Nina: Schornsteinfegerin

Nina: Schornsteinfegerin

Nina Gregersen, 22, aus Eckernförde, Gesellin im Schornsteinfeger-Handwerk im Kehrbezirk Rendsburg-Eckernförde

Von unseren Großeltern wissen wir: „Schornsteinfeger bringen Glück!“ Warum? Ganz einfach: Weil Wohnhäuser in früheren Zeiten strohgedeckt waren und jene häufig abbrannten, deren Kamine nicht gekehrt waren! Handwerklich betrachtet sorgen die schwarzgekleideten Handwerker und Handwerkerinnen also erst einmal für Brandschutz und somit für mehr Sicherheit! Und das stimmt uns bis heute glücklich!
Nina Gregersen entschied sich nach dem Mittleren Schulabschluss an der GGS in Eckernförde für eine Ausbildung zur Schornsteinfegerin und fühlt sich in diesem männerdominierten Beruf – mittlerweile als Gesellin – pudelwohl. ME2BE hat sie bei ihrer Arbeit begleitet und gefragt, worauf es ankommt, ob es Spaß macht und ob sie wirklich Schornsteine „fegen“ muss.

ME2BE: Hallo Nina, du bist ausgebildete Schornsteinfegerin und siehst toll aus in deinem schwarzen Kehranzug! Früher war das ein absoluter Männerberuf. Heute liegt die Frauenquote immerhin bei knapp 10 Prozent. Ist der Beruf für beide Geschlechter geeignet?
Nina: Ja, absolut! Egal, ob Junge oder Mädchen … Hauptsache, man hat Lust auf einen handwerklichen Beruf, ist körperlich fit, schmutzunempfindlich und mag es, draußen zu arbeiten. Natürlich ist der Ton im Handwerk etwas rauher. Damit müssen Mädels klarkommen. Wer auf lange, gestylte Fingernägel steht, sollte sich besser einen anderen Job suchen!

„Ende 2018 habe ich die letzten Prüfungen. Dann bin ich, wenn alles gut läuft, Schornsteinfegermeisterin … mit 24 Jahren!“

Wie bist du auf diesen Beruf gekommen?
Der Klassiker … mein Vater ist Schornsteinfegermeister. Ich bin ihm sozusagen in seinen Beruf gefolgt. Vorher hatte ich allerdings völlig verschiedene Berufspraktika absolviert, um zu schauen, welcher Beruf am besten zu mir passen würde. Am Ende war klar: der Beruf der Schornsteinfegerin passt gut zu mir.

Schornsteinfegerin Nina bei der Arbeit auf dem Dach

Schornsteinfeger sollten höhenfest sein!

Welche Kenntnisse und Fähigkeiten werden in der Ausbildung benötigt?
Generell sollte man Interesse für den Beruf zeigen, körperlich fit sein und sich etwas mit Mathe, Physik und Chemie auskennen. Man kann zwar mit dem Ersten Allgemeinbildenden Schulabschluss einen Ausbildungsplatz bekommen, muss dann in der Berufsschule aber ordentlich mitziehen. Die Themen Energieberatung und Brandschutz bedürfen außerdem eines großen Verantwortungsbewusstseins. Und man sollte keine Hemmungen haben, körperlich zu arbeiten, sich schmutzig zu machen, draußen zu sein und Dächer hochzusteigen.

Musst du heutzutage noch in Schornsteine krabbeln und dort „fegen“?
Nein, das kommt nur noch ganz selten vor, zum Beispiel bei alten Bauernhäusern. Während der Ausbildung lernt man das noch … mit Besen und Leine in den Schornstein zu krabbeln. Das ist ganz schön beengend und etwas unheimlich. Platz- und Höhenangst sollte man in unserem Beruf besser nicht haben!

Wie sieht der Arbeitsalltag einer Schornsteinfegerin aus?
Es gibt in der Regel zwei „Touren“: eine „Mess-Tour“ und eine „Kehr-Tour“. Auf einer Mess-Tour messe ich verschiedene Werte von Heizungsanlagen in unserem Kehrbezirk. Pro Tag checke ich ca. 15 bis 20 Anlagen. Auf einer Kehr-Tour reinige ich dann die Schornsteine der Kaminöfen.

Musst du selbst Reparaturen vornehmen?
Nein, das machen Heizungsmonteure oder Anlagenmechaniker. Wir sind vergleichbar mit dem TÜV im Kfz-Bereich. Wir prüfen die Anlagen und erlauben die Benutzung oder erstellen einen Mängelbericht.

Nervt dich eigentlich der ständige Schmutz? Hast du höhere Kosten für Seife und Shampoo?
Na gut, mit dem Schmutz müssen wir Schornsteinfeger klarkommen. Mich persönlich stört das nicht. Klar dusche ich häufiger als andere und meine Haut wird bestimmt auch mehr strapaziert. Für die Hände habe ich eine spezielle Waschpaste und eine stärkere Bürste. Normale Bürsten sind zu weich. Ich hab auch öfter mal Schwielen an den Händen, aber das ist alles nicht so schlimm. Ich achte darauf, mich häufig einzucremen.

Was ist für dich das Schöne am Beruf?
Mir gefällt es, draußen zu sein und körperlich zu arbeiten. Wenn die Arbeit dann noch gut läuft und die Sonne scheint, ist alles super und es macht richtig Spaß. Ich finde es auch angenehm, dass ich selbständig arbeiten und mir die Zeit einteilen kann. Wenn ich meine tägliche Tour absolviert habe, kann ich Feierabend machen. Das kann auch mal am frühen Nachmittag sein. Natürlich muss der Chef damit einverstanden sein. Als Schornsteinfegerin habe ich genügend freie Zeit, um auch ein angenehmes Privatleben zu haben. Und an Wochenenden und Feiertagen habe ich grundsätzlich frei.

Wie sehen deine Zukunftspläne aus?
Zurzeit absolviere ich die Meisterschule. Die Hälfte der insgesamt vier Schulungsteile habe ich jetzt geschafft. Ende 2018 habe ich die letzten Prüfungen. Dann bin ich, wenn alles gut läuft, Schornsteinfegermeisterin … mit 24 Jahren! Anschließend möchte ich erst einmal bei meinem Chef weiterarbeiten und mich noch zur Energieberaterin fortbilden. Irgendwann könnte ich mir vorstellen, mich selbständig zu machen.

Okay, Nina. Vielen Dank für die Einblicke in deinen Berufsalltag und toi, toi, toi für die Meisterschule!

TEXT Christian Dorbandt
FOTO Merle Jurzig