch wichtig, nicht nur einen Status zu sehen, sondern sich die Frage zu stellen, ob ich damit auch eine Zufriedenheit entwickeln kann. Die Frage: Kann ich das, was ich tue, mit Überzeugung machen? Oder mache ich es nur, weil ich es machen muss? Diese Frage sollte man sich unbedingt bewahren.
TEXT Katja Möller
FOTOS Katharina Mundt