Junge Frauen in der Logistikbranche

Junge Frauen in der Logistikbranche

NUR FÜR JUNGS? NIX DA!

Schon lange beschränkt sich das Berufsfeld Logistik nicht mehr nur auf Transport und Lagerarbeit. Der Welthandel boomt und entsprechend viel zu tun gibt es für deutsche Transport- und Logistikbetriebe sowie die Fachabteilungen Handel und Industrie. Gerade im Zuge der Globalisierung haben sich sehr anspruchsvolle Aufgabenfelder für Frauen wie für Männer entwickelt: in der Wissenschaft, in der Technik, im kaufmännischen Bereich oder der Informationstechnik. Viele Unternehmen suchen gerade jetzt nach hoch qualifizierten Fachkräften mit kaufmännischem und technischem Knowhow, Ingenieuren, Betriebswirten und IT-Profis.

Sicher ist: Frauen in der Logistik brauchen Mumm. Und das nötige Selbstbewusstsein, sich als „Paradiesvogel“ im männlichen Metier nicht einschüchtern zu lassen.

Denn das bunte Berufs- und Wirtschaftsfeld der Logistik ist immer noch eine Männerdomäne. Allein in den kaufmännischen Ausbildungsberufen (wie beispielsweise dem der Schifffahrtskauffrau oder der Kauffrau für Speditions- und Logistikdienstleistung) sind die Frauen gut bis sehr gut vertreten. Wagt man jedoch einen Blick auf das mittlere Management und in die Chefetagen, ist der weibliche Anteil an Führungspositionen bei den Logistikdienstleistern immer noch gering.

MUSKELN VERSUS KÖPFCHEN

Einer der Gründe ist wahrscheinlich immer noch die starke, technische Einfärbung der Logistikbranche und das verstaubte Bild hemdsärmeliger Hafenarbeiter, die wuchtige Container auf Schiffsriesen verladen. Auch die Nähe der Logistikstudiengänge zu den Ingenieurwissenschaften und der Mathematik schien junge Frauen bisher einzuschüchtern. Doch das schöne Geschlecht holt auf – zumindest auf dem akademischen Weg. Immer mehr treten auf privaten Hochschulen, wie die Hamburg School of Business Administration, duale Studiengänge im Logistik-Management an. Drei Jahre pendeln sie hier zwischen Unternehmen und Hörsaal und erhalten möglicherweise sogar noch eine Ausbildungsvergütung.

Hier sammeln sie wertvolles Wissen über betriebswirtschaftliche Grundlagen, branchenspezische Inhalte, Transportplanung, Beschaffung und Lagerlogistik. Und qualifizieren sich nebenbei für den Karrieresprung in Unternehmen, die im Wirtschaftsbereich Logistik agieren. Auch Initiativen wie MINT locken immer mehr junge Mädchen in die Sphären der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.

MULTITASKING? KEIN PROBLEM!

Die Anforderungen in der Logistik steigen beinahe täglich. Im Berufsalltag überzeugt man vor allem durch eine ausgeprägte analytische Begabung, hohe Kommunikationsfähigkeit und gute Fremdsprachenkenntnisse; insbesondere Englisch.

Sind Frauen also nicht vielleicht sogar die besseren Logistiker? Schließlich besitzen sie das Gen zum „Multitasking“, jener für Männer oft so geheimnisvollen Fähigkeit, verschiedene Aufgaben gleichzeitig zu strukturieren und zu organisieren. Auch die Vorliebe des weiblichen Geschlechts zu Gespräch und Kommunikation gilt als ideale Voraussetzung in der Logistikbranche. Rhetorische Fähigkeiten sind mehr als gefragt, sei es in Gestik, Mimik oder diplomatischer Gesprächsführung. Denn nur mit einer ausgeprägten Kommunikationskompetenz gelingt ein positiver Dialog mit Kunden, Lieferanten und Kollegen. Punkt für die Mädels!

Allerdings sind die deutschen Logistikunternehmen in der Förderung weiblicher Karrieren noch unterschiedlich engagiert. Doch immer mehr bieten ihren Mitarbeiterinnen inzwischen die Möglichkeit, Beruf und Privatleben angemessen zu verbinden; durch flexible Arbeitszeiten, gute Verdienstmöglichkeiten und soziale Verantwortung.

Illustration: Frauen in der Logistik

LADIES LOGISTICS LOUNGE

Auch branchenübergreifende Netzwerke, wie die Bundesvereinigung Logistik (kurz: BVL) treiben in jüngerer Vergangenheit das Thema „Frauen in der Logistik“ weiter voran. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Ladies Logisitics Lounge (kurz: LLL), bei der sich Frauen bundesweit untereinander oder mit ihren männlichen Kollegen über Karrieremöglichkeiten austauschen können.

Die erste Ladies Logistics Lounge wurde im Juni 2010 von der Regionalgruppe Hamburg der BVL in Kooperation mit der Logistik-Initiative Hamburg, der Behörde für Wirtschaft und Arbeit und der Handelskammer Hamburg ins Leben gerufen. Zugeschnitten auf weibliche Fach- und Führungskräfte aus der Branche, stieß diese Gelegenheit zum Netzwerken auf sehr viel Resonanz. Inzwischen trifft sich die Ladies Logistics Lounge einmal pro Quartal und stellt verschiedene Schwerpunktthemen zur Diskussion. Ein E-Mail-Verteiler informiert alle interessierten Frauen über neue Treffen und Themen der LLL.

Fest steht: Die alte Faustregel, dass der Frauenanteil in Unternehmen um so höher ist, je geringer der Anteil technischer Arbeitsplätze, hat ausgedient. Und auch das Bild des hart gesottenen Logistikers, der notfalls unterwegs den LKW reparieren kann, ist nicht mehr aktuell. Nur drei Dinge sollte man als junge Frau in der Logistikbranche unbedingt mitbringen: den nötigen Biss, eine Liebe zu Zahlen (Mathe und Statistik gehören nun mal einfach dazu) und gute Englischkenntnisse. Dann ist man mehr als nur ein ganzer Kerl.

TEXT Jule Malz

Deine Studienadressen in Schleswig-Holstein:
Technische Hochschule Flensburg
Betriebswirtschaft (Schwerpunkt Beschaffung,
Logistik und Supply Chain Management),
Seeverkehr, Nautik und Logistik
www.th-Flensburg.de
Technische Hochschule Lübeck
Wirtschaftsingenieurwesen (Schwerpunkt
Logistik und Supply Chain Management)
www.th-luebeck.de
Deine Studienadressen in Hamburg:
HSBA Hamburg School of Business Administration,
Studiengang Logistics Management
www.hsba.de
Kühne Logistics University,
Logistik- bzw. Managementstudium
sowie Master Logistik
www.the-klu.org