Von A-Z, was macht ein Type-Designer?

Von A-Z, was macht ein Type-Designer?

TypeMates – Wie aus der Leidenschaft zum Graffti ein international erfolgreiches Unternehmen zur Schriftentwicklung wurde

Arial, Times New Roman und Calibri sind Begriffe, mit denen jeder etwas anfangen kann. Es sind aber nur wenige, die sich der Wirkung von Schriften so bewusst sind, wie Nils Thomsen. „Buchstaben müssen so gestaltet sein, dass ein Rhythmus entsteht“, erklärt er im Gespräch. Der Muthesius-Absolvent muss es wissen: Er entwickelt professionell Schriften als Type-Designer.

„Ich bin ein Tüftler mit dem Drang zu total feinen Details. Mit 14 Jahren habe ich mit Graffti angefangen und schnell landeten die ersten Projekte an der Schule im Bereich ‚Plakat’ bei mir. Ich habe mich dann dazu entschieden, Kommunikationsdesign an der Muthesius zu studieren“, erinnert sich Nils. „Das war für mich sozusagen eine Weiterführung meines Hobbys.“ Auf das Bachelor-Studium folgte der „Type and Media Master“ in den Niederlanden.

 Sei mutig, denk am Anfang nicht zu viel nach. Man lernt beim Handeln.
-Nils Thomsen

Während Nils in seinen ersten Berufsjahren sowohl im Bereich Grafikdesign als auch in der Schriftgestaltung arbeitete, wuchs seine Faszination für Buchstaben und ihre Form, so dass er sich im Jahr 2015 entschied, zusammen mit Jakob Runge das Unternehmen „TypeMates“ zu gründen. Seither verdient der Kieler sein Geld ausschließlich mit der Gestaltung von Schriften. Und sein Handwerk ist gefragt: Neben Kunden wie Red Bull und dem Lufthansa Magazin vom Verlag Gruner+Jahr, designt er für Unternehmen in Amerika, Frankreich, England und vielen anderen Ländern.

Eine Schrift, so erklärt Nils Thomsen, entstehe meist aus einer Idee, die er in Skizzen mit Bleistift oder Kuli festhalte. Daraus entwickelt er dann das Konzept. Kleinste Details an den einzelnen Buchstaben mündeten hierbei in einem gesamten Schriftbild. Es sei eine handwerkliche Arbeit, für die man viel Geduld, Fleiß und Begeisterung für Formen und Gestaltung aufbringen müsse. Nur so könne es gelingen, eine Nachricht auf grafischem Wege zu vermitteln.

Nils Thomsen

„Buchstaben müssen so gestaltet sein, dass ein Rhythmus entsteht“

Sein Büro hat er seit 2017 in der alten Mu, wo sich für ihn persönlich ein Kreis schließt. Der Raum, in dem Nils heute als selbstständiger Unternehmer arbeitet, ist nämlich der gleiche Raum, in dem er während seines Bachelor-Studiums das erste Mal mit Schrift in Kontakt kam. Dort, wo heute moderne Büroeinrichtung zu finden ist, waren damals Druckerei und Bleisatz der Muthesius Kunsthochschule. Dass das Büro frei ist, hat Nils über private Kontakte erfahren. „Ich hatte Glück und war der erste, der sich beworben hat“, berichtet er. „Als Schriftgestalter arbeite ich oft allein; deshalb ist mir ein Ort wichtig, an dem auch andere Freiberufler sind, mit denen ich mich austauschen oder einfach zu Mittag essen kann, um mich abzulenken.“

Empfehlung: Für Berufseinsteiger „Sei mutig, denk am Anfang nicht zu viel nach. Man lernt beim Handeln. Hätte ich damals gewusst, was alles auf mich zukommt, hätte ich es eventuell nicht gewagt.“ Wir sind beeindruckt von Nils Thomsens authentischem Weg in einen so außergewöhnlichen Beruf und schauen sicherlich genauer auf das Schriftbild, wenn wir in Zukunft Artikel in der Zeitung oder im Web lesen.

TEXT Vanessa Strehlow
FOTO Frieder Dillmann