Freiwilliges Engagement beim Hamburger Weg
„Geben ist seliger als Nehmen” heißt es schon in der Bibel. Wer anderen hilft, tut nicht nur etwas Gutes für den anderen, sondern auch für sich selbst. Wer hilft, ist zufriedener und glücklicher und stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Hamburg ist bekannt für seine viele Stiftungen und sozialen Projekte, bei denen sich Privatleute und Firmen zusammenschließen, um jungen und alten Menschen, denen es an etwas fehlt, zu helfen. Eine der bekanntesten Initiativen ist der „Der Hamburger Weg“.
Beim Hamburger Weg haben sich der Hamburger Sport-Verein (HSV), in Hamburg ansässige Unternehmen und bekannte Persönlichkeiten zusammengetan, um vor allem junge Menschen in der Hansestadt zu unterstützen. Die Liste der teilnehmenden Unternehmen ist prominent besetzt. Mit dabei sind der Automobilhersteller Audi, die Deutsche Telekom, die Fluggesellschaft Emirates, die Sparda-Bank, der Würstchenhersteller Hareico, die Holsten-Brauerei sowie NDR 2, Norddeutschlands beliebtester Radiosender.
Sie alle engagieren sich in sozialen Projekten, spenden Geld, veranstalten Workshops und bieten Gespräche und Ausbildungsplätze an. Die Partner des Hamburger Wegs wollen da helfen, wo Hilfe am dringendsten benötigt wird.
Zu den im Rahmen des Hamburger Weges geförderten Projekten gehört z.B. „Hippy“, ein Hausbesuchskonzept für Eltern und Kinder im Vorschulalter, mit dem Bildungsnachteile kompensiert werden sollen. Bei „Kids in die Clubs“ können Kinder kostenlos im Verein Sport treiben. Jugendlichen mit einem schlechten Schulabschluss oder Vorstrafen hilft „NeuStart“ mit Ausbildungsangeboten in Metall- oder Elektroberufen weiter. Und bei „Unified Sports“ spielen Mannschaften mit behinderten und gesunden Kindern gegeneinander.
Auch für viele Profilspieler des HSV ist die Mitarbeit beim Hamburger Weg eine Herzensangelegenheit. Mannschaftskapitän Rafael van der Vaart ist Pate der Initiative „Anstoß! e.V.“ und trainiert dort eine Straßenfußballer-Mannschaft. Bei Anstoß! e.V. spielen arme und sozial ausgegrenzte Menschen – Verkäufer von Straßenzeitungen, Menschen ohne feste Wohnung oder Menschen mit einem gewaltgeprägten Lebensumfeld – zusammen Fußball und finden so Ablenkung von ihrem Alltag. Zusammen nehmen sie an Trainingsworkshops, öffentlichen Veranstaltungen und Turnierserien teil.
Mittelfeldspieler Marcell Jansen unterstützt zusammen mit der TV-Moderatorin und Schauspielerin Nova Meierhenrich das Projekt „Praktisch gut”. Hier erhalten 100 Schülerinnen und Schüler in Hamburg und Umgebung durch Praktika während der Sommerferien Einblicke ins Berufsleben, sammeln Erfahrungen und knüpfen Kontakte, die ihnen die spätere Suche nach einem Ausbildungsplatz erleichtern. Das Projekt richtet sich an Mädchen und Jungen ab 14 Jahren mit ungünstigen Startbedingungen, insbesondere mit Migrationshintergrund. Nach einem Auswahlverfahren, das nicht nach Noten, sondern nach der individuellen Motivation fragt, werden die Mädchen und Jungen in Workshops ausführlich auf ihre mehrwöchigen Praktikas in Unternehmen vorbereitet. Bei „Praktisch gut” erhalten engagierte Jugendliche so unabhängig von ihren Schulnoten die Chance, ihr Potenzial in der Praxis unter Beweis zu stellen und etwas für ihre Zukunft zu tun.
Seit einigen Monaten kann sich auch jeder „normale” Hamburger gemeinnützig engagieren und Teil des Hamburger Wegs werden. Auf der Webseite www.der-hamburger-weg.de finden Hamburger Bürger verschiedene soziale Initiativen, die sie mit kleinen und großen Geldspenden unterstützen können. Sie können auf dieser Plattform aber auch selbst eigene Projekte vorstellen und bewerben.
Diese Form der „Schwarmfinanzierung“ wird „Crowdfunding” genannt und ist bei Start-ups, insbesondere in Nordamerika, eine beliebte Art der Finanzierung. Der Begriff setzt sich aus den Worten „Crowd“ (dt. „Menschenmasse”) und „Funding“ (dt. „Finanzierung”) zusammen. Beim “Crowdfunding” finanziert eine Masse von Menschen gemeinsam mit kleinen und großen Beträgen ein bestimmtes Projekt und ermöglicht so dessen Realisierung. Den Projekten auf der Crowdfunding-Plattform des Hamburger Wegs sind keine Grenzen gesetzt: Von Bolzplätzen in sozial schwachen Stadtteilen über Sportausrüstungen bis hin zu Workshops für Kinder und Jugendliche findet man alle möglichen Projekte, die Unterstützung brauchen.
Mit Spenden in Höhe von 2.290,- € wurde im letzten Dezember ein Weihnachtsessen für Hamburger Obdachlose organisiert. Das Projekt „Kinder interviewen Spitzensportler” konnte 3.000,- € einsammeln und bei „Schulfach: Glück mit Mutter Erde” kamen mehr als 8.000,- € zusammen. Mit diesem Geld wird in der Stadtteilschule im Hamburger Stadtteil Barmbek ein Schulgarten eingerichtet, in dem sich die Schülerinnen und Schüler zwischen Pflanzen und Tieren vom Unterricht erholen können. Einen Stadtteil weiter, in Bramfeld, haben 18 Spender 5.000,- € gespendet, damit das Fußballteam an der dortigen Stadtteilschule am Wettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ teilnehmen und sich hierfür Trikots und Spielbälle kaufen kann.
Aber nicht jedes auf der Webseite www.der-hamburger-weg.de vorgestellte Projekt hat Erfolg. Ein dreitägiger DJ- und Rapworkshop mit dem Rapper MoTrip und DJ Vito, dem DJ von Samy Deluxe, konnte nicht realsiert werden, weil nur 470,- € gespendet wurden. 3.650,- € wären nötig gewesen.
Text Slaven Marinovic
Fotos Witters, Der Hamburger Weg


