Zwei junge Erfinder machen mobil

Zwei junge Erfinder machen mobil

In der Werkstatt auf einem Hinterhof in Kiel-Mitte herrscht kreatives Chaos. Aber dieser Eindruck legt eine falsche Fährte. Denn die beiden Jungs, die hier werkeln, sind sehr gut organisiert. Und leckeren Kaffee gibt es sogar auch.

Tim Ascheberg und Jörn Jacobi erklären, dass sie gerade mitten in einer Umbauphase stecken. Sie pendeln zwischen Büro und Werkstatt und haben hier wie dort jede Menge zu erledigen. Momentan haben sie sogar ein wenig Unterstützung: Die frisch gebackenen Abiturienten Sören und Jascha sind zum Praktikum angetreten. Den beiden Jungunternehmern über die Schulter gucken? Nein! Unter die Arme greifen? Ja bitte! „Unsere Arbeit besteht im Moment zu Dreivierteln aus Marketing und Lieferantenkoordination. Da sind wir für jede Hand, die in der Werkstatt mit anpackt, mehr als dankbar!“, sagt Jörn und rollt schon mal einen der beiden Prototypen, die die beiden Jungs in völliger Eigenregie entwickelt haben, auf den Hof.

„Früher nannten wir uns Bastler. Heute klingt das fast wie eine Beleidigung. In oder unter meinem Auto bin ich vielleicht noch der Bastler. Aber nicht beim scuddy!“

Echte Prototypen sind Jörn und Tim im Grunde selbst – für schlaue Köpfe, die ihren Ideen Beine machen, oder in diesem Fall besser „Räder“! Und wenn der Weg bis hierher auch lang und turbulent gewesen sein mag, aus der Kurve geflogen sind sie nicht. Vor 15 Jahren haben sie sich kennengelernt, am Technischen Gymnasium in Norderstedt gemeinsam fürs Abitur gebüffelt und sich dann nach einer geeigneten Hochschule umgesehen. „Für uns stand immer fest: wenn studieren, dann Maschinenbau!“ Ihre Wahl fiel auf die Fachhochschule Kiel. Eine gute Entscheidung, wie sich bald herausstellen sollte. Denn hier steht die Praxis im Vordergrund. In verschiedenen Nebenjobs wurden parallel die Fühler in alle Richtungen ausgestreckt. Und schnell war klar, was die Beiden wirklich wollten: sich selbst reinknien!

„Das Daniel Düsentrieb -Prinzip haut nicht hin: Eine gute Idee wird schon reichen. Ohne ökonomisches Denken ist das nicht machbar.“

Fasziniert von dem noch jungen Markt der Elektromobilität nahm die Vorstellung von einem E-Roller innerhalb kurzer Zeit konkrete Formen an. Multifunktional sollte er sein, einfach in der Anwendung und mit extra viel Fahrspaß ausgestattet. Der scuddy war geboren! Angst vor der Selbstständigkeit hatten sie nicht, stattdessen den Kopf voller Ideen und Hummeln im Hintern! „Aber alleine hätte es wohl keiner von uns beiden gemacht“, räumt Tim ein. „Es ist wichtig, einen Sparringspartner zu haben, der einen pusht oder eben auch mal ausbremst, wenn die Euphorie überschäumt.“

Um sich die grundlegenden Kenntnisse, die man als Unternehmer braucht, anzueignen, beschlossen sie, ein Masterstudium in BWL hintendran zu hängen. Genial gelöst: Denn ihre Masterarbeit war zugleich eine umfassende Marktforschung und Unternehmensberatung für das eigene Start-Up! Tim und Jörn sind froh und dankbar über die Unterstützung, die sie auf ihrem Weg erfahren haben – von der Fachhochschule Kiel, dem VDI (Verein deutscher Ingenieure), der ish (Innovationsstiftung Schleswig-Holstein) und nicht zuletzt ihren Familien.

„Allein der Antrag für das Gründerstipendium der ish entsprach einem ausgereiften Bussinessplan. Aber den braucht man ja eh!“

Und nun steht er in den Startlöchern, um in Serie zu gehen. Der scuddy! Und trotz all der Tüftelei in der Werkstatt, dem Paragraphendschungel, durch den sie sich für die „Allgemeinen Geschäftsbedingungen“ kämpfen müssen, oder dem Auftreiben von Spezialteilen – was oft einer Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen gleicht – ist ihnen eines nicht abhanden gekommen: die Lust, mit dem scuddy ein paar Runden auf dem Hof zu drehen.

Scooter + Buddy = scuddy

Der Elektro-Stehroller mit Sitzfunktion lässt sich mit wenigen Handgriffen zusammenklappen. Der 2 PS-starke Motor wird durch einen abnehmbaren Akku betrieben, der an jeder Steckdose wieder aufgeladen werden kann. Scuddy bringt dich von A nach B, transportiert im Trolley-Modus Einkäufe und Getränkekisten und lässt sich zum Würfel zusammengeklappt in jeder Ecke und sogar im Kofferraum unterbringen. Fahrspaß vom Feinsten über eine Reichweite von bis zu 40 km – natürlich ohne Abgas- und Lärmemissionen!

Mehr Infos gibts unter: www.scuddy.de