Sie steht in diesem Jahr zur Wiederwahl: Uetersens Bürgermeisterin Andrea Hansen gilt als bodenständig und problemerfahren, arbeitete als Sozialpädagogin in zahlreichen sozialen Brennpunkten, bevor sie 2002 ins Rathaus wechselte. Seit 2009 ist Hansen dort als Verwaltungschefin tätig.
Frau Hansen, Sie sind in Hamburg geboren, im Landkreis Pinneberg aufgewachsen, haben in Frankfurt und München gearbeitet. Was hat Sie nach Uetersen verschlagen?
Ich bin vor zwölf Jahren nach Uetersen gekommen, weil ich im Bewerbungsverfahren als Gleichstellungsbeauftragte ausgewählt wurde. Weil ich dann auch noch die Wirtschaftsförderung betreute, habe ich die Stadt in allen ihren Facetten kennen- und lieben gelernt. Und 2009 bin ich dann in der Direktwahl gegen den Amtsinhaber angetreten und habe gewonnen. Nun bin ich im fast 800 Jahre alten Uetersen die erste Frau in diesem Amt.
Welche Themen liegen Ihnen hier besonders am Herzen?
Da gibt es viele. Wir sind das Zentrum der Region und leisten viel für das Umland. Ich kooperiere gern mit Unternehmen und Schulen – unser Lehrstellennetzwerk gehörte zu den ersten im Land. Wir müssen etwas für die Senioren tun. Immer mehr wollen in die Innenstadt ziehen, Infrastruktur und Wohnraum müssen geschaffen werden. Das ist eine große Aufgabe. Wir fördern die Integration und Bürgerbeteiligung. 2015 soll ein Jugendcafé eröffnet werden. Und wir konsolidieren gerade mithilfe des Landes den Haushalt, damit es wieder Spielräume für die Jüngeren gibt.
Welche Möglichkeiten gibt es hier für Jugendliche, ihre Zeit zu verbringen?
Unsere Schulen sind exzellent und bieten auch nachmittags viele Möglichkeiten. Die Jungen und Mädchen treffen sich auch gerne im Rosarium auf der Hochzeitsinsel. Ich weiß auch nicht, warum, aber das scheint einen gewissen Reiz auszumachen. Dann haben wir natürlich einen Jugendtreff und einen Raum, den die Jugendlichen zum Feiern mieten können. Der kann eine Menge ab, deswegen können die sich da richtig austoben (lacht). Ich möchte einfach, dass sich die Jugendlichen nicht geduldet, sondern gewollt fühlen.
Wie sieht es denn mit den Ausbildungsbetrieben aus? Gibt es hier Chancen für Jugendliche?
Absolut! Wir haben hier einen guten Branchenmix und viele große Unternehmen am Markt, die auch ausbilden. Außerdem gibt es günstigen Wohnraum, was das Leben hier vor allem für junge Leute positiv beeinflusst.
Was schätzen Sie selbst an Uetersen?
Uetersen mit seinen fast 18.000 Einwohnern ist eine bunte und quicklebendige Stadt, die trotzdem übersichtlich ist. Das ehrenamtliche Engagement ist hoch, auch von Jugendlichen. Es gibt eine vielfältige Kultur, mit Kino, Konzerten und Chorknaben. Und die Elbe und Marsch sind nicht weit. Ich mag es, hier mit dem Fahrrad zu fahren, vorbei an den Windrädern.
Sie sagten, dass sich auch die Jugendlichen in der Stadt engagieren.
Es gibt einen Jugendbeirat. Es gibt Vereine und Initiativen. Einmal im Jahr veranstalten die das Rock ‘n‘ Rose Festival. Dann soll es bald auch ein Jugendcafé geben, vollkommen selbstständig organisiert. Und auch die Rock-Ambulanz ist was Tolles. Da können Kinder und Jugendliche Instrumente ausprobieren. Sie sehen schon: Uetersen ist sehr musikalisch. Und das merkt man überall. Die Uetersener Chorknaben, unser Ludwig-Meyn-Gymnasium mit seiner künstlerischen Ausrichtung und viele Veranstaltungen haben meist etwas mit Musik und Theater zu tun.
Beschreiben Sie Uetersen mal in zwei Wörtern.
Anspruchsvoll und liebenswert. Anspruchsvoll, weil die Uetersener gerne mitreden. Und liebenswert, weil man sich hier umeinander kümmert. Das soziale Miteinander wird großgeschrieben.
Was würden Sie Jugendlichen raten, die hier aufgewachsen sind?
Macht hier euren Schulabschluss und die Berufsausbildung. Sammelt ein paar Erfahrungen, geht dann in die Welt hinaus – und kommt mit eurem Wissen zurück nach Uetersen. Das wäre toll, wenn dann neue Familien entstehen, weil sie hier eine schöne Kindheit und Jugend verbracht haben. Das muss unser Ziel sein.
Was treiben Sie denn in Uetersen, wenn Sie sich gerade nicht mit der Stadt beschäftigen?
Dann lese ich gerne blutrünstige Krimis, treffe Freunde, gehe zum Weinfest, zu Ausstellungen, schwimme im Naturbad Oberglinde oder fahre eine Runde mit dem Fahrrad. Klingt total Ü50, ich weiß. (lacht)
Vielen Dank für das nette Gespräch!
TEXT & FOTO Kim Schöffler