Fechten ist eine der ältesten Sportarten der Welt – beim SV Tungendorf trainiert eine kleine Gruppe mit dem Säbel.
Kampfsportarten sind gerade voll im Trend. Jiu Jitsu, Wing Tai, Kung Fu und Tax Bo erfreuen sich großer Beliebtheit. Man treibt Ganzkörpersport und kann sich im Ernstfall auch noch verteidigen. Sehr viel älter und eleganter ist allerdings das Fechten mit Degen, Florett oder leichtem Säbel. Diese Kampfsportart ist neben Ringen und Boxen eine der ältesten Sportarten. Schon in der Antike wurden solche sportlichen Duelle ausgetragen. In Neumünster gibt es eine kleine Fechtgruppe beim SV Tungendorf, die einmal in der Woche mit dem Säbel trainiert.
Los geht es nach dem Aufwärmen mit der „Polnischen Lektion“. Trainer Daniel Zimmermann, der bereits seit 1974 (da war er sechs Jahre alt) fechtet und seit 1988 unterrichtet, steht mit Maske und Schutzjacke vor seinen Schülern, um die Hiebe und Schläge abzuwehren, die nach einem bestimmten Muster absolviert werden müssen. Gar nicht so einfach, den Säbel in einer „Es war etwas Exotisches. Fußball haben ja alle gespielt. Dann habe ich irgendwann gemerkt, dass mir der Sport so wichtig ist, dass ich nicht mehr aufhören wollte. Reihum begeben sich die Schüler in Fechtstellung: die Terz. Erst im Stand, dann auch in Bewegung. Hierbei sind die Treffer noch klar zu erkennen. Dreimal auf den Kopf, zweimal gegen den Arm usw. Kommt es allerdings zum Übungskampf, sind ungeübte Augen hilflos. Es sieht elegant aus – aber vor allem ist es so schnell, dass man nichts erkennen kann. Das Prinzip erschließt sich nicht beim Zusehen und wer einen Treffer gelandet hat, ist selbst für die Schüler noch schwer zu erkennen. Das beweist einmal mehr, was für ein anspruchsvoller Sport das Fechten ist.
Keine Zeit für Turnierkämpfe
Die offizielle Wettkampfsprache beim Fechten ist Französisch. Sicherlich auch ein Merkmal für die Eleganz des Sports. Um allerdings an Wettkämpfen teilnehmen zu dürfen, muss man einen Fechtpass erlangen. Diese Lizenz geht mit einer Prüfung einher, die natürlich zu bestehen ist. Erst dann sind Teilnahmen an Turnieren erlaubt. Brijan Steffens erwarb 2008 diese Lizenz, aber heute nimmt er nicht mehr an den Wettkämpfen teil. „Ich bin jetzt in der 11. Klasse und das ist einfach zu viel Stress. Ich trainiere hier vor allem, um in Form zu bleiben“, sagt er. Neben dem Säbel gibt es auch noch das Fechten mit Degen oder Florett. Bei Florett und Säbel gibt es das Recht anzugreifen und die Pflicht, sich zu verteidigen. Das bedeutet, dass derjenige den Punkt erhält, der den Angriff begonnen hat. Bei Unterbrechung oder Parade des Angriffs wechselt das Angriffsrecht. Im Degen gilt keine Konvention, es werden sogar Doppeltreffer (gegenseitige Treffer) gewertet, sofern der Gegner seinen „Tempocommune“- Treffer innerhalb einer zwanzigstel Sekunde setzt. „Das eben war zum Beispiel eine Parade Riposte, wenn der Angreifer den Säbel blockiert und dann einen Punkt macht“, erklärt Zimmermann. Für Silja, Nils und Brijan zählt vor allem das Training. „Allerdings würden wir gerne mehr trainieren“, sagt Finja; um die eigene Technik zu verbessern, denn das ist das vorrangige Ziel der Schüler. Ein Mannschaftsgefühl gebe es zwar wegen des gemeinsamen Trainings, aber am Ende des Tages will sich jeder selbst verbessern.
Text & Fotos Kim Julia Schöffler