Bürgermeisterin Anke Cornelius-Heide von der Stadt Meldorf im Interview
Das kommt nicht alle Tage vor: Eine grüne Bürgermeisterin gestaltet im Meldorfer Rathaus die Zukunft von „Dithmarschens Kulturhauptstadt“. Bevor die Einwohner Anke Cornelius-Heide 2013 zu ihrem Stadtoberhaupt gewählt haben, engagierte sie sich lange in der Meldorfer Beratungsstelle „Frau & Beruf“, um die Chancen von Frauen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Die verheiratete Mutter von zwei Töchtern ist in Meldorf zur Schule gegangen und startete nach dem Abi eine Ausbildung zur Bank- und Diplomkauffrau. Die heute 61-Jährige arbeitete bei der Hamburger Sparkasse, bevor sie nach Meldorf zurückkam.
Frau Cornelius-Heide, eine private Frage zu Beginn: Was wollten Sie als Schülerin werden?
Als ich 16 oder 18 Jahre alt war, wollte ich Dolmetscherin werden oder etwas mit Sprachen machen. Ich bin nach Paris gegangen und habe an der berühmten Uni Sorbonne studiert. Aber ich meinte, ich werde sprachlich nicht so gut, dass ich beispielsweise bei der Europäischen Union arbeiten kann. Deshalb habe ich mich für etwas Bodenständiges entschieden und eine Banklehre begonnen. Ich fand, mit diesem Rüstzeug und einem anschließenden Studium nde ich in vielen Berufen einen Job, weil es eine gute Grundlage ist.
Später haben Sie ja noch Betriebswirtschaft studiert. Warum?
Ich habe mir gesagt: Erstmal die Praxis und dann die Theorie. Für mich war immer klar: Ich möchte studieren. Damals musste ich dank Abitur nur zwei Jahre lernen, meine Lehre habe ich bei der Vereins- und Westbank in Heide abgeschlossen. Anschließend habe ich das BWL-Studium an der Uni Kiel draufgesattelt. Nach einer beru ichen Zwi-schenstation in der Steuerberatung arbeitete ich mehrere Jahre bei der Sparkasse in Hamburg. Wichtig war mir immer, dass der Beruf auch Zeit lässt, um Arbeit und Familie zu vereinbaren. Auch später, als ich nach Meldorf zurückgekommen bin.
Wie kam es, dass Sie sich politisch engagiert haben?
Ich war immer schon politisch interessiert. Ein richtiges Herzensanliegen wurde es erst, als ich nach der Geburt unserer beiden Töchter und einer fünfjährigen Erziehungs- und Familienzeit gemerkt habe, wie schwierig es ist, anschließend wieder im Beruf Fuß zu fassen. Ich fand es ungerecht, dass Frauen, die Kinder groß ziehen, dafür später bestraft werden, weil sie es schwer haben in den Arbeitsmarkt zurückzukehren und weniger Rente bekommen als Männer. Später habe ich in Meldorf ein Mütterzentrum – heute würde man sagen: ein Mehrgenerationenhaus – mitgegründet und dann als Beraterin bei Frau & Beruf gearbeitet.
Welchen Tipp würden Sie jungen Leuten für die Berufswahl mitgeben?
Hört auch immer auf das Bauchgefühl. Manchmal spürt man schon beim Vorstellungsgespräch: Hier bin ich nicht richtig. Andererseits sollte man beim ersten Problem nicht gleich kündigen. Es wird immer mal Konflikte geben, die man aber gemeinsam mit der Geschäftsführung, den Kolleginnen und Kollegen oder den Kunden lösen sollte. Und setzt euch engagiert für das ein, was euch wichtig ist. Das kann auch das Sprungbrett für eine beru iche Entwicklung sein.
Seit über drei Jahren sind Sie nun Bürgermeisterin. Welches sind Ihre persönlichen Lieblingsorte in Meldorf?
Zuhause bin ich natürlich gerne, aber auch in der Natur in Meldorf und Umgebung. Ich sitze außerdem im Sommer gerne draußen am Markt und beobachte das Geschehen auf dem Domplatz. Auch die Cafés und Restaurants in der Stadt sind immer für einen Besuch gut.
Was macht den Reiz der Stadt aus?
Es ist diese Art von Lebensqualität: Die Menschen hier können das städtische Leben aktiv mitgestalten. Das wird in vielen bürgerschaftlichen Projekten auch tatsächlich bei uns gelebt. So sorgt der Dombauverein dafür, dass das bedeutende Kirchengebäude erhalten wird. Durch den Dom ist im Laufe der Jahrhunderte in Meldorf ein kultureller Kraftraum entstanden, und das wirkt bis in die Gegenwart hinein. Wichtig ist das Musikangebot etwa mit den klassischen Domkonzerten, darunter auch für das Schleswig- Holstein-Musikfestival. Dazu kommen die Konzerte des Vereins Jazzcoast in der Kulturkneipe „Bornholdt“, aber auch das Filmangebot in unserem Kino und unsere eigene Theatergruppe sind wichtig für junge Leute. Der Sport lebt dank der aktiven Ver- eine und eines modernen Multifunktionsstadions sowie des Freibadvereins. Bei uns kann man sogar segeln, surfen und kiten.
Und was macht der Mensch Anke Cornelis-Heide privat am liebsten?
Ganz einfach: Schwimmen, Yoga und Wan- dern.
TEXT Joachim Welding
FOTO Michael Ruff