Elternvertreterin Antonia Schnittger im Interview – Zukunft im Blick

Elternvertreterin Antonia Schnittger im Interview – Zukunft im Blick

Ob Fragen von Eltern, Lehrern oder Schülern, die zweifache Mutter und Architektin Antonia Schnittger hat immer ein offenes Ohr: Sie ist seit zwei Jahren Elternvertreterin an der Goethe-Schule in Kiel. Wir wollen von ihr wissen, vor welchen Herausforderungen sie als Elternvertreterin und Mutter einer Tochter in der 10. Klasse in diesem Jahr steht.

Frau Schnittger, Sie engagieren sich bereits seit zwei Jahren als Elternvertreterin. Welche Fähigkeiten braucht man für diese Arbeit?

Wichtig ist, ein Grundinteresse an der Schule und die Bereitschaft, in Konfliktsituationen diplomatisch vermitteln zu wollen. An der Schule gibt es jedoch glücklicherweise kaum Konflikte. Ich unterstütze manchmal die Klassenlehrerin bei Rundschreiben oder der Erstellung von Listen und bin in der Regel bei Zeugniskonferenzen anwesend.

Wie hat sich Ihre Tätigkeit seit dem 11. März verändert?

Da unsere Schule mit IServ einen sehr guten Kontakt zu den Eltern und Schülern pflegt, gab es auch während des Lockdowns keine Rückfragen an uns Elternvertreter: Die Eltern werden über aktuelle Corona-Regeln informiert, und auch die Aufgaben für die Schüler wurden während des Lockdowns über IServ und Elternbriefe kommuniziert. Unsere Schule ist da sehr fortschrittlich.

Wie haben Sie den Umgang mit der Pandemie an der Goethe-Schule wahrgenommen? Gibt es ein schlüssiges Konzept?

Ja, das Konzept wird erfolgreich umgesetzt. Meine Tochter gehört zu den Prüflingen, die den ESA-Abschluss machen, sie ist daher auch während des Lockdowns weiter zur Schule gegangen, um sich auf ihre Abschlussprüfung vorzubereiten. Die Corona-Maßnahmen wurden in dieser Zeit sehr gewissenhaft und gut organisiert durchgeführt.

Welche Erfahrungen haben Sie in den letzten Monaten mit ‚digitalem Lernen‘ gemacht? Haben Sie Rückmeldungen von den Eltern bekommen?

Damit sind Schüler und Eltern, glaube ich, sehr unterschiedlich umgegangen. Meine Tochter ist digital sehr gut aufgestellt, insofern war das für uns eigentlich kein Problem. Ich weiß aber, dass einige Schüler die Schule während des Lockdowns haben schleifen lassen, ohne ihre Aufgaben zu erledigen – aus welchen Gründen auch immer.

Eine schwierige Situation für alle Beteiligten. Inwieweit haben Sie als Elternvertreterin die Möglichkeit, Ideen und Vorschläge mit einzubringen?

Da ich persönlich sehr zufrieden bin, wie die Schule vorgeht, gab es für mich keine Notwendigkeit, selbst tätig zu werden. Aber die Schule ist grundsätzlich sehr offen für Vorschläge. Die Kommunikation mit den Lehrkräften empfinde ich als sehr positiv: Wenn ich als Elternvertreterin Probleme thematisiere, werden diese von den Lehrkräften mit den Schülern besprochen.

Welchen Stellenwert nimmt das Thema Berufsorientierung für die Eltern der Goethe-Schule ein?

Dieses Thema ist den Eltern an unserer Schule sehr wichtig. Die Goethe-Schule bemüht sich sehr um die berufliche Orientierung. Ab der 8. Klasse gehen die Schülerinnen und Schüler auf unsere alljährliche Berufsorientierungsmesse BIM. Hier können sie Fragen stellen und bereits erste Kontakte zu Unternehmen knüpfen. Zusätzlich machen die Schüler bei der Agentur für Arbeit einen Test, um herauszufinden, was zu ihnen passt, und sie bekommen Unterstützung von einer Berufsberaterin, die in einem persönlichen Gespräch bei der Suche nach einer passenden Ausbildungsstelle hilft.

Welche Herausforderungen nehmen Sie bei der Berufswahl der Schüler heute im Gegensatz zu früher wahr?

Wir wurden nicht so früh auf das Berufsleben vorbereitet und haben vielleicht etwas sorgloser in die Zukunft geschaut. Ich denke schon, dass es eine Belastung für die Kinder ist, sich so früh mit dem Thema auseinanderzusetzen. Für meine Tochter waren die Praktika in der achten und neunten Klasse allerdings sehr hilfreich. Sie kam nach Hause und sagte: ‚Ich finde arbeiten viel besser als Schule.‘

Werden die Schüler gut auf die Arbeitswelt vorbereitet?

Ja, ich finde schon. Man muss ja bedenken, dass die Kinder im Alter von 13, 14 Jahren dem Thema oft noch völlig überfordert sind. Aber sie werden von der Schule nicht vom Haken gelassen und müssen sich mit dem Thema Berufswahl immer wieder auseinandersetzten, das klappt wirklich hervorragend.

TEXT Sophie Blady
FOTO Privat