Pfade finden zu Hause, Bus fahren in Afrika – Papiertechnologin on Tour

Pfade finden zu Hause, Bus fahren in Afrika – Papiertechnologin on Tour

„Man darf nicht wanken, dann hat man verloren“, sagt Luisa Egge aus Neuendorf bei Wilster. Sie steckt in einem Blaumann, aber ihre Augen sind fotomodelmäßig geschminkt. Luisa arbeitet in einer Männerwelt, nämlich an der Papiermaschine Nummer 4, die bei der Steinbeis Papier GmbH in Glückstadt steht.

Hier hat sie eine Ausbildung zur Papiertechnologin abgeschlossen. Schon beim Vorstellungsgespräch war sie von der Maschine fasziniert, die eine ganze Halle einnimmt. Als dann auch noch die Tore hochfuhren, die normalerweise vor Hitze und Lärm schützen, stand ihr Entschluss fest: Ich werde Papiertechnologin. Obwohl das wochenlange Abwesenheiten von Zuhause bedeutet, denn die einzige Berufsschule befindet sich in der Nähe von Karlsruhe. Auch dort war sie eine von nur 20 Frauen unter 300 Männern und musste sich durchsetzen.

Ausbildung bei Steinbeis Papier

Ausbildung bei Steinbeis Papier

Nach ihrer Ausbildung hat Luisa einige Monate als Rollenpackmaschinenführerin gearbeitet, aber sie hat weiterführende Pläne. Sie will ein technisches Studium anschließen, Verfahrenstechnik oder Papieringenieurswesen, um mit der neuen Qualifikation zu Steinbeis Papier zurückzukehren. Bevor sie ihr Studium beginnt, erfüllt sie sich aber einen langgehegten Traum: Sie fährt mit einem Freund in einem umgebauten Geländewagen vier Monate quer durch Afrika, von Tunesien durch die Sahara und dann weiter durch verschiedene Staaten bis nach Südafrika. Dafür hat sie lange gespart. So geht sie nur einmal im Jahr shoppen, dafür dann aber kräftig. Für die Reise hat sie sich den richtigen Zeitpunkt ausgesucht: zwischen Berufsabschluss und Studium.

Umwelt muss man leben

Luisa will etwas werden und sie will ihr Wissen weitergeben. Sie kann sich vorstellen, später als Ausbilderin zu arbeiten. „Mal sehen, wie weit ich komme“, sagt sie selbstbewusst. Auch im Privatleben ist sie unkonventionell. Sie wohnt mit ihrer Schwester zusammen, die ist Landwirtin und besteht auf die weiblichen Berufsbezeichnung. Luisa nicht unbedingt, sie sieht sich eher als Teil eines Ganzen, nämlich der Papiermaschine.

Der Umweltaspekt, der bei Steinbeis Papier großgeschrieben wird, gilt auch in Luisas Privatleben. Sie ist seit Jahren Mitglied der Pfadfinder. Ein Gesetz des Vereins lautet, Tiere und Pflanzen in ihrem Lebensraum zu schützen. Wenn sie mit Freunden unterwegs ist und die werfen ihren Abfall in die Natur, dann hebt Luisa alles auf. Auch wenn manche Freunde komisch gucken: Einige konnte Luisa überzeugen und das freut sie.

Text Tania Schlie
Foto Jan-Hendrik Helm