Zurückversetzt in die Vergangenheit fühlt man sich im uralten Fachwerkhaus der Schinkenräucherei Petersen („Anno 1788“) in der Haupteinkaufsstraße von Malente. Genau hier zwischen Kamin und rustikaler Sitzecke trifft sich ME2BE mit Bürgermeister Michael Koch zu einer deftigen Brotzeit mit einem Pott Kaffee. Seit fast 19 Jahren lenkt der 61-jährige Gemeindechef die Geschicke Malentes, zuletzt wählten ihn die Bürger direkt mit knapp 67 Prozent der Stimmen. Der gebürtige Hamburger hatte nach seinem Realschulabschluss den Ehrgeiz, sein Abi auf dem Wirtschaftsgymnasium zu bestehen und Jura zu studieren. Er arbeitete als Rechtsanwalt und nahm nach der Wiedervereinigung Deutschlands in Dresden eine echte Herausforderung an: Er leitete ab 1991 den Aufbau der Bauverwaltung und war für einige Monate Landrat des Landkreises Dresden. Danach rief Malente: Koch gewann hier 1996 seine erste Wahl.
Welche Orte in der Holsteinischen Schweiz empfinden Sie als besonders schön?
Herausragend ist die ganze Landschaft der Holsteinischen Schweiz mit den Seen und der Hügellandschaft, in die Malente wunderbar eingebettet ist. Das ist auch einer der Gründe, warum Touristen so gerne zu uns kommen.
Welches sind die Highlights im Ort selbst?
Toll ist es, auf den Seen mit den Ausflugsdampfern unterwegs zu sein, beispielsweise mit der Fünf-Seen-Fahrt oder der Kellerseefahrt. Aber auch der Ort selbst hat viele interessante Geschäfte, der Kurpark ist immer einen Spaziergang wert, das Wildgehege eignet sich für ausgedehnte Spaziergänge. Auch die alten Fachwerkkaten, von denen einige originalgetreu erhalten sind, gehören zu den Highlights. Und man kann hier fast alle Sportarten hervorragend betreiben.
Welcher ist Ihr persönlicher Lieblingsort?
Am schönsten ist es für mich, in der Gemeinde mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Weil es sehr abwechslungsreich ist.
Haben Sie eine bestimmte Tour, die Sie gern fahren? Wenn ich Zeit habe, fahre ich ganz um den Kellersee oder um den Dieksee. Klasse ist auch die Tour zur bekannten Bräutigamseiche, in der der Postbote Briefe von Menschen aus der ganzen Welt hinterlässt, die über die Bräutigamseiche Briefkontakte suchen. Es sollen auf diesem Wege auch bereits über 100 Ehen geschlossen worden sein.
Und wenn Sie dann im Rathaus ankommen: Welche Arbeit wartet dort auf Sie?
Das ist eine bunte Palette: Als Bürgermeister leite ich die Verwaltung und bin Vorgesetzter von über 80 Mitarbeitern, die sich um wichtige Belange unseres Ortes kümmern – angefangen vom Standesbeamten und den Bauhofmitarbeitern über den Sportplatzwart und dem Schulbusfahrer bis zur Schulsekretärin. Außerdem bin ich für den Haushalt in Malente verantwortlich, das sind über 15 Millionen Euro. Aber gleichzeitig bin ich Ansprechpartner für die Bürger, für Vereine und Verbände. Und in der Gemeindepolitik muss ein Bürgermeister auch in strittigen Fragen für vernünftige Kompromisse sorgen, die den Ort letztlich weiterbringen. Dazu muss man viele Gespräche mit den Menschen führen und ihnen dabei zuhören – auch, um ihre Sorgen zu verstehen.
Was kann ein Bürgermeister für Jugendliche im Ort tun?
Da gibt es viele Möglichkeiten: Wir haben haben ein Jugendkulturzentrum direkt an der Schule, in dem junge Leute ihre Freizeit verbringen können und immer Ansprechpartner finden, wenn sie Probleme haben. Oder ein anderes Thema: Bürger haben jetzt Unterschriften für die Erhaltung der Kinderspielplätze gesammelt, auch dabei ist der Bürgermeister erster Ansprechpartner. Ich kann dann zwischen verschiedenen Interessen im Ort vermitteln.
Was kann der Ort machen, damit Malente attraktiver wird für die Zukunft?
Wir haben noch nicht in allen Ortsteilen ein schnelles Internet. Das wollen wir gemeinsam mit den Nachbargemeinden schaffen, weil es für die gesamte Bevölkerung und auch für die Unternehmen immer wichtiger wird. Und für Schüler werden schnelle Verbindungen wichtig, weil in Zukunft Hausarbeiten immer öfter über das Internet organisiert werden – solche Projekte gibt es bereits.
Wo liegen die Stärken von Malente?
Für einen ländlichen Ort haben wir im Ort für die Bewohner und die Urlauber eine Menge zu bieten, denke ich. Die Menschen kennen sich hier bei uns. Das bedeutet auch, dass ich beim Einkaufen oft von Mitbewohnern angesprochen werde, die etwas auf dem Herzen haben oder mir mal einfach ihre Meinung sagen wollen. Den engen Kontakt unter den Malentern empfinde ich als schön. Deshalb habe ich wahrscheinlich einen der schönsten Jobs: Es macht einfach Spaß, etwas für den Ort und seine Menschen bewegen zu können.
TEXT & FOTO Joachim Welding