Lernen mit Erfolg – Wie die TH Lübeck ihre Studierenden stark macht

Lernen mit Erfolg – Wie die TH Lübeck ihre Studierenden stark macht

An der Technischen Hochschule (TH) Lübeck werden den Studierenden Hilfestellungen gegeben, die sie in ihrem Alltag, besonders im Hinblick auf bevorstehende Prüfungen, erfolgsversprechend einzusetzen wissen. Olaf Voll ist einer derer, die Unterstützung anbieten. Wie Studierende diese nutzen und darüber denken, erzählen vier von ihnen aus eigener Erfahrung.

Olaf Voll: Der Mann hinter den Mathekursen 

Olaf Voll arbeitet seit 13 Jahren an der TH Lübeck und bietet Vorkurse, Tutorien und Prüfungsvorbereitungskurse für Studierende in Mathe an. Darüber hinaus bietet er hochschulweit Vorlesungen im Programmierkurs Python an, im Studiengang IT-Design lehrt er außerdem Mathematik – und nimmt den Studierenden die Angst vor Mathe.

Zwischen Unsicherheit und Eigenverantwortung 

Ich weiß gar nicht, ob das eine generelle Angst vor Mathematik ist”, sagt Olaf Voll.  Studierende könnten oft nicht zwingend einschätzen, wie fit sie wirklich in der Mathematik seien, so der Mathe-Kenner. Hier komme ein völlig anderes Lerngefühl auf die Studierenden zu. Sie seien für sich selbst verantwortlich – und das sei ein großes Problem. Die Studierenden merken es immer erst, kurz bevor die Prüfungen anstehen”, sagt er und so komme tatsächlich diese Angst” zustande, ob die nächste Mathematikklausur oder -prüfung bestanden werden könne. 

Um den Studierenden eine Möglichkeit zu bieten, selbst aktiv zu werden und ihre möglichen Mathe-Schwächen zu beheben, gibt es für die Studierenden die Möglichkeit, einen kostenlosen Online-Mathe-Kurs zu belegen. Aber auch an der TH werden Mathe-Kurse angeboten.

Svenjas Weg: Von der Unsicherheit zur Bestnote 

Wie groß der Respekt vor Mathematik ist, zeigt sich an Maschinenbau-Studentin Svenja. Die 39-Jährige wusste, dass Mathe auf jeden Fall ein Thema für mich wird.” Sie machte einst ihren mittleren Schulabschluss (MSA) und legte die Fachoberschule nach. Somit fehlten ihr die Grundlagen für das erste Semester, in dem die Professoren das Niveau aus den Mathe-Leistungskursen an Gymnasien als Standard anlegen. Deswegen besuchte Svenja zunächst einen Mathe-Brücken-Kurs und holte zwei Wochen lang von montags bis freitags acht Stunden vor Ort ihren Rückstand auf. Denn im Brücken-Kurs geht es darum, von Professorenseite zu versuchen, alle Teilnehmer auf den Stand derer zu bringen, die im Abitur Mathe-Leistungskurs hatten.” Sie konnte im Verlauf ihres Studiums ihre Mathe-Leistung deutlich steigern und hat sogleich einen wertvollen Tipp für alle Studierenden nach ihr parat: Es war im Nachhinein vielleicht nicht die beste Idee, Mathe im ersten Termin zu schreiben. Ich hätte erstmal diesen Prüfungsvorbereitungskurs mitnehmen sollen und mir damit eine bessere Note sichern können. Dieses Gefühl bleibt von drei Semestern Mathe.” Der Lohn für ihre Mühen kann sich sehen lassen. Sie steigerte ihre Noten von 3,3, über eine 2,7 auf eine glatte 1,0 in der dritten Mathe-Prüfung und spricht eine klare Empfehlung aus, angebotene Kurse in Anspruch zu nehmen. 

Alexander: Dritte Chance mit großem Erfolg 

Ähnliches weiß Alexander zu berichten. Der 28-Jährige studiert im vierten Semester Informationstechnologie und Design und rechnet Olaf Voll an, dass dessen Vorbereitungskurs mir vielleicht meine Zukunft gerettet hat.” Er hatte die ganze Zeit Bauchschmerzen wegen Mathe”, denn ihm stand ein dritter Versuch bevor. Dadurch wuchs der innere Druck und die Unsicherheit. Nachdem er erfahren hatte, dass er Vater werden würde, habe er Mathe vom Tisch haben wollen, der kreative Student, der sich mit einem Freund bereits 2019 parallel zum Studienbeginn mit Musik und Klamotten selbstständig gemacht hatte. Er habe es sich auch selbst beweisen wollen, verrät er und beschreibt, wie Olaf Voll ihm die Angst vor Mathe genommen habe: Er sagte: Komm, ich setze mich jetzt einmal nur zu dir. Wir machen das jetzt hier einmal unter vier Augen. Ganz in Ruhe, so brauchst du keine Angst zu haben.” Alexander hat jede Übung mitgenommen, jede Vorlesung und auch den Prüfungsvorbereitungskurs.” – Diese Ausdauer hat sich mit der Note 1,0 bezahlt gemacht. Strahlend berichtet der 28-Jährige, dass ihm Olaf Voll auch für die Zeit nach Mathe und vor anderen Prüfungen mit seiner Art geholfen habe: Ich habe für mich nach der Matheprüfung gemerkt, dass ich, wenn ich genug gelernt und Selbstbewusstsein getankt habe, in der Prüfung nicht nervös bin.”

Tatsächlich sind nicht die Mathekenntnisse aus der Oberstufe das Problem, sondern die Bruchrechnung, die Potenzrechnung, das Lösen von linearen und quadratischen Gleichungen.”

Wo die wahren Mathe-Hürden liegen 

Olaf Voll beobachtet bei seinen Studierenden immer dieselben Symptome: Tatsächlich sind nicht die Mathekenntnisse aus der Oberstufe das Problem, sondern die Bruchrechnung, die Potenzrechnung, das Lösen von linearen und quadratischen Gleichungen.” Und er versucht, mit den Tutorien tatsächlich diejenigen, die am untersten Level sind, abzuholen.” Dabei stellt er fest, dass sich das Selbstbild der Studierenden im Verlauf seiner Kurse positiv verändert: Sie werden deutlich sicherer, weil sie schnell merken, was sie schon können und was sie noch nacharbeiten müssen.”

Olaf Voll: Der Mann hinter den Mathekursen Olaf Voll arbeitet seit 13 Jahren an der TH Lübeck und bietet Vorkurse, Tutorien und Prüfungsvorbereitungskurse für Studierende in Mathe an. Darüber hinaus bietet er hochschulweit Vorlesungen im Programmierkurs Python an, im Studiengang IT-Design lehrt er außerdem Mathematik – und nimmt den Studierenden die Angst vor Mathe.


Carina: Mit guter Vorbereitung zum Studienerfolg 

Auch Carina, die im 6. Semester Bauingenieurwesen studiert, hat mit Mathe ihre Erfahrungen an der TH Lübeck gemacht – ausschließlich positive, wie sie verrät: Mathe bei uns war sehr gut. Es gab einen Vorkurs, den ich mitgemacht habe. Das war wirklich basic, Brüche umstellen, die grundlegenden Sachen nochmal erklärt. Das hat sehr geholfen.” Die 23-Jährige hat den Großteil ihres Studiums hinter sich und hat schon konkrete Zukunftspläne: Ich gehe in die Verkehrsplanung.” Über die Lernmethoden an der TH sagt sie: Es ist modern und sehr praxisnah. Es wird alles an Medien eingesetzt, was geht. Wir haben viele Labore.” Sie weiß zu berichten, dass das Verhältnis von Studierenden zu Professoren ein ganz besonderes ist: Die Vorlesungen sind recht klein, so hat man als Student ein nettes Verhältnis zum Professor. Das finde ich sehr angenehm.”

Ein Professor, der Eindruck hinterlässt 

Die Aussagen Carinas (… nettes Verhältnis zum Professor …”) und Alexanders (Er ist einfach für die Studenten da”) zu der Beziehung zwischen Professor beziehungsweise Dozent und Studierenden spiegeln das Miteinander an der TH Lübeck wider. Und so kommt es nicht von ungefähr, dass die Studierenden nach Abstimmung unter den eingeschriebenen Studenten einen Preis für die beste Lehrperson vergeben. Diese konnte Olaf Voll in den Jahren 2023 und 2024 einheimsen und weiß die Auszeichnung sehr zu schätzen: Das hat mich sehr gefreut. Einfach deswegen, weil dieser Preis wirklich von den Studierenden vergeben wird. Das macht mich wirklich stolz. Ich bin anscheinend auf dem richtigen Weg. Wenn man dann zu den beliebtesten Dozenten gehört, ist es nochmal eine zusätzliche Motivation für mich.” Biomedizintechnik-Student Lukas hat Voll in einem Informatikwahlkurs kennengelernt. Auf die Frage, was den Dozenten ausmache, antwortet er ohne Zögern: Die Ruhe, wie er tatsächlich unterrichtet.” Zu den Auszeichnungen durch die Studentenschaft sagte er: Man merkt durch das Feedback der Studierenden, dass er die Leute unterstützt” und bestätigt damit direkt die Aussagen Carinas und Alexanders, ohne von diesen Kenntnis zu haben. 

Mehr als Mathe: Zwischenmenschlicher Austausch als Lernhilfe 

Olaf Voll sucht zudem den persönlichen Draht zu den Studierenden: Ich sage immer ein bisschen überspitzt: Wir setzen uns zusammen – und manchmal reden wir auch über Mathe.” Er erklärt, dass der soziale Austausch unter den Teilnehmenden in seinen Kursen hochgradig wichtig” sei und auch etwas Zwischenmenschliches passiere. Es sei ihm total wichtig, mit den Studierenden ins Gespräch zu kommen – auch abseits der gerade anstehenden Lernaufgaben. So hört er öfter, dass ein Tutorium gar nicht so schlimm” sei oder es sogar Spaß gemacht habe.” Und dieser Aussage kann Olaf Voll viel abgewinnen – denn: Wer Spaß bei der Arbeit hat, lernt besser.”

TEXT Markus Till

FOTOS Henrik Matzen