Nordfriesland – Ganz oben von Nubul bis Niebüll

Nordfriesland – Ganz oben von Nubul bis Niebüll

Der Bischof von Schleswig ließ 1436 einen kleinen Marktflecken in seinem liber censualis episcopi Slewicensis eintragen. Der Flecken hieß Nubul – heute kennt man ihn als Niebüll. Der kleine Ort behielt lange Zeit seinen dörflichen Charakter. Als 1887 die Maschinenbahn gebaut wurde, änderte sich das schlagartig. Neben den bäuerlichen Betrieben, die sich seit Jahrhunderten angesiedelt hatten, wurden nun auch städtische Häuser gebaut, meist in rotem Backstein, so wie man sie noch heute in vielen Straßen sehen kann. Handel, Handwerk und Gewerbe breiteten sich aus und immer mehr Menschen siedelten sich an oder zogen zumindest in die Nähe. Aus dem Dorf wurde ein zentraler Ort in Nordfriesland. 

Durch den 1. Weltkrieg verschob sich die deutsch-dänische Grenze und die Kreisverwaltung für das südliche Tondern wurde nach Niebüll verlegt. Einen weiteren positiven Impuls gab es 1927 durch den Bau der Eisenbahnstrecke von Niebüll nach Westerland. Niebüll wurde das Tor zu den Nordfriesischen Inseln und den Halligen – und das ist es noch heute. Niebüll wuchs weiter, erlangte 1960 die Stadtrechte. Mehr als 80.000 Menschen leben im Einzugsgebiet der kleinen Stadt. Ihren dörflichen Charakter hat sie sich dennoch bewahren können und genau das macht sie so charmant und liebenswert. Was genau Niebüll so liebenswert macht? Hier findet jeder seinen Platz. Familien fühlen sich hier ebenso wohl wie Senioren oder Menschen mit Handicaps. Es gibt Schulen, von der Grundschule bis zum Gymnasium, eine Berufsschule und eine Bildungs- und Ausbildungswerkstatt. Das Sportangebot ist umfangreich. Man kann zum Beispiel schwimmen, drinnen und draußen. Oder sich Bücher in der Stadtbücherei ausleihen, ein Naturkundemuseum besuchen oder ein Museum für moderne Kunst, in wunderschönen Landschaften mal durchschnaufen, die Nähe zur Küste und zu Dänemark ausnutzen und noch so viel mehr. Das alles macht aus Niebüll einfach mehr, als nur eine kleine Stadt – Niebüll ist ein Ort, an dem es sich zu leben lohnt.

Was hoppelt denn da? Osterhasenalarm in Niebüll, heißt es alljährlich, wenn zig Osterhasen in der Stadt unterwegs sind, um bunte Eier zu verteilen.

Was hoppelt denn da? Osterhasenalarm in Niebüll, heißt es alljährlich, wenn zig Osterhasen in der Stadt unterwegs sind, um bunte Eier zu verteilen.

„Kam än kiik hü en üülj frasch boÅNrehüs ütschucht, hü et baged än inruchted as.“
Verstanden? Das ist Friesisch. In Nordfriesland sprechen noch etwa 10.000 Einwohner diese alte Sprache. Von Wissenschaftlern wird sie als ‚seriously endangered‘, also als ernsthaft gefährdet eingestuft.

Es gibt etwa 150 Ortsnamen, die auf -büll enden. Es bedeutet einfach nur „Wohnen“ oder auch „Siedlung“. Die Bezeichnung stammt aus dem Friesischen und die meisten Orte mit einem -büll am Ende sind auch in Nordfriesland zu  finden. Niebüll ist übrigens das größte Bühl.

Wer auf dem Fahrradweg zwischen dem Niebüller Ortsteil Uhlebüll und der Gemeinde Bosbüll entlang der Bahnstrecke Richtung Dänemark unterwegs ist, kommt aus dem Naschen nicht heraus. Dort ist 2008 die „Straße der alten Obstsorten“ entstanden. Jeder Baum auf dieser Strecke ist eine andere Sorte. Grüne Hinweisschildchen zeigen an, um welche Sorte es sich handelt und wer Baumpate ist.

1593 ist ein Deich gebrochen – dank dieser Tatsache gibt es heute das Naturbad „Wähle“ am Stadtrand. Sonnenbaden ist angesagt.

Eine jugne Frau mit Brille sitzt auf einem Ledersofa.

Uschi Gade-Grabow. Foto Tim Riediger

Kaffeemaus

In ihrer kleinen Cafélounge Kaffeemaus im Rathaus treffen wir Uschi Gade-Grabow: „Ich  finde Niebüll toll, weil ich hier meinen Traum verwirklichen konnte – ein Kaffee eröffnen. Hier ist ein Ruhepol, man kann dem Alltag entfiehen, einfach auf den gemütlichen Rathausmarkt mit seinen roten Backsteinhäusern schauen und nichts sagen. Ich bin total in meinem Element. Schon in meinem alten Bürojob war ich immer schon die Kaffeetante. Dann habe ich meine Leidenschaft zu meinem Beruf gemacht – mitten in Niebüll!“ Eine Etage tiefer laufen gerade die letzten Renovierungsarbeiten im Ratskeller. Auch den wird Uschi Gade-Grabow gemeinsam mit ihrem Mann, Michael Gade, auf Vordermann bringen. Die Gäste können kommen!

Text Claudia Kleimann-Balke
Fotos
Stadtmarketing Niebüll