Beim Segelclub Eckernförde zischen 150 Jungs und Mädchen über die Gischt
Natürlich gehört zu einer maritim geprägten Stadt wie Eckernförde auch ein großer Segelverein. Richtig viel Tradition hat der Segelclub Eckernförde (SCE): Sieben Bürger der Stadt gründeten ihn vor über 110 Jahren, heute bringen 720 Mitglieder Leben in die Seglerszene auf dem Vereinsgelände am Ostsee-Ufer des Stadtteils Borby. Schon immer förderte der Verein den Sportnachwuchs: Jedes Kind und jeder Jugendliche kann hier segeln lernen.
„Wir segeln heute bei Wind aus Südwest, der in Böen recht heftig übers wellige Wasser pfeift. Zwei Neue haben sich zur Gruppe gesellt auf dem Team-8-Boot namens ‚Murmel'“, erzählt Jugendtrainer Udo Hallstein von einer Trainingsausfahrt auf einem ganz besonderen Boot für acht Segler. Ob alle zusammenpassen, lasse sich schließlich am besten feststellen, wenn die Crewmitglieder im Team zusammen segeln. „Vor dem Auslaufen wird das Großsegel gerefft. Liv, Georg, Friederike, Joachim, Tjorben und Benjamin erhalten zum Ablegen ihre Manöverposition. Es geht mit halbem Wind aus dem Hafen in die Eckernförder Bucht hinaus auf die Ostsee.“ Zuvor sollen die Neuen noch ihre Einweisung bekommen, denn einer von ihnen war noch nie an Bord eines Segelbootes.
Anfänger an Bord? Kein Problem beim SCE: Ob im Kinderbereich mit den kleinen Optimistenjollen oder mit den Größeren in der 420er-Zweimannjolle: „Jeder und jede kann beim SCE segeln lernen. Wer in größeren Teams dabei sein will, kann im vereinseigenen Kutter ‚Dr. Bellmer III‘ an Bord mit anpacken oder aber im neuen Team-8-Boot vom Verein ‚Schüler Segeln Schleswig-Holstein‘. Die moderne Konstruktion namens ‚Murmel‘ ist seit 2013 bei uns in Eckernförde stationiert“, berichtet Jugendwartin Marie-Ivonne Otisi-Schaarschmidt. Das Außergewöhnliche daran: Das Boot haben das Sportzentrum der Christian-Albrechts-Universität und die Fachhochschule Kiel speziell für Segelanfänger entwickelt. Gebaut haben es Jugendliche der Berufsvorbereitung im Berufsbildungszentrum Rensburg-Eckernförde unter Anleitung eines erfahrenen Bootsbauers. Insgesamt stehen nun acht baugleiche Boote in ganz Schleswig-Holstein zur Verfügung, damit Schüler die Faszination des Segelns selbst erfahren können.
Wie rasant es allein mit der Kraft des Windes vorwärtsgehen kann, erfahren die Größeren im 420er: In den Zweimannjollen ist Kontakt mit dem nassen Element angesagt! „Diese Boote sind mit einem Spinnaker ausgerüstet, was die seglerischen Ansprüche zusätzlich erweitert. So können die Nachwuchssportler bereits an Regatten teilnehmen“, erklärt Otisi-Schaarschmidt. Nicht nur die Jugendlichen im Verein dürfen die Zweimannjollen segeln: Auch Schüler der Peter-Ustinov-Schule Eckernförde und der Isarnwohld-Schule Gettorf können mit ihnen im Rahmen eines Kooperationsprogramms segeln lernen.
Bei der Trainingsfahrt mit „Murmel“ geht’s weiter raus auf die lebhafte Ostsee, berichtet Udo Hallstein. „Das Wasser gurgelt etwas bedrohlich an Backbord. Doch kein Grund zur Panik für die acht Segler: Das Team-8-Boot gilt als unsinkbar, denn hier ist alles auf Sicherheit ausgelegt.“ Dazu gehört natürlich auch, dass die Mitsegler an Bord grüngelb leuchtende Schwimmwesten tragen. „Mit wenig Ruderdruck lässt sich das große Boot steuern, unterstützt von Veit an der Großschot, der beim Zurückkreuzen bei heftigen Böen schön den Druck aus dem Segel lässt“, erzählt der erfahrene Trainer. Der neue Steuermann habe schnell ein Gefühl für den Kreuzkurs entwickelt. Später kommen auch andere Kinder ans begehrte Ruder. Schnell sind zwei Stunden vorbei. Unter Fock geht es zurück in den Hafen. Und bei der passenden Windrichtung wird zum Anlegen nicht einmal der Motor gebraucht – sanft gleiten wir an unseren Liegeplatz. Auch wenn der Wind heute ziemlich kalt geblasen hat: Die meisten freuen sich schon auf den nächsten Törn.
Bei den Optis – so heißen die Einsteigerboote – führen die Trainer schon Kinder ab sechs Jahren ans Segeln heran. Hier können sie bereits den Jüngstenschein machen. Wer nun nicht mehr aus dem Boot herauszubekommen ist, darf bei den beiden Regattagruppen des SCE in den sportlichen Wettkampf einsteigen. Insgesamt verfügt der Verein über eine Flotte von etwa 40 Booten, die den 150 Nachwuchsseglern zur Verfügung stehen. Bei der wöchentlichen Mittwochsregatta und auch bei nationalen Wettfahrten zeigen die Leistungssegler des Eckernförder Vereins ihre Spitzenklasse. Längst Kult ist übrigens die Aalregatta zwischen Kiel und Eckernförde, die der SCE organisiert: Schon Kaiser Wilhelm schickte 1893 hier seine Superjacht „Meteor“ ins Rennen. Woher der Name stammt? Ganz einfach: Die Siegercrews dürfen bis heute geräucherte Aale in Empfang nehmen.
Kontakt
Segelclub Eckernförde
Am Ort 2
24340 Eckernförde
Tel. 04351-81143
Website:
www.segelclub-eckernfoerde.de
Schüler Segeln Schleswig-Holstein: www.schuelersegeln-sh.de
Text Joachim Welding
Fotos Udo Hallstein